Meinung

von Manfred Maurer

Erpressungsversuch

Als wäre das Coronavirus nicht Herausforderung genug, braut sich vor den Toren Europas die nächste Bedrohung zusammen. Zwar schwächte Ankara gestern die Stunden zuvor offen ausgesprochene Ankündigung einer Öffnung der Türen für nach Europa drängende Migranten ab, die ersten Hundertschaften machten sich aber schon auf den Weg übers Meer.

Erdogan geht es bei der schon öfter in den Raum gestellten Drohung auch um Geld, wofür sich angesichts von dreieinhalb Millionen Syrern in der Türkei sogar Argumente finden ließen. In erste Linie geht es dem türkischen Präsidenten aber darum, Nato und EU in Syrien vor seinen Karren zu spannen.

Dass sich die Nato an seiner Seite militärisch engagieren wird, glaubt Erdogan wohl selber nicht. Realistischer ist da schon seine Forderung nach Unterstützung für eine „Sicherheitszone“ in Nordsyrien, deren Hauptfunktion freilich die Verhinderung eines Kurdenstaates wäre.

„Europa hat eine Wiederholung des 2015er-Migrationsfiaskos zu verhindern.“

Europa darf sich nicht nur nicht erpressen lassen, es hat vor allem eine Wiederholung des 2015er-Migrationsfiaskos zu verhindern. Dies ist umso dringlicher, als das zentrale Motiv für die seinerzeitige Grenzöffnung — Massenflucht aus dem IS-Terrorkalifat — heute nicht mehr gilt. In Syrien sind jetzt Tausende Islamisten aller Schattierungen auf der Flucht. Wer die nach Europa lässt, hat neben dem Coronavirus bald ganz andere Sorgen.

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