„Es geht immer um Macht und Kontrolle“

Carola Mairs neue Doku „Liebes:Leben“ gibt Gewaltopfern eine Plattform

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Es sind erschütternde Geschichten, die die Protagonistinnen in Carola Mairs Film „Liebes:Leben“ erzählen. Gewalt, die zur Alltäglichkeit wird, Herabwürdigungen, physische und psychische Verletzungen …

Die oberösterreichische Filmemacherin bekam die Inspiration zu dem Film bei einer Performance anlässlich des 14. Februars — dem sogenannten V-Day gegen Gewalt an Frauen. „Die Moderatorin hat das Publikum gefragt, wer schon einmal Gewalt erlebt habe — bei sich selbst, oder bei anderen. Mehr als die Hälfte der Frauen ist aufgestanden“, erzählt Mair.

Anfangs sei es sehr schwierig gewesen, Frauen zu finden, die über ihre Erfahrungen mit Gewalt berichten würden. Schlussendlich sind es drei Frauen, die in „Liebes:Leben“ zu Wort kommen. Die Kamera zeigt sie nur in Ausschnitten, ruhig und ohne große Regungen erzählen sie von den Männern, die sie jahrelang misshandelt haben. Sätze fallen, die unter die Haut gehen. „Du kannst nicht glauben, dass du auf sowas reingefallen bist.“ „Ohrfeigen, Faustschläge, Tritte … gebrochene Hände.“ „Es gibt keine Grenzen mehr, es kann alles passieren.“

Verknüpft werden die Szenen mit Tanzsequenzen. „Für mich ist Tanz eine nonverbale Form von Ausdruck, durch die man vieles an Gefühlen transportieren kann. Für die Frauen war ja auch vieles nicht aussprechbar“, so Mair.

Wichtig war es Carola Mair auch, einen Bogen zu gestalten bis hin zu einem versöhnlichen Schluss. „Mir ist wichtig, kein Männerfeindbild zu schaffen.“

Mair hat sich bewusst dafür entschieden, keine expliziten Gewaltszenen zu zeigen: „Gewalt ist ein so subtiles Thema. Je weniger sie gezeigt wird, umso eindringlicher kommt die Botschaft verbal rüber. Weil man nicht so viel sieht, ist man gezwungen, mehr zuzuhören.“

Bild der Frauen stärken

Eine der Frauen ist als Kind misshandelt worden, im Alter von 18 Jahren schlitterte sie in eine Beziehung mit einem Mann, von dem sie sich Schutz erhofft. Dann hat auch er sie geschlagen. „Was sich aber durchzieht — ist mir von der Polizei gesagt worden — sind starke patriarchale Strukturen in den Familien“, sagt Mair.

Am Ende geht es auch darum, das eigene Bild der Frauen zu stärken. Was für Anforderungen gibt es an das Männerbild? „Im besten Fall entdecken die Männer ihre weibliche Seite und leben verstärkt matriarchale Werte.“ Auch Männer sollten Hilfe suchen, wenn sie merken, dass sie ein enormes aggressives Gewaltpotenzial in sich haben, betont Mair. Bei Schulvorführungen haben sich, so die Regisseurin, die jungen Menschen sehr interessiert gezeigt, „auch die Jungs waren sehr beteiligt an der Diskussion“. Gerade viele junge Frauen seien von „moderner Gewalt“ wie Stalking betroffen. „Es geht immer um Macht und Kontrolle.“

Premiere feiert „Liebes: Leben“ am 5. März im Stadttheater Gmunden, weitere Vorführungen im Kino Ebensee (6. 3.), in Bad Ischl (10. 3.), am 12. März in Freistadt und am 18. März im Moviemento in Linz. Für Schulen: www.edugroup.at

Von Mariella Moshammer

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