„Es geht nicht nur ums Geld“

„IG pflegender Angehöriger“ sieht Anstellungsvorschlag kritisch

In Oberösterreich wird derzeit über ein Modell der Anstellung pflegender Angehöriger diskutiert. Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) will dieses Vorhaben in Anlehnung an das burgenländische Modell umsetzen.

Bereits dort haben Betroffene teilweise Kritik daran geäußert. Und auch in Oberösterreich wird das Vorhaben von Praktikerinnen und Praktikern durchaus kritisch gesehen.

Man solle auf Bestehendem aufbauen, sagt Schiemer.
Man solle auf Bestehendem aufbauen, sagt Schiemer. ©privat

„Wir haben flächendeckend Sozialberatungsstellen, die ein wahrer Schatz sind und vom Sozialressort nicht vergessen werden sollten“, sagt Franziska Schiemer im VOLKSBLATT-Gespräch.

Sie ist Regionalkoordinatorin für Oberösterreich der „Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger“. Und sie war fast 17 Jahre lang in einer Sozialberatungsstelle tätig. Dort schnüre man vor Ort maßgeschneiderte Hilfspakete.

„Viele Angebote gibt es ja bereits“, nennt Schiemer etwa Weiterversicherung, Pflege- und Hospizkarenz. „Man braucht nicht immer etwas Neues zu erfinden, sondern sollte auf dem Bestehenden aufbauen.“

„Muss nicht immer etwas Neues erfinden“

Die Pflege von Angehörigen sei sehr vielschichtig, so Schiemer: „Es gehören Idealismus und Pflichtbewusstsein dazu. Da geht es nicht nur ums Geld, das sehe ich schon ein bisschen kritisch.“

Weiters ortet die Expertin „andere Dinge, die vorrangig zu klären wären“. So sei es oft schwierig, dass Menschen zu Hilfsmitteln kommen, die sie benötigen.

Oft würden mehrere Mitglieder einer Familie bei der Pflege unterstützen. „Wenn dann eine Person angestellt sei, könnte es heißen: ,Du bekommst eh bezahlt‘“, sagt Schiemer.

Das würde den Druck noch erhöhen. Zudem sei eine Bürokratisierung zu befürchten. Durchaus etwas abgewinnen kann Schiemer einer Ausbildung für pflegende Angehörige. „Manche würden dann vielleicht generell in der Pflege bleiben.“

Von Christian Haubner

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