EU-Außenminister suchen koordinierten Kontakt zu Taliban

Bedingungen für Zusammenarbeit bei informellem Treffen formuliert

Ein Kricketspiel in Kabul: Die neuen Machthaber wollen wahrscheinlich so etwas wie Normalität vermitteln.
Ein Kricketspiel in Kabul: Die neuen Machthaber wollen wahrscheinlich so etwas wie Normalität vermitteln. © AFP/Qureshi

Die Außenminister der EU-Staaten haben sich auf fünf Bedingungen für eine beschränkte Zusammenarbeit mit den militant-islamistischen Taliban in Afghanistan verständigt.

Das „operative Engagement“ mit den neuen Machthabern soll demnach schrittweise hochgefahren werden, wenn die Taliban eine Regierung unter Einbindung auch anderer politischer Kräfte im Land bilden und die Ausreise von schutzbedürftigen Menschen ermöglichen.

EU wird mit Taliban in Kontakt treten müssen

Zudem sollen sie die Einhaltung von Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit gewähren, humanitäre Hilfe ermöglichen und garantieren, dass Afghanistan nicht wieder zu einer Basis für international operierende Terrorgruppen wird.

„Wir werden mit der neuen Regierung in Afghanistan in Dialog treten müssen“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag nach Beratungen der EU-Außenminister in Slowenien. Es gehe um ein „operatives Engagement“, das in Abhängigkeit vom Verhalten zunehmen könne, und nicht um politische Anerkennung.

Eine Grundlage für die Verständigung auf die Bedingungen war nach Angaben von EU-Diplomaten ein deutsch-französisches Papier zum Thema. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Treffens. „Wir haben eine klare Marschrichtung gegenüber Afghanistan, einen Leitfaden für den Umgang mit der künftigen afghanischen Regierung“, sagte er am Rande des Treffens zur APA.

Mullah Baradar wird neuer Regierungschef

Knapp drei Wochen nach der Taliban-Machtübernahme nimmt die Regierung der radikalen Islamisten Form an. Der Chef des Taliban-Politbüros, Mullah Baradar, werde die Regierung in Kabul leiten, verlautete am Freitag aus Taliban-Kreisen.

Der Sohn des verstorbenen Taliban-Gründers Mullah Omar, Mullah Mohammad Jakub, werde eine hochrangige Position in der Regierung einnehmen, sagten drei mit den Vorgängen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Das könnte Sie auch interessieren