Experten warnen vor Öffnungsschritten

Video
Ich möchte eingebundene Video Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Österreich dürften verlängert, vermutlich auch verschärft werden.

Bei Beratungen der Regierung mit Experten drängten die Wissenschaftler – vor allem mit Blick auf die neue Virus-Variante B.1.1.7. – am Samstag auf eine Verlängerung des Lockdowns um zwei bis drei Wochen. Die 7-Tages-Inzidenz müsse auf 50 gesenkt werden, sagte MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner. Auch wird das verpflichtende Tragen von FFP2-Masken empfohlen.

Die Rate der Neuinfektionen sei für ein Aufmachen „aus unserer Sicht viel zu hoch“, betonte Wagner. „Die Neuinfektionen gehen nicht mehr stark genug zurück“, die Sieben-Tages-Inzidenz habe sich zuletzt zwischen 130 und 150 eingependelt. „Es müssen Maßnahmen getroffen werden, diese Inzidenz deutlich zu senken“, betonte er.

Ziel sei, diese auf „deutlich unter 50“ zu senken. Statistiker Erich Neuwirth merkte an, eine „schöne Zielvorstellung“ wäre ein Wert von 25. Es gehe darum, Maßnahmen zu ergreifen, um die Neuinfektionen auf Zahlen zu bringen, „die beherrschbar sind“, bei denen etwa das Kontakt-Tracing wieder funktioniere, sagte der Experte.

☣️➡️  Mehr zu diesem Thema ⬅️☣️

Eindringlich warnte die Expertenrunde vor der nun auch in Österreich angekommenen neuen britischen Virusvariante B.1.1.7.. „Wir wissen, dass sie wesentlich infektiöser ist als der bisherige Wildtyp“, sagte Wagner. „Es ist eine Situation, die man als Game Changer sehen kann“, erklärte auch der Mikrobiologe Andreas Bergthaler. „Das Virus ist infektiöser, darauf müssen wir eingehen.“

Gleichzeitig betonte Bergthaler, dass die bisherigen Maßnahmen grundsätzlich weiterhin geeignet seien, das Virus einzudämmen, auch die neue Variante. Da aber die Dynamik eine größere sei, müsse man eben überlegen, welche zusätzlichen Maßnahmen man ergreift. Denn die Zahlen seien insgesamt zu hoch, das belaste nicht nur das Gesundheitswesen und erschwere das Kontakt-Tracing, sondern berge auch die Gefahr weiterer Mutationen. „Wenn wir versuchen, die Zahlen runterzubringen, ist das unser Ticket möglichst rasch zu einem Normalzustand zu kommen.“

Video:
Video
Ich möchte eingebundene Video Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Der Lockdown müsse jedenfalls verlängert werden, um dieses Ziel zu erreichen – und für alle Bereiche gelten, sagte Wagner. Auf eine Dauer wollte er sich nicht konkret festlegen, dies sei eine politische Entscheidung aber: „Ich denke, das wir mit zwei oder drei Wochen dieses Ziel erreichen müssen.“

Eine klare, eindringliche Forderung richtete der Vizerektor an die Politik, was die Einschränkung der Bewegungen der Bevölkerung angeht. Dazu sei es vor allem notwendig, Home-Office zur Pflicht zu machen (dort wo es möglich ist). Dies sei auch in Hinblick auf die Schulen und Kindergärten wichtig, wo derzeit teils deutlich über 50 Prozent der Kinder zur Betreuung anwesend sind. „Dass so viele Kinder in den Kindergärten und Schulen in Betreuung sind hängt ja auch damit zusammen, dass die Eltern arbeiten gehen. Es ist ganz wichtig, dass Home-Office eingeführt wird und auch verpflichtend gemacht wird. All diese Eltern können und sollten dann Kinder auch zuhause betreuen“, betonter er.

☣️➡️  Mehr zu diesem Thema ⬅️☣️

Verpflichtend werden soll nach Ansicht der Experten auch der Einsatz von FFP2-Masken – und zwar „in allen Bereichen, wo wir zusammentreffen“, wie Neuwirth sagte. Auch der Ein-Meter-Abstand müsse auf zwei Meter ausgedehnt werden, dazu seien regelmäßige Tests notwendig. Diese FFP2-Pflicht sollte auch nach Ende des Lockdowns aufrecht bleiben, sagte Wagner. Denn damit könnte nach Erreichen der Ziel-Inzidenz bewirkt werden, dass dann kein weiterer Lockdown notwendig werde.

Eine Entscheidung über die weitere Vorgangsweise soll seitens der Regierung am Sonntag verkündet werden. Bereits am Freitagabend wurde nach einem Gespräch zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und den Landeshauptleuten klar, dass es wohl zu keiner Aufweichung der Maßnahmen kommen wird. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte im Anschluss an die abendliche Unterredung, er rechne mit der Verlängerung des Lockdowns „bis weit in den Februar hinein“. Lockerungen wird es seiner Ansicht nach nicht geben, auch die ab dem 25. Jänner angedachten Schulöffnung dürften seiner Einschätzung nach nicht kommen.

Nach dem nun Samstagfrüh erfolgten Expertengespräch, zu dem auch die Landeshauptleute per Videokonferenz zugeschaltet waren, ist für den Vormittag noch ein Gespräch mit den Sozialpartnern im Kanzleramt angesetzt. Im Laufe des Tages soll es dann eine weitere Videokonferenz mit den Landeshauptleuten geben, hieß es gegenüber der APA aus dem Kanzleramt. Mit der Verkündigung der Entscheidung über das weitere Vorgehen hinsichtlich des Lockdowns ist für Sonntagvormittag zu rechnen, für den späteren Vormittag ist eine Pressekonferenz im Kanzleramt in Aussicht genommen.

Das könnte Sie auch interessieren