Fake News aus der Zeit des Nationalsozialismus

Genoss den Medienrummel nach seiner Entlassung aus der Haft und präsentierte sich als „guter Nazi“: Albert Speer.
Genoss den Medienrummel nach seiner Entlassung aus der Haft und präsentierte sich als „guter Nazi“: Albert Speer. © ORF/Salzgeber/Realworks

Er fühle sich wie Ödipus, dem auch nicht bewusst gewesen sei, welche Verbrechen er begangen habe. Bis zum Ende seines Lebens blieb Albert Speer bei der Behauptung, nichts von den Gräueltaten des Nazi-Regimes gewusst zu haben.

Und schaffte es damit, viele zu blenden, kreierte selbst seinen Ruf als „guter Nazi“. Die preisgekrönte ORF-Koproduktion „Speer Goes To Hollywood“ von Vanessa Lapa entlarvt Hitlers „Leibarchitekten“ und Reichsminister für Bewaffnung und Munition, der für Millionen von Häftlingen, die Arbeitsdienst leisten mussten, verantwortlich war und damit für Vernichtung durch Arbeit.

Schon in Nürnberg kam Speer im vergleich zu anderen Nazis aus der ersten Reihe gut davon: Er wurde zu 20 Jahren Haft in Berlin-Spandau verurteilt. 1969 veröffentlichte er seine „Erinnerungen“, das Buch wurde ein Bestseller, verkaufte sich drei Millionen Mal, noch heute geht es über den Tresen. Fake News aus der Nazi-Zeit.

Anfang der 80er-Jahre gab es tatsächlich ernsthafte Bemühungen, daraus einen Hollywoodfilm zu machen. Speers einziges Ansinnen dabei: sich reinzuwaschen. Monatelang sprach er mit Drehbuchautor Andrew Birkin über das Projekt.

40 Stunden an Ton-Material, aus denen die Macher der Doku schöpfen, in denen Speer selbstgefällig agiert und den Eindruck hinterlässt, als würde er sich im Inneren köstlich über die amüsieren, die er täuschen kann.

Was Vanessa Lapa zusätzlich zusammengetragen hat, zeigt das wahre Gesicht dieses Mannes, deckt den Sumpf an Lügen auf und Speers Taten auf. Die sehenswerte Doku kommentiert nicht, die Originalaufnahmen und die Archivbilder, die aus unterschiedlichsten Quellen stammen, sprechen für sich. Und Hollywood? Das hat den Film nie gedreht.

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