Familie, Migration und bedrohte Natur

Themenvielfalt beim 33. Freistädter Festival „Der Neue Heimatfilm“

Süheyla Schwenk erhielt für „Jiyan“ den mit 2500 Euro dotierten Hauptpreis.

Die 33. Ausgabe des Freistädter Festivals „Der Neue Heimatfilm“, das in schwierigen Zeiten die Bedeutung des Kinos als Ort der Begegnung hervorhob, ging am Sonntag zu Ende. Die 44 präsentierten Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme vereinten in thematischer Hinsicht die Reflexion über den Wandel traditioneller Lebensformen in den Familien, die Migrationsproblematik sowie die Auseinandersetzung mit bedrohter Natur.

Hauptpreis an „Jiyan“

Der mit dem Hauptpreis prämierte deutsche Spielfilm „Jiyan“ der Regisseurin Süheyla Schwenk (geb. 1985) weist in einer Innenschau „mit größter Genauigkeit, Bewusstsein gegenüber der filmischen Form und feinsinnigem Gespür“ (so die Jury) auf die Alltagsproblematik einer syrisch-kurdischen Familie im Zusammenleben auf engstem Raum in Deutschland. Familienkonflikte auf sozial-politischem Hintergrund thematisiert ebenfalls der mit einer Besonderen Erwähnung ausgezeichnete Beitrag „Nech je svetlo“ („Let there be light“) des slowakischen Regisseurs Marko Skop (geb. 1974).

Eine Brücke zwischen den Generationen möchte die junge Protagonistin (in Freistadt anwesend: Yile Yara Vianello) des italienischen Beitrags „Semina il vento“ („Saw the wind“) von Danilo Caputo über ihr Engagement für die vom Sterben bedrohten Olivenbäume in Apulien bilden. Ebenso verbindet in poetischer Natur-Einbettung der dänische Beitrag „Uncle“ von Frelle Petersen zwei Generationen: Der durch einen Schlaganfall eingeschränkte Onkel teilt sein Leben mit der bei ihm lebenden Nichte in voneinander abhängiger, zärtlich-tragikomischer Symbiose. Auch „Bull“ der Amerikanerin Annie Silverstein zeigt konsequent die Sehnsucht nach generationsverbindender Zugehörigkeit einer einsamen Jugendlichen.

Natur rückt in den Fokus

Den Blick auf das Leben mit den Naturelementen schärft überzeugend die Doku-Fiktion „Tutto l’oro che c’è“ von Andrea Caccia (I) über Menschen und Tätigkeiten verbindende Geschichten entlang des Flusses Ticino zwischen der Lombardei und dem Piemont. Die Natur als Protagonistin in Gestalt eines Windes zeigt auch die Doku des Schwanenstädters Bernhard Pötscher „Bora – Geschichten eines Windes“. Eine verbindende Perspektive in der Hilfe für Migranten eröffnet die in vier Städten Nord- und Süditaliens angesiedelte Doku „Dove bisogna stare“ („Where you belong to“) von Daniele Gaglianone. Der Dokumentarfilmpreis erging an den österreichischen Beitrag „Weiyena – ein Heimatfilm“ von Judith Benedikt (geb. 1977) und Weina Zhao (geb. 1986) über die Geschichte der in Peking geborenen Regisseurin Weina, wobei in enger Verbindung mit deren Familie die Etappen der Geschichte Chinas lebendig werden.

Eine Besondere Erwähnung der Jury erhielt der Schweizer Film „Volunteer“ von Anna Thommen (geb. 1980) und Lorenz Nufer über das humanitäre Engagement von Schweizer Freiwilligen bei der Betreuung von Migranten an den Küsten Griechenlands.

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Für den Preis der Jugendjury wurde der schweizerisch-belgische Spielfilm „Le milieu de l’horizon“von Delphine Lehericey (geb. 1975) gekürt. Die Literaturverfilmung („Das Flirren am Horizont“ von Roland Buti) erzählt, eingebettet in die Naturkatastrophe der auf der Landwirtschaft lastenden Dürre in der sommerlichen Hitze des Jahres 1976, die Geschichte eines 13-jährigen Jungen, der über seine sich von der Familie entfernenden Mutter seine Initiation zum Erwachsenwerden erfährt.

Eine Werkschau wurde dem italienischen Regisseur Claudio Giovannesi gewidmet, der in seinen Filmen den Blick auf die Außenseiter der Gesellschaft lenkt.

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