Faustdick hinter den faltigen Ohren

„The Owners“ erfindet den Horror-Thriller nicht neu, macht sich aber gut

Wer könnte den beiden — Rita Tushingham als Ellen und Sylvester McCoy als Dr. Richard Huggins — nicht trauen?
Wer könnte den beiden — Rita Tushingham als Ellen und Sylvester McCoy als Dr. Richard Huggins — nicht trauen? © Polyfilm

Was verbirgt dieser Safe, den die Besitzer mit aller Macht zu schützen versuchen, für den sie einen Finger oder mehr opfern würden?

Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Drei in Sachen Einbruch nicht versierte junge Männer wollen in den frühen 1990ern irgendwo in England den großen Coup landen. Sie versuchen, das beeindruckende Haus eines wohlhabenden Paares auszurauben.

Mit dabei auch Mary (Maisie Williams), die eigentlich von dem Plan gar nichts hält — und, soviel sei verraten, zum kämpferischen „final girl“ mutieren wird. Für den Anfang soll Mary erstmal Recht behalten, denn es funktioniert nichts wie gedacht für die Einbrecher, und dann kommen die zwei älteren Herrschaften auch noch nach Hause.

„The Owners“ ist ein ganz klassischer Thriller des französischen Regisseurs Julius Berg, der zunehmend Horror-Momente offenbart und veranschaulicht: Gänsehautmomente, grauslige Szenen und spannende Wendungen müssen nicht immer neu erfunden werden. Das Rad rollt auch so.

Schrulligkeit kennt ihre Grenzen

1.7.1.1.9.2.2. — hat der alte Hausbesitzer mit Absicht den falschen Zahlencode genannt, oder spielt ihm sein in die Jahre gekommenes Gehirn in dieser Stresssituation einfach einen Streich? Was immer der Grund für die falschen Ziffern ist, einer der jungen Einbrecher verliert die Nerven, will der Gattin des in die Jahre gekommenen Arztes mit einer elektrischen Handkreissäge an die Gurgel.

Nur das zu kurze Kabel verhindert ein Gemetzel. Im selben Moment, als der Motor erstirbt, setzt auch die spannungsgeladene Musik aus. Diese winzigen witzigen Einfälle des Regisseurs geben dem Film kleine Momente des Humors, der zu Beginn des Films noch dominiert.

Weder, so dämmert es den Einbrechern, wartet das Grauen hinter der Stahltür. Noch tun sich die Abgründe durch sie, die Eindringlinge, auf. Nein, die schrullige Oma (grandios: Rita Tushingham) und der kauzige Opa (Sylvester McCoy) haben es trotz der Tücken des Alters faustdick hinter den faltigen Ohren. Die hinterhältigste Fassade der Boshaftigkeit.

Was folgt, ist bekannt: Eine Werkzeugbank bietet so viele Möglichkeiten der Folter; Blut geht immer; ein Telefonat, das ins Nichts geht, macht Gefangenen richtig Angst; die Vergangenheit wirft grausige Schatten in die Gegenwart; und: Krankenschwestern und Ärzte haben nur im echten Leben das Wohl aller im Sinn.

Nun kann man „The Owners“ auf zweierlei Weise anschauen und beurteilen: ausgelutscht, altbacken und zigmal gesehen. Oder man freut sich einfach über klassische, blutige und spannende Thrillerunterhaltung. Ich empfehle Zweiteres.

Von Mariella Moshammer

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