Fokus „Frauen und Film“

Diesen Sonntag wird der Weltfrauentag gefeiert und damit eine Gelegenheit genützt, den weiblichen Teil der Bevölkerung in den Fokus zu rücken — und zwar in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. So auch in der Filmwelt. Weniger Frauen als Männer führen Regie und weitaus weniger sind für prestigeträchtige Filmpreise nominiert ...

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Gleichberechtigung sollte in jeder Hinsicht Standard sein. Sie ist es aber noch lange nicht. Der Weltfrauentag diesen Sonntag, 8. März, ist eine Gelegenheit, die weiblichen Stärken ins Blicklicht zu rücken, aber auch Bereiche aufzuzeigen, in denen es Nachholbedarf gibt.

Und das tun auch die heimischen Programmkinos. Im Programmkino Wels wird beispielsweise am 8. März „Little Women“ (16 Uhr) gezeigt. Es geht um vier junge Frauen im Amerika Mitte des 19. Jahrhunderts, die ihr Leben selbstbestimmt nach eigenen Vorstellungen gestalten wollen.

© Grafik: Vergleich.org

Es folgt „Der Glanz des Unsichtbaren“ (19.45 Uhr), eine Ode an die Freundschaft und die Solidarität. Der Film erzählt von Frauen, die in äußerst prekären Umständen leben. In „Elfie Semotan, Photographer (20.20) gibt dann die renommierte Fotografin einen Einblick in ihre Arbeit. Die Lichtspiele Lenzing zeigen am Sonntag (17 Uhr) die Dokumentation „Die Dohnal“ der aus Vöcklabruck stammenden Filmemacherin Sabine Derflinger.

Am Dienstag, 10. März, folgt mit „Eine ganz heiße Nummer 2.0“, die Fortsetzung der Erfolgskomödie rund um das Dreiergespann Waltraud, Lena und Maria. Die Frauen müssen wieder einmal das Ruder übernehmen.

Das Kulturzentrum d’Zuckerfabrik Enns präsentiert in Kooperation mit „EU XXL Die Reihe“, das Wanderkino, am Sonntag (19 Uhr) „Gegen den Strom“ (Island/Ukraine 2018). Chorleiterin Halla ist fünfzig und eine unabhängige Frau. Doch hinter der Fassade einer gemächlichen Routine führt sie ein Doppelleben als leidenschaftliche Umweltaktivistin.



Mutig und selbstbestimmt

Mit ihrem Film „Liebes:Leben“ porträtiert Carola Mair drei betroffene Frauen und deren Weg aus ihrer Beziehung mit Gewalttätern. Dabei gehen weibliche Kunstschaffende in Resonanz mit den Erzählungen und verarbeiten diese in ihrer Performance. In der Thematisierung von Gewalterfahrungen vermittelt dieser Film kein Bild passiver Opfer, sondern das mutiger und selbstbestimmter Frauen. Anlässlich des Internationalen Frauentags wird er u. a. am 12. März im Kino Freistadt (20 Uhr) sowie voraussichtlich am 18. März im Moviemento Linz gezeigt. Letzteres hat für den 8. März u. a. folgende Filme am Plan: „Marie Curie — Elemente des Lebens (13.20 Uhr), „Elfie Semotan, Photographer“ (15.30 Uhr), „Little Women“ (17 Uhr), „Die perfekte Kandidatin“ (17 Uhr) oder „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (19 Uhr), und das City Kino u. a. „Emma“ (18 und 20.15 Uhr).

Filme zum Thema gibt es etwa auch im Kino Bad Leonfelden, im City Kino Steyr, im Kino Ebensee oder im Kino Freistadt zu sehen. In Freistadt machen bis 26. März im Rahmen von „FrauStadt Freistadt“ fünf ausgewählte aktuelle Filme von Regisseurinnen Frauen und ihre Geschichte sichtbar. Auch der ORF bietet zum Weltfrauentag mit Filmen, Dokus und Reportagen über starke weibliche Persönlichkeiten ein umfangreiches TV-Angebot. Frauenthemen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten dabei in ORF 2 die beiden „dokFilm“-Premieren „Hollywood.Macht.-Frauen.“ (8. März, 23.05 Uhr) und „Jane Fonda in fünf Akten“ (15. März, 23.05 Uhr). Im Zeichen des Weltfrauentags stehen zudem die Formate „Im Zentrum“ und „Report“, der über unbezahlte Haus-, Pflege- oder Fürsorgearbeit von Frauen berichtet.

Blockbuster im Test

Freilich handelt es sich hier nur um eine kleine Auswahl von Angeboten zum Weltfrauentag. Ganz plakativ auf die großen Blockbuster stürzte sich das Online-Portal „Vergleich.org“. Wie im letzten Jahr hat es auch zum Weltfrauentag 2020 wieder ausgewertet, wie die größten Blockbuster 2019 beim Sexismus-Test abschneiden. Außerdem wurden die Werte für die letzten 30 Jahre analysiert.

Drei Fragen sollen hierbei klären, ob ein Film ein gewisses Mindestmaß an Repräsentation von Frauen erfüllt. Der nicht-wissenschaftliche Test geht auf die Comicbuch-Autorin Alison Bechdel zurück, die den „Bechdel-Test“ 1985 entwickelte. Um diesen zu bestehen, müssen drei Kriterien erfüllt sein: Es müssen mindestens zwei namentlich bekannte Frauen vorkommen. Diese Frauen müssen miteinander reden. Und zwar über etwas anderes als Männer. „Der Bechdel-Test ist nicht sonderlich streng, aber zumindest ist er eine hilfreiche Richtschnur und ermöglicht eine gewisse Quantifizierbarkeit der Gleichberechtigung in Filmen“, meint Désirée Rossa von „Vergleich.org“.

Zwei Filme fielen durch

Diese Top-Zehn-Filme 2019 bestanden diesen Test: „Avengers: Endgame“, „Der König der Löwen“, „Captain Marvel“, „Toy Story 4“, „Aladdin“, „Joker“, der chinesische Animationsfilm „Ne Zha“ sowie „Die wandernde Erde“. Acht von zehn — damit ist die Quote um 30 Prozentpunkte besser als bei den erfolgreichsten Filmen 2018, von denen nur fünfzig Prozent den Test bestanden. Demnach landet das Kinojahr 2019 mit 80 Prozent bei einer sehr guten Quote: Nur 2010 war diese mit 90 Prozent noch höher.



Durchgefallen sind 2019 folgende Top-Zehn-Filme: „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ sowie „Spider Man: Far From Home“ — übrigens ebenso wie alle Vorgängerfilme der Reihe mit Ausnahme von „Spider Man: Homecoming“.

Fortschritt nicht linear

Für die vergleichende Analyse wurden die Daten der offiziellen Seite bechdeltest.com auf die jeweils zehn finanziell erfolgreichsten Filme der Jahre 1990 bis 2019 angewendet. Erfolgreiche Filme werden laut diesem Vergleich weniger sexistisch. Im Vergleich zu den 90er-Jahren ist der durchschnittliche Anteil von Top-Zehn-Filmen des Jahres, die den Test bestehen, in den 2010ern von 52 auf 67 Prozent gestiegen.

Der Fortschritt der „Gleichberechtigung“ im Film ist aber nicht linear. In den 2000ern bestanden mit 43 Prozent noch deutlich weniger Filme diesen Test als in den 90er-Jahren.

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PS: Seit Ende Februar ist Wikipedia ein Stück diverser. Beim Berlinale-Art+Feminism-Edit-a-thon sind 65 neue Artikel über Filmfrauen und 29 Einträge zu Filmen von u. a. weiblichen Filmschaffenden in Wikipedia entstanden. Ähnliche Aktionen der Wikipedia-Autorinnen gibt es auch am morgigen Weltfrauentag wieder, wie der Verein Wikimedia Deutschland wissen ließ.

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