Freudiger Empfang für großes Comeback

„Great Voices“: Piotr Beczała mit Bruckner Orchester im Musiktheater

Weltstar Piotr Beczała sorgte für einen unvergesslichen Abend.
Weltstar Piotr Beczała sorgte für einen unvergesslichen Abend. © Philip Brunnader

Ein musiktheatralisches Großereignis zum Pfingstauftakt versprach der Opern- und Arienabend mit dem einstigen Ensemblemitglied des Linzer Landestheaters Piotr Beczała (55).

Und dies hielt er auch in jeder Beziehung gemäß dem Titel seines neuen Albums „Vincerò!“ – „Ich werde siegen!“.

Von Linz aus die Welt der Musik erobert

Vor dreißig Jahren zog er 25-jährig von Linz aus, um die Bühnen der Welt zu erobern und ist mittlerweile ein international renommierter, wunderbarer Sänger von einer menschlichen Größe, bei der man sich für einen Vergleich schwertäte. Aber Individualität ist ja nichts Ungewöhnliches in der Kunst. Vielmehr sind es bei Beczała mehrere Faktoren, die zusammentreffen, harmonisch abgestimmt auf seine singuläre Stimmqualität ohne jede Selbstüberschätzung und Effektgehabe.

Seine charismatische Erscheinung tut dazu das übrige. Das Publikum kennt ihn. Zu seinem Comeback kam es von weit gereist und füllte das Haus am Volksgarten bis hinauf zu den obersten Rängen. Am Ende des Programms bebte noch der Saal, gab es Standing Ovations unüblicherweise schon vorher, nach jeder Nummer spontan Bravi; man wollte den Weltstar einfach nicht loslassen, bis der Jubel drei Zugaben lang anhielt und dann erst, als die Musiker langsam die Pulte verließen.

Auch auf unser Bruckner Orchester sprang diese Stimmung einer Bewunderung und Liebe über, ein stärkeres gemeinsames Musizieren aus dem Herzen wäre unvorstellbar gewesen. Die beste Anpassung am Pult lieferte der Italiener Marco Boemi, ein langjährig bewährter Theater- und Konzertkenner, berühmt auf allen Opernbühnen, den in Linz kennenzulernen höchste Zeit war und sich gleichsam als ein Geschenk erwies.

„Glanz und Wonne“, wie es im Programmheft hieß, verbreitete die Zusammenstellung der Opernmusik in Abwechslung mit den Arien zwischen lyrisch und dramatisch fundierten Partien, in welche Rollen sich Beczała bühnenstark einlebte. Am längsten im Verdi-Block mit der Rodolfo-Arie aus „Luise Miller“, mit Rezitativ und Romanze des Radamès aus „Aida“, bald bei den Salzburger Festspielen zu erleben, und mit Szene und Arie des Alvaro aus „Die Macht des Schicksals“.

Kontrastierende Wirkung zu den Arien zeigten die Nabucco-Sinfonia mit der rhythmisch veränderten Melodie des populären Gefangenenchors, der späteren Hymne der italienischen Freiheit, oder die Sinfonia zu „Macht des Schicksals“. Der einzige polnische Belcantobeitrag aus der Heimat Beczałas war die „Glockenspielarie“ aus der Oper „Das Gespensterschloss“ von Stanislaw Moniuszko.

Nach der Pause zu genießen waren weitere Repertoireproben von Beczałas göttlicher Glanzstimme mit ihrer ehernen Ausdruckskraft und Flexibilität, vom Typus und in klanglicher Hinsicht auch zum heldischen Fach tendierend. Stilrein und berührend phrasierte er Cavaradossis Abschied vom Leben aus Puccinis „Tosca“, den Turridu aus Mascagnis „Cavelleria rusticana“, den Chénier aus Giordanos „Andrea Chénier“ und die Calaf-Arie aus Puccinis „Turandot“ , mit orchestralen Intermezzi aus den Puccinis „Manon Lescaut“ und Mascagnis „Freund Fritz“, einer besonderen Bühnenrarität. Ein unvergesslicher Abend zum Niederknien! Am 8. Juli ist Beczała übrigens beim Salzkammergut Open Air zu erleben.

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