„Freue mich über jede Premiere“

Landestheater-Geschäftsführer Thomas Königstorfer zur neuen Spielzeit

Leitet seit 2019 dieGeschicke des Landestheaters in kaufmännischer Hinsicht:Thomas Königstorfer.
Leitet seit 2019 dieGeschicke des Landestheaters in kaufmännischer Hinsicht:Thomas Königstorfer. © Robert Josipovic

Am 18. und 19. September startet das Linzer Landestheater mit den Premieren von „Piaf“ und „Fidelio“ in die neue Saison. Thomas Königstorfer, Kaufmännischer Direktor des Hauses, über Vorfreude, Sicherheitsmaßnahmen und Verkaufszahlen.

VOLKSBLATT: Wie fühlt es sich an, nach sechs Monaten wieder durchzustarten?

THOMAS KÖNIGSTORFER: Es fühlt sich natürlich gut an, aber es ist nicht zu verhehlen, dass wir auch alle unter einer durchaus großen Anspannung stehen, weil viel Dinge neu sind in unseren Abläufen. Aber es ist schön, dass wieder alle da sind und wir die ersten Testläufe mit Publikum im Haus gut hinter uns gebracht haben.

Das Landestheater erprobt gerade mit Previews zum Musical „Piaf“ das Sicherheitskonzept. Auf welchen Säulen basiert das Konzept?

Grundsätzlich sind die wesentlichsten Regeln ja in den Corona-Verordnungen festgeschrieben. Wir haben aber auch selbst Maßnahmen entwickelt. So wollen wir hinter der Bühne einen Abstand von mindestens zwei Metern einhalten. Wenn das nicht möglich ist, tragen wir einen Mund-Nase-Schutz. Auf der Bühne wird die Anzahl der beteiligten Künstler pro Abend reduziert. Die Menschen, die sich nicht mit Maske schützen können oder mit Abstand, werden in einem bestimmten Rhythmus auf Corona getestet.

Das Publikum im Zuschauerraum muss momentan während der Vorstellung keine Maske tragen. Wir empfehlen das aber. Sieht das Gelb der Corona-Ampel das dann verbindlich vor, gilt natürlich auch Maskenpflicht im Zuschauerraum. In den Foyers haben wir vorgesorgt, damit es zu möglichst wenig Stausituationen kommt. Unser Publikum bekommt vor der Vorstellung eine E-Mail, da wird man eingeladen, sich von zuhause aus schon das Pausengetränk zu bestellen. Wir haben die Tische in den Foyers verdoppelt, damit hat jeder auf seiner Ebene die Möglichkeit, einen Tisch vorzubestellen, dann braucht man sich nicht anstellen in der Pause. Wir können keine 100-prozentige Sicherheit garantieren, aber man kann schon Risiken minimieren.

Haben Sie Sorge vor den Konsequenzen, die die verschiedenen Schaltungen der Corona-Ampel auf Ihr Haus haben könnten?

Natürlich! Rot bedeutet Einstellung jedweden Veranstaltungsbetriebes, Orange eine Maximalbelegung mit 250 Personen. Das würde uns doppelt treffen, einerseits weil wir dann auf Einnahmen verzichten müssen, zum anderen, weil die Rückabwicklung von bereits verkauften Karten viel Aufwand verursacht. Auf der anderen Seite werden der Schutz und die Gesundheit der Bevölkerung immer höher stehen müssen als die Einnahmensituation eines Theaters.

Sie haben im Sommer ein neues Ticketing eingeführt. Wie funktioniert es?

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Die Umstellungen sind auf mehreren Ebenen erfolgt und funktionieren auch. Es gibt einen Algorithmus der, wenn Sie heute zwei Tickets kaufen, automatisch neben Ihnen die Plätze frei hält. Alle unsere Abonnenten kriegen für jede Vorstellung einzelne Tickets zugesandt. Immer am ersten Montag des Monats startet der Kartenverkauf für das übernächste Monat.

Und wie sehen die Abo-Zahlen aus?

Die Abo-Zahlen sind erfreulicherweise relativ stabil. Sie liegen etwa zehn Prozent unter dem Vorjahr. Dort, wo wir gespannt sind, ist der freie Verkauf: Der ist auch o.k., aber wir merken, dass der Entscheidungszeitpunkt, wann geh´ ich ins Theater oder nicht, später ist. für den September liegen wir im Vorverkauf bei über 80 Prozent Auslastung in den verkleinerten Sälen. Das ist schon weniger.

Müssen die Besucher demnächst mit höheren Kartenpreisen rechnen?

Nein, das haben wir nicht vor.

In welcher Höhe bewegen sich die Verluste in diesem Jahr?

Wir gehen davon aus, dass alleine bei den Ticket-Erlösen die Hälfte wegfallen wird.

Planen Sie Sparmaßnahmen?

Wir waren in den Monaten zwischen dem Lockdown und der Sommerpause gezwungenermaßen sehr sparsam und gehen jetzt mit einem normalen Proben- und Spielbetrieb in die neue Saison. Im November oder Dezember führen wir dann eine Evaluierung durch und sehen, wie sich die Nachfrage entwickelt. Dann werden wir, falls nötig, für die zweite Saisonhälfte Maßnahmen setzen.

Landeshauptmann Thomas Stelzer hat bereits angekündigt, für finanziellen Ausgleich zu sorgen…

In Summe rechnen wir mit etwas mehr als fünf Millionen Euro an Einkommensverlusten und rund zwei Millionen Euro an Mehrkosten. Wir werden dort, wo wir Reserven haben, auf diese zugreifen, zum anderen sagt das Land, bis zu einem Rahmen von 4,3 Millionen Euro gibt es so etwas wie eine Ausfallhaftung. In dieser Dimension können wir einfach ruhig schlafen, dankenswerterweise. Wir wissen, das geht sich aus.

Auf welche Produktion freuen Sie sich besonders?

Heuer ist es so, dass ich mich einfach über jede Premiere freue.

Interview: Melanie Wagenhofer

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