Für Frauenministerin hat Gewaltschutz Priorität

Frauenministerin Susanne Raab
Frauenministerin Susanne Raab © Schicho

Seit acht Wochen ist Susanne Raab Frauenministerin.

Im VOLKSBLATT-Gespräch erklärt die gebürtige Oberösterreicherin, sie sei „nicht in die Politik gegangen, um einer Frau vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu leben hat“, dass es aber noch viele Schieflagen gebe und man die Gleichstellung vorantreiben müsse.

VOLSKBLATT: Vor kurzem war wieder „Equal Pay Day“. Warum gelingt es nicht, die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen zu schließen?

RAAB: Es hat mehrere Gründe: Frauen arbeiten oft in Branchen, die weniger hoch entlohnt werden. Deshalb bemühen wir uns auch, dass wir mehr Frauen z. B. in die Technik bekommen. Und zweitens arbeiten Frauen oft Teilzeit auf Grund von Kinderbetreuungspflichten. Dabei ist es für mich wichtig, dass die Politik die Rahmenbedingungen schafft, damit Frauen ihr Lebensmodell verwirklichen können. Ich bin nicht in die Politik gegangen, um einer Frau vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu leben hat. Ich will die Selbstbestimmung stärken. Wir werden alles daran setzen, um die Gleichstellung voranzutreiben.

Braucht es die Pflicht zum Pensionssplitting?

Wir haben uns im Regierungsprogramm auf ein automatisches Pensionssplitting geeinigt. Die Idee dahinter: Wenn man gemeinsam ein Kind in die Welt setzt, hat man auch die gemeinsame Verantwortung für die Erziehung. Wenn nun ein Elternteil die Kindererziehung übernimmt, zuhause bleibt und deshalb auch keine Pensionszeiten sammelt, dass der andere Elternteil im Sinne der solidarischen Gemeinschaft auch etwas beisteuert. Und leider ist Altersarmut bei Frauen ein riesiges Thema. Die Durchschnittspension bei Männern liegt bei 1700 Euro, die von Frauen bei 1000 Euro.

Ist der Internationale Frauentag ein Grund zum Feiern?

Der Tag macht darauf aufmerksam, wie ungleich die Behandlung von Männern und Frauen auf der ganzen Welt ist. Es gibt Länder, wo Frauen nicht Autofahren dürfen und sich vollverschleiern müssen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen. Davon sind wir in Österreich weit entfernt, aber es gibt auch bei uns noch viele Schieflagen, die man aufzeigen muss. Was mir besonders wichtig ist, ist der Gewaltschutz von Frauen. Ich will, dass jede Frau einen Zufluchtsort hat, wenn sie ihn braucht. Leider hatten wir heuer schon sechs Frauenmorde und die Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Das ist eine dramatische Entwicklung.

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