„Fußball bietet auch Ablenkung“

Fußballverbands-Präsident Götschhofer im Interview-Teil 1 über Herausforderungen & Gehälter

OÖFV-Präsident Gerhard Götschhofer ist optimistisch, dass die neue Saison im oö. Unterhaus plangemäß über die Bühne gehen kann.
OÖFV-Präsident Gerhard Götschhofer ist optimistisch, dass die neue Saison im oö. Unterhaus plangemäß über die Bühne gehen kann. © LUI

Herr Götschhofer, vergangene Woche startete der oö. Amateurfußball mit dem Landescup, nächste Woche folgen OÖ-Liga und Landesligen. Wie blicken Sie der neuen Saison entgegen?

Optimistisch, dass die Saison nicht durch ein unvorhergesehenes Ereignis gestoppt werden muss. Vorrangiges Ziel ist, eine normale, schöne Meisterschaft ohne Unterbrechungen abzuwickeln. Ich bin guter Dinge, denn der Fußball in OÖ ist gar nicht so schlecht aufgestellt.

„Die Umstände spielen auch Probleme in Fußball hinein“

Wir leben in schwierigen Zeiten, wie macht sich das bei den Vereinen bemerkbar? Was sind die größten Herausforderungen?

Zum einen wahrscheinlich noch immer Nachwehen von Corona, die hoffentlich weniger werden. Zum anderen werden durch die schwierigen Umstände unterschiedliche Probleme auch in den Fußball hineingespielt. Energiekosten und Geld sind auch im Fußball ein Thema, die Wirtschaft hat Probleme. Es ist eine spannende Zeit, in der Optimismus notwendig ist. Umso wichtiger ist der Amateursport, weil der Fußball vielleicht auch eine gewisse Ablenkung bietet.

Das hat sich schon in den vergangenen beiden Jahren bemerkbar gemacht, dass der Sport für viele eine willkommene Abwechslung ist.

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Es hat sich gezeigt, dass die Leute den Sport als Ausgleich, Ablenkung und Beschäftigung brauchen. Es geht nicht nur um materielle Dinge, sondern auch um die Freizeitgestaltung.

Sie haben im VOLKSBLATT-Interview zu Beginn der Corona-Krise die Hoffnung geäußert, dass Vereine gewisse Lehren ziehen würden und bei den Gehältern tatsächlich nur der Aufwand entschädigt werde. Trotz der erwähnten schwierigen Zeiten sieht die Realität oft anders aus.

Ich habe jetzt keine konkreten Wahrnehmungen über die budgetäre Situation der Vereine, das steht dem Verband nicht zu. Ich hoffe aber für den Fußball, dass das Geld vorrangig Nachwuchs, Ausbildung oder Utensilien, also der bestmöglichen Ausübung des Sports, zugutekommt.

„Die Vereine werden professioneller geführt“

Wofür ich Verständnis habe, ist, wenn der tatsächliche Aufwand zumindest teilweise ersetzt wird. Man soll nicht jeden Euro verteufeln, aber es gibt Grenzen. Es liegt im Auge des Betrachters, ab wann es ungesund wird. Zu beobachten ist jedoch, dass die Vereine gelernt haben, dass es Abgaben-Vorschriften gibt, die von der Behörde geprüft werden. Damit werden die Vereine sicher professioneller geführt.

Ein weiteres Thema ist die Nachwuchsreform, die ab heuer realisiert wird. Sportlich liegen die Vorteile hin zu kleineren Feldern mit weniger Spielern, was zu mehr Ballkontakten, Aktionen und Toren führt, auf der Hand, oder?

Ich hoffe und glaube, dass es so ist. Es hat vereinzelt massive Gegenstimmen gegeben. Wir haben geantwortet, einmal abzuwarten, denn die beste Reform muss sich erst in der Praxis bewähren. Die große Mehrheit ist aber fest überzeugt, dass es ein guter Wurf ist.

„Man darf von den Eltern aktiv etwas einfordern“

In organisatorischer Hinsicht gibt es allerdings Bedenken. Durch die Reform werden mehr Trainer benötigt, wobei viele Vereine hier schon zu kämpfen hatten. Wie lässt sich dieses Problem lösen?

Zum einen sollen den Nachwuchsbetreuern die tatsächlichen Ausgaben ersetzt werden. Da darf man sehr wohl Geld in die Hand nehmen. Zum anderen halte ich auch eine Heranziehung der Eltern, zumindest für Hilfsdienste, für ganz wichtig. So werden sie auch ein bisschen daran erinnert, was der Verein eigentlich leistet. Man darf von den Eltern schon auch aktiv etwas einfordern. Vereine werden teilweise als Selbstbedienungsladen gesehen, oft sind sie zu selbstlos für manche Eltern, die ihre Kinder nur abgeben und wieder abholen.

„Ist keine andere Sportart“

Mit dem Viertelfinaleinzug ist die Damen-EM für Österreich sehr erfreulich verlaufen. Sie waren selbst in England vor Ort, ihre Eindrücke?

Es ist wirklich erfreulich, wie sich der Frauenfußball entwickelt hat. In nur wenigen Jahren, selbst seit 2017 (EM-Halbfinale, Anm.), ist ein Quantensprung passiert. Besonders gefallen hat mir eine Bandenwerbung der UEFA beim Eröffnungsspiel: ‚It’s not women’s football, but women play football‘. Frauen spielen Fußball, es soll nicht als andere Sportart gesehen werden.

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In Teil 2 des VOLKSBLATT-Interviews spricht Gerhard Götschhofer über die Regionalliga-Reform sowie die Aufstiegsthematik in der OÖ-Liga.

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