Gebeutelt von Fredl & Alfred

OÖ-Premiere: Thomas Maurer mit „Woswasi“ im Linzer Posthof

Gediegene Unterhaltung, gutes Denkfutter und einige knackige Schmäh' bietet Thomas Maurer mit seinem neuen Programm.
Gediegene Unterhaltung, gutes Denkfutter und einige knackige Schmäh' bietet Thomas Maurer mit seinem neuen Programm. © APA/Hochmuth

Ein quer zwischen die Zähne gesteckter Bleistift signalisiert dem Gehirn ein Lächeln. Selbstüberlistung, macht gute Laune. Beim Eintritt zu Thomas Maurers neuem Programm erhalten die Besucher einen Bleistift, am Ende ein Zuckerl.

Maurer folgt damit dem US-israelischen Psychiater Daniel Kahneman, wonach eine kleine Nettigkeit das Erlebte in mildes Licht taucht. Selbstironie des Wiener Kabarettisten, OÖ-Premiere von „Woswasi“ war am Montag, der Linzer Posthof knallvoll.

Anekdotisch unterfütterte Überlegungen

Wir sind nicht Herr im eigenen Haus. Alle Ehre, dass Maurer im Land von Sigmund Freud diese Erkenntnis variiert. Termin zur Darmspiegelung im Facharztzentrumkompetenzcluster (!), das alte Jäger-und-Sammler-Programm läuft. Parkplatzsuche in Wien, Maurer landet an einem denkbar ungünstigen Ort. Bloß, weil er dort ein einziges Mal einen Parkplatz gefunden hat.

Daniel Kahnemans Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ bildet den Ausgangspunkt für Thomas Maurers anekdotisch unterfütterte Überlegungen. Die „Turkey-Illusion“ benennt das sture Festhalten an einem Trend. Demnach hält der Truthahn den Farmer so lange für einen feinen Kerl, bis Thanksgiving kommt. Oder der Backfire-Effekt: Wird etwas mit hoher Emotion geglaubt, aber schlüssig das Gegenteil argumentiert, steigt damit — der Glaube. Impfgegner glauben, aber nicht nur sie. Die Fallstricke zu durchschauen hilft kaum, denn der fieseste lautet: „Auf mi trifft des ned zua.“

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Zwei Wesen ringen in Maurer. Meistens gewinnt Fredl, der Schnell- und Geringdenker, ein Genussmensch. Alfred (Maurers zweiter Vorname), der langsame analytische Denker, verbraucht Zeit und Energie, nervt mit Weltschmerz. Der vermeintliche Chef, das Maurer-Ich, steht auf der Bühne und läuft nicht rund. Die Brücke von Selbstbetrug (eine Überlebensstrategie?) zu heutigem, vom Internet beschleunigtem Wirrwarr an „Kompetenzen“ und „Meinungen“ kann Maurer leider nur ansatzweise schlagen.

Gediegene Unterhaltung, gutes Denkfutter, einige knackige Schmäh’. Ein mittlerer Wurf nur, das Zuckerl sehr okay.

Das könnte Sie auch interessieren