Genetiker Penninger: „Regierung macht guten Job“

Genetiker Josef Penninger über Corona-Schutzmaßnahmen und die Zeit danach

Josef Penninger hofft, dass es bald eine Therapie gegen das Virus gibt.
Josef Penninger hofft, dass es bald eine Therapie gegen das Virus gibt. © APA/Hochmuth

Der aus Gurten stammende Genetiker Josef Penninger (55) zählt zu jenen Forschern, die ein wirksames Medikament gegen das Coronavirus entwickeln.

Im VOLKSBLATT spricht der Wissenschafter darüber, warum die Pandemie unterschätzt wurde und wie sie unser künftiges Leben verändern könnte.

VOLKSBLATT: Warum haben selbst Ärzte lange Zeit die Gefährlichkeit des Coronavirus unterschätzt?

PENNINGER: Ich glaube, das ist eine Sache der Psychologe. Solange es uns nicht trifft, glauben wir es nicht und reden die Gefahr klein. Auf etwas, das schnell passiert, können wir nicht vorbereitet sein. Die Covid-Pandemie hat sich langsam aufgebaut und erzeugt jetzt viel Angst.

Wie beurteilen Sie die von der Österreichischen Bundesregierung gesetzten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus?

Ich glaube, die Bundesregierung hat sehr gut reagiert. Es waren alle überfordert, keiner wusste, was uns genau trifft. Zu reden und Verantwortung zu tragen, sind zwei verschiedene Dinge. Die Regierung hat einen guten Job gemacht und gut kommuniziert. Ich muss ihr ein großes Lob aussprechen. Jetzt ist es wichtig, das wir alle zusammenstehen.

Weltweit arbeiten Forscher wie auch Sie und Ihr Team mit Hochdruck an der Entwicklung von Wirkstoffen zur Behandlung des Coronavirus bzw. an einer Impfung. Zeigt sich bereits, wer die Nase vorne hat?

Das ist schwer zu sagen, denn man muss vielen Ansätzen gleichzeitig nachgehen. Wichtig ist aber nicht, wer die Nase vorne hat, sondern dass wir jetzt eine Therapie und auch einen Impfstoff brauchen.

Wie schätzen Sie die Erfolgschancen ihres Wirkstoffes ein, den sie bereits vor einigen Jahren gegen den SARS-Virus entwickelt haben, ein?

Die von mir mitbegründete Biotechnologiefirma Apeiron setzt auf einen Wirkstoff, der verhindern soll, dass das Virus in die Zellen eindringt, gleichzeitig werden die Organe geschützt. Das muss jetzt sorgfältig in klinischen Studien getestet werden. Wie lange die klinischen Tests dauern werden, ist schwer abzuschätzen. Es könnte aber binnen Wochen erledigt werden, denn die Prüfstellen sind sehr aufgeschlossen.

Ist dem Entdecker eines Impfstoffes gegen das Coronavirus der Nobelpreis sicher?

Ich bin skeptisch, aber ich würde es hoffen.

Die einzelnen Staaten fördern die Forschungstätigkeit massiv. Reichen Ihrer Ansicht nach die zugesagten Gelder aus, um rasch Erfolge zu erzielen?

Es ist toll, dass die österreichische Bundesregierung 23 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Wir haben vergangenen Freitag einen Antrag eingereicht. Auch die Stadt Wien und die EU stellen Gelder zur Verfügung. Auch in Kanada haben wir einen Antrag eingereicht, und sind sogar an die erste Stelle gereicht worden. Obwohl wir vergangene Woche unser Institut in Kanada runterfahren mussten, konnten wir sicherstellen, dass die Forscher effizient weiterarbeiten können. Covid-19 wird uns hoffentlich nie mehr passieren.

Bleibt derzeit die Entwicklung von Medikamenten gegen andere gefährliche Krankheiten wie vor allem Krebs wegen der weltweiten Forschung an einem Wirkstoff gegen das Coronavirus auf der Strecke?

Die Krebsforschung ist für zwei bis drei Monate ausgesetzt, weil viele Labors runtergefahren sind und keine Experimente durchgeführt werden. Insgesamt wird sich vielleicht eine Verzögerung von fünf bis sechs Monaten ergeben.

Viele Experten meinen, dass sich durch das Coronavirus unser Leben, so wie wir es bisher gewohnt waren, nachhaltig verändern wird. Wie lautet Ihre Einschätzung?

Ich hoffe es in dem Sinne, dass der soziale Gedanke gestärkt und es eine größere Solidarität geben wird. Denn ein Virusausbruch in Afrika kann auch uns in Europa oder in Amerika schon bald treffen. Unser Leben wird wieder normal werden, allerdings gilt es sich an Masken und Händewaschen zu gewöhnen. Wie man damit umgehen kann, zeigt Südkorea vor.

Mit Prof. JOSEF PENNINGER sprach Heinz Wernitznig

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