Gesunde Scharfmacher stärken die Abwehrkraft

Ob feurig oder milde, fruchtige Schärfe: Beim scharfen Essen scheiden sich die Geister — dem einen schlägts auf den Magen, dem anderen kann es nicht scharf genug sein. Dabei muss es nicht immer die Chilischote sein, die unsere Speisen aufpeppt: Knoblauch, Zwiebel, Kren und Ingwer sind aus der Küche nicht wegzudenken und außerdem wahre Immunbooster — in diesen Zeiten nie verkehrt.

Hochwertiger Apfelessig wirkt in Kombination mit Knoblauch, Zwiebel, Kren und Co. gegen allerlei Krankheitserreger. © Gillhofer

Die Feurigste unter allen ist nun einmal die Chili. Von grün über gelb, rot und lila streckt sich das Farbspektrum der feurigen Beere, die fälschlicherweise meist für Gemüse gehalten wird.

Grüne Chilis sind allerdings unreif und besitzen deshalb auch weniger Vitamine und Aromen. Reife Chilis punkten mit einem hohen Gehalt an Vitamin C, welches das Immunsystem stärkt.

In heißen Ländern wie Indien, Mexiko oder Thailand schätzt man die Chilischote aber auch aufgrund ihrer Capsaicinoide — Wirkstoffe, die antibakteriell, antiseptisch und gleichzeitig stoffwechselfördernd auf den Körper wirken. Genau diese Capsaicinoide sind es, die für das „Brennen“ im Mund, auf der Haut oder im schlimmsten Fall in den Augen verantwortlich sind. Dabei handelt es sich glücklicherweise nicht um eine echte Hitzeeinwirkung, sondern um eine „thermische Täuschung“.

Scharfes Grün von Wiese, Wald und Garten

Bärlauch: Als einer der ersten Frühlingsboten findet man die Blattspitzen vom Bärlauch oft schon Anfang März. Neben dem begehrten scharfen Knoblauch-Aroma punktet Bärlauch auch mit seiner gesundheitsfördernden Wirkung: Ähnlich wie Knoblauch wirkt er bei Verdauungsbeschwerden, beugt Arterienverkalkung vor und senke zu hohen Blutdruck.

Barbarakraut: Trägt auch den Namen Winterkresse, da es im Winter geerntet werden kann — vorausgesetzt man findet es unter der Schneedecke. Der scharfe Geschmack und der hohe Vitamin C-Gehalt in den Blättern macht Barbarakraut sowohl für die Küche als auch für die Gesundheit wertvoll.

Brunnenkresse: Der Name verrät schon so einiges: Brunnenkresse ist selbst im Winter an klaren Bächen und sauberen Gewässern zu finden und punktet mit Scharfstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen in gesundheitlicher sowie geschmacklicher Hinsicht.

Kapuzinerkresse: Zwar sehr frostempfindlich, aber dafür leicht anzubauen ist die Kapuzinerkresse. Alle frischen Pflanzenteile haben einen scharfen, kresseähnlichen Geschmack, der auf das Benzylsenföl zurückzuführen ist. Diesem Inhaltsstoff verdankt die Kapuzinerkresse ihre antibiotische Wirkung, dementsprechend wird sie in der Naturheilkunde häufig bei Infektionskrankheiten genutzt — allerdings nur in „frischer Form“ in Presssäften, Tinkturen oder Ansätzen.

Capsaicin hat die Eigenschaft Sensoren auf der Haut oder im Mund zu reizen, die Hitze über 43 Grad Celsius melden. So senden Neuronen Hitze- und Schmerzinformationen an das Gehirn, obwohl keine wirkliche Verbrennung entsteht. Diesen Effekt des Capsaicins nutzt man auch in Wärmepflastern oder bei wärmenden Chili-Salben. Der Schmerzreiz setzt im Körper außerdem Endorphine frei, so sorgt der Verzehr von scharfem Essen nebenbei auch für gute Laune.

Um den brennenden Schmerz aber nicht ungewollt auf der Haut oder im Auge zu verspüren, ist Selbstdisziplin während des Kleinschneidens der Chilis und anschließend gründliches Händewaschen unumgänglich. Wird das Brennen im Mund doch zu intensiv, soll trockenes Brot oder Joghurt den Schmerz etwas dämpfen. Jede Chili lässt sich zudem etwas entschärfen, indem man das Innenleben mit den Kernen und die weißen Häute an den Wänden entfernt.

Zum Weinen gut

Tränen fließen auch, wenn es der Zwiebel an die Schichten geht. Schwefelverbindungen, allen voran das Alliin, sind der Grund für das Weinen. Diese in Nase und Augen beißenden Stoffe rücken dank antibakterieller und immunstärkender Wirkung erfolgreich vielen Erkältungskrankheiten auf den Leib. So ist die Zwiebel ein Muss in der Hausapotheke: Zwiebelsirup und Zwiebelhonig kommen bei Husten zum Einsatz, Ohrenschmerzen werden mit angewärmten Zwiebelsäckchen behandelt und auch in der kraftspendenden Suppe dürfen Zwiebeln nicht fehlen.

Rote und weiße Zwiebel, Gemüse-, Küchen-, Frühlings- und Winterzwiebel — selbst die Sortenvielfalt lässt bei den scharfen Alleskönnern nicht zu wünschen übrig. Gemüse- und Küchenzwiebeln schmecken besonders scharf und werden deshalb gerne verkocht oder in der Hausapotheke genutzt. Rote und weiße Zwiebelknollen sind etwas milder im Geschmack, weshalb sie gern roh im Salat oder in Essigwurst zum Einsatz kommen.

Nicht abschrecken lassen

Der Geruch kann schon etwas abschrecken, dabei kann Knoblauch beachtliches für die Gesundheit leisten: Abgesehen von der starken Wirkung gegen allerlei Bakterien soll Knoblauch auch den Blutdruck senken, Arterienverkalkung vorbeugen und heilsam auf Magen-Darm-Probleme wirken. Sogar im Gemüsebeet trägt Knoblauch zur Gesundheit seiner Nachbarpflanzen bei und hält mit seinen Ausdünstungen Pilzkrankheiten in Schach. Von wegen: „Knoblauch macht alt, aber einsam!“

Scharfe Wurzel

Kurz Luft schnappen und die Tränen aus den Augen wischen: Aber genau das ist es, was den Kren — frisch von der Reibe — ausmacht. Undenkbar, wäre er bei Würsteln oder Tafelspitz nicht auf dem Teller. Die hohe Zahl an Senfölglycosiden ist verantwortlich für den intensiven, scharfen Geschmack der Wurzel. Dadurch findet er nicht nur in der Küche, sondern auch in der Pflanzenheilkunde Verwendung, denn die Senfölglycoside hemmen das Wachstum von Viren, Bakterien und Pilzen.

Stärkendes Immun-Tonikum

Zutaten: 300 ml Apfelessig, 4 große Knoblauchzehen, 1 kleine Zwiebel, 1 daumengroßes Stück Ingwer, 1 Scheibe einer Bio-Zitrone, 1 kleine Chili, 1 kleine Kurkumawurzel, 1 EL geriebener Kren, 1 Prise Pfeffer, 1 TL Honig

Zubereitung: Knoblauch, Zwiebel, Ingwer, Chili und Kurkumawurzel klein schneiden und mit der Zitronenscheibe, geriebenen Kren, Pfeffer und Honig in ein großes Glas geben. Mit Apfelessig auffüllen und 2 Wochen ziehen lassen (täglich schütteln oder umrühren). Die Zutaten dann abseihen, das Immun-Tonikum in eine saubere Flasche füllen und kühl/schattig lagern.

Anwendung: Bei leichten Infekten 2 bis 3 mal täglich einen Esslöffel (verdünnt mit Wasser oder pur) oder zur Stärkung der Abwehrkräfte 1 Esslöffel täglich in einem Glas Wasser verdünnt.
(Die Einnahme sollte vorweg mit dem Arzt besprochen werden.)

In der Volksheilkunde wird Kren bei Nieren- und Blasenleiden, grippalen Infekten mit Fieber und Schmerzen des Bewegungsapparates eingesetzt. Ein bewährtes Hausmittel meiner Oma: Kren-Essig. Dafür wird eine Handvoll frisch geriebener Kren in ein großes Schraubglas (250 ml) gegeben und mit Apfelessig aufgefüllt. Nach 10 Tagen kann der Krenessig abgeseiht und mit Wasser verdünnt auf schmerzende Stellen am Körper gerieben werden. Vor der Anwendung sollten Schmerzen aber mit einem Arzt abgesprochen werden.

Exotische Immunstärker

Heißes Wasser mit Ingwer und Zitrone, um eine Erkältung frühzeitig abzufangen, ist vielen Gesundheitsbewussten schon ein Begriff. Die fruchtig scharfe Knolle hat bei uns in den vergangenen Jahren an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen — zu Recht, denn die in ihr enthaltenen Scharfstoffe und ätherischen Öle heizen tatsächlich ein und wärmen von innen. Zudem wirke Ingwer dank seinen Inhaltsstoffen antibakteriell, schleimlösend und heilsam bei Magenbeschwerden. Allen voran aber wird Ingwerwurzel in Form von Teezubereitungen, Tinkturen oder als Pulver bei Übelkeit empfohlen. Bei Schwangerschaftsübelkeit sollte Ingwer allerdings mit Vorsicht dosiert werden, da die Wurzel gebärmutterstimulierend wirkt und so frühzeitige Wehen auslösen könnte.

Gelb und gesund

Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch die gelbe Verwandtschaft des Ingwers: Kurkuma (Gelbwurz). Das stark gelb färbende Curcumin in den kleinen Knöllchen ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der entzündungshemmend wirkt und das Wachstum von Bakterien und Pilzen einschränkt. In Studien belegt ist seine Wirksamkeit bei Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden nach zu fettigem Essen. Am einfachsten ist Kurkuma als Pulver verwendbar — durch das mildes Aroma kann man es direkt in Saucen, im Auflauf oder in Gemüsepfannen einbauen. Damit der Körper die wertvollen Inhaltsstoffe von Kurkuma gut verwerten kann, sollte eine Prise Pfeffer zugegeben werden.

Ein Klassiker unter den Kurkuma-Rezepten ist die Goldene Milch: Dafür wird ein Teelöffel Kurkumapaste (Kurkumapulver mit etwas Wasser angerührt) mit Pflanzenmilch, einer Prise Pfeffer und etwas Kokosöl gut verrührt und in einem Topf erhitzt. Mit etwas Honig oder Agavendicksaft gesüßt, verwöhnt dieses Getränk nicht nur den Gaumen, es soll auch als Stärkungsmittel und immunmodulierend wirken.

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