Meinung

von Manfred Maurer

Giftiges Idol

Kommentar zum Kult um den Islamisten Erbakan.

Alle Jahre wieder rufen Milli-Görüs-Vereine weltweit zu Gedenkfeiern für vorbildhafte Islam-Pioniere.

So weit, so unproblematisch. Im Zentrum des Gedenkens steht freilich eine extrem problematische Figur, deren Positionen in Österreich unweigerlich strafrechtliche Konsequenzen nach sich zögen.

Necmettin Erbakan ist zwar seit zehn Jahren tot, wird aber ungeachtet seiner antisemitischen und islamistischen Ideologie als Idol präsentiert. Außerhalb der türkischen Community ist er zwar kaum jemandem ein Begriff, was die Gelassenheit selbst jüdischer Vertreter erklären könnte, doch islamisch-fundamentalistische Gruppierungen sorgen dafür, dass Erbakan in vielen Köpfen weiterlebt.

Es spräche grundsätzlich nichts dagegen, dieser historischen Figur, welche die Türkei in die Reislamisierung geführt hat, auch hierzulande Symposien zu widmen. Allerdings bedürfte es dazu einer kritischen Würdigung, die jedoch nicht einmal ansatzweise erkennbar ist.

Vor mehr als einem Jahr meinte ein führender Milli-Görüs-Funktionär in Wien, man brauche zur Aufarbeitung von Erbakans Antisemitismus noch etwas Zeit. Zeit wofür? Etwa, um dieses Gift noch tiefer in muslimische Köpfe sickern zu lassen?

Nein, dieser importierte Judenhass hat mit derselben Konsequenz bekämpft zu werden wie autochthoner Antisemitismus. Es gibt keine Zeit zu verlieren!

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