„Golden State Killer“ bekannte sich in 13 Mordfällen schuldig

Jahrzehnte nach einer Verbrechensserie im US-Staat Kalifornien hat sich der als „Golden State Killer“ berüchtigte Joseph James DeAngelo schuldig bekannt. Der 74-Jährige gestand am Montag bei einem Gerichtstermin in der Hauptstadt Sacramento 13 Morde sowie dutzende Vergewaltigungen und weitere Straftaten. Im Gegenzug forderte die Staatsanwaltschaft statt der Todesstrafe elf Mal lebenslang.

Der „Golden State Killer“ hatte in den 70er- und 80er-Jahren Angst und Schrecken verbreitet. DeAngelo wurde am Montag in einem Rollstuhl und in orangefarbener Häftlingskleidung dem Gericht vorgeführt. Auf die Fragen des Richters antwortete der gebrechlich erscheinende Vietnam-Veteran kurz mit „ja“, „nein“, „schuldig“ und „ich gestehe“. Er bestätigte damit die Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft. Die Verkündung von Urteil und Strafmaß sollen am 17. August beginnen.

Der erst 2018 gefasste DeAngelo soll in den 70er- und 80er-Jahren mindestens 13 Menschen ermordet und rund 50 Frauen vergewaltigt haben. Seine Opfer waren zwischen 14 und 41 Jahre alt. Dem 1979 wegen Diebstahls entlassenen Polizisten werden auch zahlreiche Einbrüche zur Last gelegt.

DeAngelo drang häufig nachts maskiert in die Häuser seiner Opfer ein und vergewaltigte sie. Die Vergewaltigungen sind mittlerweile verjährt, dennoch schilderte die Staatsanwaltschaft in der siebenstündigen Anhörung auch diese Verbrechen. So habe DeAngelo eine Frau gezwungen, ihn oral zu befriedigen, indem er drohte, anderenfalls ihrem Baby ein Ohr abzuschneiden.

„Das Ausmaß von Joseph DeAngelos Verbrechensserie ist einfach erschütternd“, sagte Staatsanwalt Thien Ho. „Jedes Mal, wenn er entkam, leise in die Nacht hinausschlüpfte, ließ er Gemeinden verängstigt zurück.“

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Die Verbrechensserie hatte 1975 mit Taten in der Gegend von DeAngelos Wohnort Sacramento begonnen, später attackierte der Täter in ganz Kalifornien Frauen. Die Taten endeten offenbar 1986 mit der Vergewaltigung und Ermordung einer 18-Jährigen.

Die Staatsanwaltschaft ging den Deal mit DeAngelo mitsamt dem Verzicht auf die Forderung nach der Todesstrafe ein, damit seine Opfer und deren Angehörige sein Schuldeingeständnis zu hören bekommen und seine Verurteilung miterleben. „Die Angehörigen der Mordopfer haben jahrzehntelang auf Gerechtigkeit für ihre geliebten Menschen gewartet“, sagte Staatsanwältin Amy Holliday. Einige Opfer und Opferangehörige seien inzwischen bereits gestorben.

Die Corona-Pandemie drohte das Gerichtsverfahren weiter zu verzögern. Damit auch Opfer an der Sitzung am Montag teilnehmen konnten, fand sie im Ballsaal einer Universität statt, wo die Corona-Abstandsregeln eingehalten werden konnten.

Die Ermittler waren DeAngelo auf die Spur gekommen, indem sie eine an einem Tatort gefundene DNA-Spur mit Daten einer Internetseite für Ahnenforschung abglichen. Sie stießen so auf einen Verwandten DeAngelos und konnten den Kreis der Verdächtigen immer weiter eingrenzen. Der „Golden State Killer“ – „Goldener Staat“ ist der Beiname Kaliforniens – wurde schließlich im April 2018 in einem Vorort von Sacramento festgenommen. Ein Jahr zuvor hatte er seinen Job als Lkw-Mechaniker aufgegeben und war in Pension gegangen.

Der Fall DeAngelo wurde auch durch das Buch „Ich ging in die Dunkelheit: Eine wahre Geschichte von der Suche nach einem Mörder“ von Michelle McNamara bekannt. Das Buch erschien im Februar 2018, zwei Monate vor DeAngelos Festnahme. Es wurde inzwischen vom US-Bezahlsender HBO als Doku-Serie verfilmt, die Ausstrahlung begann am Sonntag.

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