„Green Deal“: EU will Naturschutzflächen verdoppeln

Um die Lebewesen vor dem Aussterben zu bewahren, soll bis 2030 fast ein Drittel der Land- und Meeresfläche in Europa geschützt sein – nahezu doppelt so viel wie heute.

Das sieht die am Mittwoch präsentierte EU-Biodiversitätsstrategie vor. Das Artensterben sei eine Bedrohung für Erde und Menschheit, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), die den Plan begrüßte.

Derzeit sind im EU-Netzwerk Natura 2000 rund 18 Prozent der Land-und Meeresfläche als Schutzgebiete ausgewiesen.

„Neben dem Klimawandel zählt das Artensterben zu den größten Bedrohungen für den Planeten und die Menschheit. Dass auch das Risiko für gefährliche Pandemien steigt, wenn wir natürliche Lebensräume zerstören oder in sie eindringen, hat uns gerade erst die Coronakrise vor Augen geführt. Die heute präsentierten Strategien sind ein wichtiger erster Schritt für mehr Artenvielfalt und auch zur Umsetzung des Green Deal“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zu den Plänen der EU-Kommission. Diese werden in der nationalen Biodiversitätsstrategie berücksichtigt, kündigte die Ministerin an.

Die Ausweisung der Schutzgebiete geschieht auf Grundlage der Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Für diese Flächen bedeutet es nicht, dass sie gar nicht genutzt werden, doch gelten Beschränkungen. Künftig sollen es nach dem Willen der EU-Kommission 30 Prozent sein, davon sollen zehn Prozent besonders geschützt und quasi naturbelassen werden.

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Weiteres Ziel der Biodiversitätsstrategie 2030 sind verbindliche Regeln zum Erhalt und zur Wiederherstellung geschädigter natürlicher Flächen. Mindestens 25.000 Kilometer Flüsse sollen renaturiert werden.

Zudem sollen bis 2030 drei Milliarden Bäume gepflanzt werden. Landwirte sollen dafür sorgen, dass der Verlust von Artenvielfalt vor allem bei Vögeln und Insekten auf ihren Feldern gestoppt und der Trend umgekehrt wird. So sollen künftig mindestens 25 Prozent der Ackerfläche in Europa dem Ökolandbau vorbehalten sein.

Die nötigen Investitionen zur Umsetzung der Strategie beziffert die Kommission auf jährlich 20 Milliarden Euro, die von der EU, ihren Mitgliedsstaaten und privater Seite aufgebracht werden müssten. Doch bringe Naturschutz auch Wirtschaftskraft, rechnet die Kommission vor. Allein der Nutzen des Natura-2000-Netzes werde auf 200 bis 300 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Auf regionaler Ebene entstünden neue Arbeitsplätze.

„Die Natur ist lebenswichtig für unsere physische und geistige Gesundheit, sie filtert unsere Luft und unser Wasser, sie reguliert das Klima und befruchtet unsere Feldfrüchte“, betonte Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius. „Aber wir verhalten uns so, als spiele sie keine Rolle, und wir verlieren sie in einem nie gekannten Tempo.“ Ziel der EU-Kommission sei, die Natur zu schützen und zu reparieren.

Am Donnerstag ist zudem der Tag der Artenvielfalt: am 22. Mai erinnert alljährlich an die UN-Artenschutzkonvention zu deren Erhalt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat in seiner diesjährigen Botschaft die Notwendigkeit dafür hervorgehoben, dass Biodiversität und daher eine nachhaltige Bewirtschaftung notwendig sei, sonst wäre selbst die Menschheit gefährdet. Auch das Coronavirus wurde im Kontext genannt.

Biodiversität würde helfen Klimastörungen abmildern, die Wasser-und Ernährungssicherheit zu gewährleisten und sogar Pandemien vorzubeugen, so Guterres. Das Coronavirus sei ein Virus, das aus der Wildnis stammt und „hat gezeigt, wie eng die menschliche Gesundheit mit unserer Beziehung zur natürlichen Welt verbunden ist. Wenn wir in die Natur eingreifen und lebenswichtige Lebensräume erschöpfen, gefährden wir immer mehr Arten“, sagte Guterres.

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