Greiner: Groß-Übernahme gerät ins Wanken

Nach Kauf von erstem Aktienpaket und Angebot an Aktionäre nun Widerstand aus Belgien

Bei Greiner in Kremsmünster hatte man mit Gegenwind aus Belgien gerechnet und sich für derartige Verläufe des Übernahmeprozess abgesichert.
Bei Greiner in Kremsmünster hatte man mit Gegenwind aus Belgien gerechnet und sich für derartige Verläufe des Übernahmeprozess abgesichert. © Greiner AG

Der heimische Kunststoffspezialist Greiner mit Sitz in Kremsmünster sieht sich bei der geplanten Groß-Übernahme des belgischen Schaumstoffherstellers Recticel SA auf halber Strecke mit größeren Turbulenzen konfrontiert.

Bereits im Mai hatte man 27 Prozent an Recticel vom Großauktionär Compagnie du Bois Sauvage um rund 200 Mio. Euro erworben. Nachdem man nun vergangene Woche ein öffentliches Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre gestellt hatte, kam der Gegenschlag aus Belgien.

„Feindliche Übernahme“

Denn bei Recticel spricht man nicht zuletzt angesichts des Preises von einer „feindlichen Übernahme“. Fakt ist: Im Mai hatten die Oberösterreicher die Aktien zum Stückpreis von je 13,50 Euro vom größten Aktionär gekauft, nun kam das Angebot an den Rest der Aktionäre in gleicher Höhe. Aktuell liegt der Kurs deutlich über 15 Euro –„spekulationsbedingt“ wie man bei Greiner betont.

Doch Recticel hat für sich schon eine Exit-Strategie gefunden. Wie man am Montag bekannt gab, habe man einen potenziellen Käufer für die Sparte „Technische Schaumstoffe“ gefunden. Das US-Unternehmen Carpenter Co. soll bereit sein, für diesen Unternehmensteil 665 Mio. Euro zu bezahlen.

Greiner: Strategisch nicht nachvollziehbar

In Kremsmünster beurteilt man diesen Schritt der Loslösung eines wichtigen Teilbereichs eher als wenig zukunftsträchtig. Man sei der Ansicht, dass eine solche Lösung aufgrund der verringerten Größe und der geringeren Mittel in einem wettbewerbsintensiven Umfeld keine Perspektiven für die künftige Entwicklung und das Wachstum des Unternehmens bringe. Die Sparte für technische Schaumstoffe zählt zu einem der Kernbereichen des Unternehmens. Zudem betont man bei Greiner in einer Aussendung, dass man nach wie vor davon überzeugt sei, dass das eigene Angebot strategischer und finanzieller Sicht ein besseres Ergebnis für alle Stakeholder von Recticel darstelle.

Angebot bleibt gleich

Die Greiner AG bleibt daher ihrem Angebot treu und begründet das auch. „Wenn man sich den Aktienkurs in den vergangenen Jahren anschaut, da notierte die Aktie zwischen 8 und 10 Euro. Vor einem Jahr haben wir dann den Großaktionär um 13,50 Euro überzeugen können. Wenn eine so große Investmentholding diesen Preis gut findet, warum sollten wir die Aktionäre dann um 13,50 Euro nicht auch überzeugen können“, sieht man sich im VOLKSBLATT-Gespräch auf dem richtigen Weg.

Mehrheit möglich

Nun dürfte es auf der kommenden Aktionärsversammlung wohl zum Showdown kommen. Dort würde Greiner mit den 27 Prozent gegen den Verkauf der Sparte an die US-Amerikaner und damit eine Aufspaltung des Unternehmens stimmen –und ist sich dabei ziemlich sicher, als Sieger einer solchen Abstimmung hervorzugehen.

In der Vergangenheit hätten diese 27 Prozent auch schon für die nötige Mehrheit gereicht, da es einen großen Streubesitz gibt. Die Kleinaktionäre würden wenig auf Hauptversammlungen mitstimmen, hieß es zur Begründung am Mittwoch. Sollte Greiner dann auch noch den Rest der Aktien kaufen, müsste man bei 13,50 Euro pro Wertpapier nochmals rund 550 Mio. Euro bezahlen.

„Auf der sicheren Seite“

Und wenn der Verkauf der Sparte an Carpenter durchgeht und man dann 27 Prozent an einem entkernten Unternehmen hält? Bei Greiner hat man sich dagegen abgesichert, erklärte man am Mittwoch gegenüber dem VOLKSBLATT. Man war auf etwaige Probleme vorbereitet, der jetzige Gegenwind kam nicht überraschend, hieß es. „Wir haben dann zwei Möglichkeiten: Entweder wir bleiben bei diesen 27 Prozent des dann ein stückweit entkernten aber finanziell gut ausgestatteten Unternehmens. Oder nutzen eine zweite Variante, die uns offen steht. Mit Compagnie du Bois Sauvage ist abgesprochen, dass man vom Kauf der 27 Prozent zurücktreten kann, wenn es solche Gegenmaßnahmen wie jetzt gibt“, so ein Greiner-Sprecher. „Wir haben also das Zepter in der Hand, Wir haben alle Karten in der Hand und sind auf der sicheren Seite“, ist man in Kremsmünster auch in der aktuellen Lage nicht verunsichert.

Von Christoph Steiner

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