„Große Sportnationen hinter uns gelassen“

ÖOC-Präsident Karl Stoss sieht Österreichs Wintersport gut aufgestellt und erfolgreich

Präsident Karl Stoss (l.) und Generalsekretär Peter Mennel zogen am Freitag eine positive Olympia-Bilanz.
Präsident Karl Stoss (l.) und Generalsekretär Peter Mennel zogen am Freitag eine positive Olympia-Bilanz. © ÖOC

Der 65-jährige Vorarlberger Karl Stoss, der seit 2009 ÖOC-Präsident ist, über …

… die rot-weiß-rote Medaillenbilanz: „Das ÖOC ist natürlich sehr zufrieden. Mit den bisher 17 Medaillen, die wir errungen haben, zählen diese Spiele zu den dritterfolgreichsten, die wir je erlebt haben. Damit lassen wir große Sportnationen hinter uns und ich glaube, dass wir unter den Top 10 der Nationen bleiben, was ein riesiger Erfolg ist und was wir uns immer als Ziel gesetzt haben.“

… die Leistungskurve Österreichs: „In Pyeongchang 2018 hatten wir 51 Platzierungen in den Top 10, wir stehen jetzt im Moment bei 59. Also wir sind schon deutlich besser, sind insgesamt sehr gut aufgestellt und in vielen Disziplinen sehr erfolgreich.“

… das Interesse an den Spielen und Österreichs Erfolgen: „700.000 Besuche bisher beim digitalen Österreich-Haus und millionenfache Zugriffe bei Social Medias zeigen, dass das Interesse trotz der Zeitverschiebung enorm groß ist.“

„Keine einzige negative Stimme erfahren“

… die Wermutstropfen: „Es ist natürlich traurig und schade, dass wir vier Verletzte zu verzeichnen hatten (Anm.: Rädler, Wolf, Millauer und Müller). Und auch Covid-bedingt hatten wir einige Wermutstropfen zu verkraften, wie Marita Kramer, die gar nicht anreisen konnte, oder Sabine Schöffmann.“

… die Stimmung vor Ort: „Das Allerwichtigste ist, wie sich die Athletinnen und Athleten fühlen und da habe ich keine einzige negative Stimme erfahren. Johannes Strolz hat mir gerade gestern gesagt, dass man auch hinter der Maske die Freundlichkeit, die Zuvorkommenheit und das Bemühen spürt. Dass wir sehr eingeschränkt sind, gilt auch für mich. Ich habe nicht das Gefühl, dass man uns schnell wieder loswerden will. Aber nach drei Wochen bin ich auch froh, wieder nach Hause zu kommen.“

„Daran mit Nachdruck weiterarbeiten“

… die angestrebte Imagekorrektur der Olympischen Spiele: „Das versuchen wir ja schon seit längerer Zeit, das ist ganz wichtig, da müssen wir auch mit Nachdruck daran weiterarbeiten, dass wir wirklich zu Punkten der ‚Agenda 2020 plus 5‘ kommen.“

Die wichtigsten lauten übrigens Kostenreduktion, Komplexitätsreduktion und Setzen auf vorhandene Sportstätten.

… Mailand und Cortina 2026: „Dort werden wir auf viele vorhandene Sportstätten zurückgreifen können, aber dadurch auch große Wege auf uns nehmen müssen. Das ist der Preis, den man bezahlen muss.“

… eine mögliche Kandidatur von Kärnten: „Mit einer österreichischen Bewerbung mit einem oder vielleicht zwei unserer Nachbarländer würde es viel kürzere Wege geben. Wenn man das möchte. Die Wortmeldung eines österreichischen Landeshauptmannes (Kärntens Peter Kaiser/Anm.) haben wir zustimmend zur Kenntnis genommen. Gespräche gab es noch keine.“

… eine Nutzung des Innsbrucker Eiskanals für 2026: „Das steht im Moment nicht zur Diskussion, weil das Organisationskomitee am Plan festhält, die alte Bahn in Cortina zu reaktivieren. Falls der Wunsch doch an uns herangetragen wird, werden wir die Bewerbe gerne durchführen.“

… die künftige Anzahl der sportlichen Bewerbe: „Das Wesentliche, was das IOC erreichen möchte, ist eine vollkommene Gleichheit von Athletinnen und Athleten. In Paris werden wir 50:50 haben, hier haben wir 53:47.“ Anmerkung: Damit scheint etwa ein zusätzlicher Wettbewerb im Frauen-Skispringen sehr gut möglich.

Neue Sportarten würden Höchstzahl sprengen

… zusätzliche Sportarten (neben Ski-Bergsteigen, das 2026 olympisch wird): „In Bezug auf mögliche weitere Sportarten wie etwa Naturbahnrodeln ist der Prozess noch nicht gänzlich abgeschlossen. Das müsste in größerem Rahmen diskutiert werden, denn es würde die Höchstanzahl von Teilnehmern sprengen. Die Frage lautet: Wo nimmt man die notwendigen Quotenplätze her? Streicht man einen anderen Bewerb oder stockt man diese Maximalzahl von 2900 auf 2950 oder 3000 auf? Im Moment ist das aber nicht aktuell.“

„Olympia gutes Geschäft“

… die Kosten-/Nutzenrechnung von Olympischen Spielen: „Die Zuwendungen des IOC an die Veranstalterländer steigen automatisch fast jährlich. Hier in Peking betragen sie 800 Millionen Dollar, 2030 wird es sicher schon eine Milliarde sein. Wir haben diese Rechnungen durchgeführt und auch wissenschaftlich geprüft: Olympische Spiele sind ganz sicherlich ein gutes Geschäft aufgrund der Umsatzsteuerentwicklungen und aufgrund des erhöhten Tourismusaufkommens. Und es wäre noch ein größeres Geschäft, wenn man möglichst gar keine Infrastrukturmaßnahmen setzen müsste. Da wären wir (Österreich/Anm.) geradezu prädestiniert.“

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