Gut gespielt, Honda!

Der hybride Jazz erweist sich als Raumwunder, in der auch eine fünfköpfige Kombo erstaunlich bequem Platz findet.

Eizo Honda ist Jazzmusiker. Der anno 1950 geborene Japaner spielt Kontrabass – unter anderem Ende der 1970er-Jahre mit Al Foster. Aber was hat das mit einem Autotest zu tun? Naja: Die Namensgleichheit liegt ja auf der Hand – und dann die Musik, wobei sich die Frage stellt, ob so ein gut zwei Meter langer Kontrabass überhaupt in einen Honda Jazz hineinpasst? Denn der ist ja ein Kleinwagen, mit einer inzwischen langen Historie, die bis ins Jahr 1983 zurückreicht. Damals war der Jazz 3,38 Meter lang. Mittlerweile streckt sich der Fünfsitzer 4044 Millimeter in die Länge. Und ja: Der Kontrabass (samt Schutztasche) geht sich aus im Kofferraum. Denn das Laderaumvolumen (mit hochgeklappten Rücksitzen) reicht von 304 bis zu beeindruckenden 1205 Litern.

Aber auch sonst erweist sich der Kleinwagen als Raumwunder. Auf den vorderen Plätzen thront man sowieso gut – schließlich kann man die beheizbaren Vordersitze bequem zurückschieben. Aber auch im Fond geht es nicht so eng zu, wie man vorab meinen möge. Und die hinteren Sitze sind sowieso magisch, zumindest nennt Honda sie „Magic Seats“. Diese lassen sich nämlich aufklappen, um beispielsweise sperrige Dinge transportieren zu können.

Typenschein

Honda Jazz e:HEV 1.5 i-MMD
Hybrid Executive

Preis: ab € 25.890,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 26.580,- inklusive Sunlight White Premiumlackierung € 690,-; einen Honda Jazz gibt es ab € 22.890,-
NoVA/Steuer: 0 %/ € 112,32 jährlich
Garantie: 3 Jahre bis max. 100.000 km, 3 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung
Service: laut Serviceheft bzw. Bordcomputer

Technische Daten:
Benzinmotor: R3, 12V, Partikelfilter, 1498 cm³, 72 kW/98 PS bei 5500 U/min, max. Drehmoment 131 Nm bei 4500-5000 U/min
Elektromotor: 80 kW/109 PS Spitzenleistung, 40 kW/54 PS Dauerleistung, max. Drehmoment 253 Nm
Getriebe: stufenlose CVT-Automatik
Antrieb: Frontantrieb
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,5 s
Leistungsgewicht: 11,4 kg/PS
WLTP-Verbrauch: 4,6 Liter
VOLKSBLATT-Testverbrauch: 5,4 Liter
CO2-Ausstoß: 104 g/km
Euro 6d

Eckdaten:
L/B/H: 4044/1694/1526 mm
Radstand: 2517 mm
Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1243/1710 kg
Kofferraum: 304-1205 Liter
Tank: 40 Liter (Benzin)
Reifen: 4 x 185/55 R16 87H auf 16“-Alus

Sicherheit:
Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC
Airbags: 6

Generell lebt der hybride Jazz vom Leitbild „Yoo no bi“, dessen Konzept die Schönheit jedem Alltagsgegenstand bescheinigt. Und ja, der kleine Fünfsitzer ist auch schön. Die zerfurchte Front wirkt fast schon martialisch, nach einer kurzen Motorhaube steigt die Windschutzscheibe sanft an – und die Dachlinie fällt danach ebenso sanft minimal ab, um in ein kurzes schräges Heck zu münden. Die 16er-Alus und die wuchtigen Scheinwerfer an Front und Heck verleihen dem Wagen zudem eine fast schon beeindruckende Präsenz, zumindest für einen Kleinwagen. Ach ja, erwähnenswert auch: Die ultra-schmalen A-Säulen, die in einem durchgängigen fließenden Bogen von der Motorhaube bis zu den hinteren Kotflügeln auslaufen, verbessern die Rundumsicht von 69 Grad beim Vorgängermodell auf klassenführende 90 Grad. Das schreibt Honda so – und der grandiosen Rundumsicht können wir nur beipflichten.

Die Honda-Ingenieure haben das Hybridsystem für den Jazz neu konzipiert, mit dem Ziel, das Fahrerlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten. Das System besteht aus zwei kompakten Elektromotoren in Kombination mit einem 1,5-Liter-Benziner einer Lithium-Ionen-Batterie sowie einem innovativen, über die Intelligent Power Control Unit gesteuerten, Direktantrieb. Gemeinsam ermöglichen sie ein sanftes und zugleich direktes Ansprechverhalten, versprechen die Japaner und dieses Versprechen halten sie auch ein. Denn sanft geht es – egal in welchem Fahrmodus man unterwegs ist – vonstatten. Die Kombination treibt den Jazz über die Vorderräder ansatzlos und ausreichend rasch voran. Der Benzinmotor jault nur bei stärkerem Druck aufs Gaspedal, ansonsten singt er dezent im Hintergrund mit. Die Lenkung zeigt sich leider eher schwammig und synthetisch, dafür versehen die Bremsen unverbrüchlich ihren Dienst. Flotte Kurvenfahrten mag der eher weich gefederte Jazz nicht unbedingt, seine Stärke ist das sanfte Gleiten, womöglich unterstützt von der umfangreichen Assistenzarmada, die der Kleinwagen bereithält. Der Verbrauch kann sich außerdem sehen lassen: 5,4 Liter sind mehr als okay.

Schlichtweg großartig ist der Innenraum. Der Materialmix, die Verarbeitung und die Struktur in der höchsten Ausstattungslinie Executive lassen keine Wünsche offen. Das Infotainmentsystem bietet bei der Bedienbarkeit den richtigen Mix aus Touchscreensteuerung und Bedienung via Schalter, Knöpfe und Tasten. Die Menüstruktur ist außerdem logisch und das poppige, neun Zoll große mittige Display weiß genauso zu gefallen, wie die digitalen Cockpitinfos auf dem sieben Zoll großen Fahrerdisplay. Dazu kommt eine umfangreiche Serienausstattung, die unter anderem Lenkradheizung, Zweizonen-Klimaautomatik, Licht- und Regenassistent, USB-Ports sowie Rückfahrkamera bereithält.

Video
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Fazit: Wunderschöner Kleinwagen mit sanften Fahreigenschaften, einem hochwertigen Innenraum und überraschend viel Platz für Passagiere und Gepäck. Mit 25.890 Euro Listenpreis allerdings recht teuer. Wir sagen dennoch: Gut gespielt, Honda!

Text & Fotos: Oliver Koch

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