Guterres: Wir graben uns unser eigenes Grab

UN-Generalsekretär findet klare Worte zu Beginn der Klimakonferenz in Glasgow

Entspannter Beginn der Klimakonferenz in Glasgow: UN-Generalsekretär Antonio Guterres (r.) und Britains Premierminister Boris Johnson (M.) posieren für ein Selfie mit Palaus Präsident Surangel Whipps.
Entspannter Beginn der Klimakonferenz in Glasgow: UN-Generalsekretär Antonio Guterres (r.) und Britains Premierminister Boris Johnson (M.) posieren für ein Selfie mit Palaus Präsident Surangel Whipps. © AFP/Furlang

Vorweg hat die Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow durch die vagen Beschlüsse des G20-Gipfels in Rom einen herben Dämpfer erhalten.

Anstrengungen reichen hinten und vorne nicht

Die von den Staaten weltweit versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz reichen nach Worten von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hinten und vorne nicht aus, um eine Katastrophe abzuwenden. Er rief die Regierungsvertreter am Montag in Glasgow auf, mehr zu tun. „Wir graben unser eigenes Grab“, warnte Guterres bei der feierlichen Auftaktveranstaltung mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP).

Regierungen müssten Subventionen für fossile Brennstoffe beenden, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Emissionen festlegen, verlangte er. „Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug“, sagte Guterres.

„Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen.“

Biden weist auf „kurzes Zeitfenster“ hin

US-Präsident Joe Biden rief die anderen Staats- und Regierungschefs zum Handeln auf. „Wir stehen an einem Wendepunkt der Weltgeschichte“, sagte er. „Wir haben nur noch ein kurzes Zeitfenster vor uns.“ Weiter sagte der US-Präsident: „Glasgow muss der Startschuss für ein Jahrzehnt des Ehrgeizes und der Entschlossenheit sein.“ Biden warnte vor den Konsequenzen, sollten die Maßnahmen unzulänglich sein. „Mit jedem Tag, den wir warten, steigen die Kosten der Untätigkeit.“

Johnson spricht sogar von Weltuntergang

Der britische Premierminister Boris Johnson als Gastgeber nahm die Staats- und Regierungschefs in die Pflicht. Das Treffen müsse „diese Bombe“ entschärfen und „der Anfang vom Ende“ des zerstörerischen Klimawandels werden, sagte Johnson zu Beginn der feierlichen Eröffnungszeremonie am Montag: „Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs.“

Inselstaat Palau befürchtet Untergang

Der Präsident des Inselstaats Palau im Pazifik hat vor dem Untergang seines Landes und dessen Kultur wegen des Klimawandels gewarnt. „Wir müssen handeln, und zwar sofort, weil es sonst um unser Aussterben geht“, sagte Staatschef Surangel Whipps Jr. „Entweder wir setzen auf eine schnelle und großangelegte Reduzierung der Emissionen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Oder wir akzeptieren, dass die Menschheit einer düsteren Zukunft auf diesem Planeten entgegenblickt“, betonte die UN-Klimachefin Patricia Espinosa.

Österreichs Kanzler Schallenberg unterstrich die enge Verbindung der österreichischen Aktivitäten beim Klimaschutz mit jenen auf EU-Ebene. Europa sei mit seinen Klimazielen „auf dem besten Weg, bis 2050 erster klimaneutraler Kontinent zu werden“. Mit dem auf 130 Millionen Euro vervierfachten Beitrag zum Green Climate Fund hob er Österreichs Rolle bei der Klimafinanzierung hervor. Die Corona-Pandemie habe uns daran erinnert, dass „wir alle schnell und gemeinsam handeln müssen, um eine globale Krise effektiv bewältigten zu können“. Gleiches gelte für den Klimawandel.

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat sich indes nach einem Vergleich zwischen dem Holocaust und den Folgen des Klimawandels via Twitter entschuldigt. Es tue ihm leid, bei jüdischen Menschen Anstoß erregt zu haben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte unterdessen seine Teilnahme wegen mangelnder Sicherheitsstandards kurzfristig ab.

In den kommenden zwei Wochen ringen in Glasgow rund 200 Staaten darum, wie die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann.

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