„Hass gegen Ungläubige ist Pflicht!“

In Saudi-Arabien ausgebildeter Religionslehrer verbreitet in Oberösterreich salafistische Ideologie

Noch tragbar? Ein islamischer Religionslehrer betreibt eine Website mit salafistischen Inhalten. © APA/AFP/Rumpenhorst

„Salafismus und Radikalismus haben nichts mit mir zu tun“ — Omer Berisha sagt zum VOLKSBLATT, was er auch einem Vertreter der „Dokustelle Politischer Islam“ und der „Islamischen Glaubensgemeinschaft“ (IGGÖ) geschrieben hat, nachdem die „Islam-Landkarte“ der Uni Wien seinen Namen mit „salafistisch-radikalem Gedankengut“ in Zusammenhang gebracht hatte.

Ob er ein Salafist, also Anhänger einer ultraorthodoxen Strömung des Islam ist, will der ab diesem Schuljahr an einer HAK und einer HTL in Linz sowie an vier höheren Schulen im Bezirk Perg und an der katholischen Privatschule BBS Baumgartenberg Religion unterrichtende 43-Jährige nicht mit Journalisten diskutieren, sondern den Streit um die entsprechenden Einträge auf der „Islam-Landkarte“ mit seinem Anwalt klären.

Pro Sexualkunde, kontra IS

Daher verweigert der aus Skopje (Nordmazedonien) stammende Albaner ein Gespräch über seine Webseite. Dort hauptsächlich auf Albanisch verbreitete Inhalte zeichnen ein ambivalentes Bild. Einflüsse seiner Ausbildung an der Islamischen Universität in Medina (Saudi-Arabien) sind ebenso erahnbar wie solche des heuer in Innsbruck abgeschlossenen Studiums der Islamischen Religionspädagogik. So befürwortet Berisha Sexualkundeunterricht für Kinder, was ein Hardcore-Salafist sicher nicht tut. Klar distanziert er sich von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“, was aber auch saudische Wahhabiten-Fundis tun.

Valentinstag unislamisch

Mehrere Beiträge auf der Seite entstammen der albanischen Zeitschrift „Albislam“, deren Chefredakteur Berisha einige Jahre hindurch war. Darin geht es teils sehr salafistisch zur Sache. Zum Beispiel in der Abhandlung über den Valentinstag. Zweck dieses Feiertags sei es, „Liebe unter allen Menschen, Gläubigen und Ungläubigen, zu verbreiten. Das widerspricht dem islamischen Glauben“. Es kommt noch dicker: Zwar sei es „eine unbestreitbare Wahrheit, dass ein Muslim dem Kafir (Ungläubigen, Anm.) gegenüber fair sein muss“, aber: „Gerechtigkeit und gutes Benehmen bedeuten jedoch nicht Liebe und Freundschaft mit ihnen, im Gegenteil, wir haben die Pflicht, sie um Allahs willen zu hassen, weil sie Kufr begangen haben (ungläubig sind, Anm.).“

„Der untreue Jude“

Auch in extremistischen Kreisen übliche antisemitische Tendenzen finden sich auf der Webseite. So wird in einem Beitrag die Schuld an der Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten den Juden gegeben: „Der erste, der die Religion der Schiiten erfand, war der untreue Jude, der den Islam zur Schau stellte, während er seinen Unglauben verbarg, damit seine Tricks erfolgreich die Religion verzerrten.“ An anderer Stelle ist in diesem Zusammenhang unter Berufung auf den salafistischen Vordenker Ahmad ibn Taimiya (1263-1328) von einer „Gruppe schlechter Menschen – insbesondere Juden und Brandstifter“ die Rede.

Auch das von jedem Lehrer anzuerkennende Fundament der Zweiten Republik wird auf www.omerberisha.com infrage gestellt: die Demokratie.

Wählen prinzipiell verboten

Zwar führt ein schon zur oö. Landtagswahl 2015 verfasster, aber nach wie vor abrufbarer Text aus, dass Muslimen die Teilnahme an Wahlen gestattet sei, wenn damit etwa islamfeindlichen Parteien entgegengetreten werden könne. Prinzipiell sei Wählen aber nur in islamischen Ländern erlaubt: „In einem Land mit nichtislamischem Recht, ist die Stimmabgabe grundsätzlich nicht erlaubt, weil der Muslim nicht an der Kultivierung des Unislamischen teilnehmen will.“

Ein anderer Beitrag hält Frauen zur Verschleierung an: „Achte auf deinen Schleier und deine Ehre, denn der Schleier ist Reinheit und Ehre.“ Zugleich werden Glaubensschwestern vor jenen „Eseln“ gewarnt, die ihnen die Verhüllung auszureden versuchen. Denn die „wollen, dass du dich der Karawane der verwöhnten Westler anschließt“.

Bildungsdirektion prüft

Der oö. Fachinspektor für Islamischen Religionsunterricht, Senad Podojak, ließ das Ersuchen um eine Stellungnahme unbeantwortet. Auch die seit Anfang Juli über diesen Fall informierte IGGÖ sah bisher keinen Anlass zum Handeln. Bildungsdirektor Alfred Klampfer will die Hinweise „umgehend prüfen“. „Radikalismus jeder Art hat in oö. Schulen nichts verloren“, so Klampfer zum VOLKSBLATT.

Von Manfred Maurer

Auszüge von Webseite www.omerberisha.com

Im Nachfolgenden eine Dokumentation von Textpassagen (Original in albanischer Sprache) auf der Website des islamischen Religionslehrers Omer Berisha:

Thema: Juden

Textquelle (laut Berisha: „Albislam Nr. 46/2007):

© Screenshot von Website: www.omerberisha.com

Übersetzung: „Der dritte Typ – eine Gruppe schlechter Menschen – insbesondere Juden und Brandstifter, die vorgaben, dieser Religion beizutreten, während sie im Inneren Fallen, Tricks und Täuschungen versteckten. Sie warteten gespannt auf den Moment, um diese Religion anzugreifen, die sich über die ganze damals bekannte Erde ausgebreitet hatte.“


Textquelle (laut Berisha: „Albislam Nr. 47/2007):

© Screenshot von Website: www.omerberisha.com

Übersetzung: „Ibn Taymiyyah sagt: „Durch sie führten die Heuchler in den Islam ein, was sie wollten, denn der Erste, der die Religion der Schiiten erfand, war der untreue Jude, der den Islam zur Schau stellte, während er seinen Unglauben verbarg, damit seine Tricks erfolgreich die Religion verzerrten. …““

Zu Ibn Taymiyyah: Seine Lehre bildet die maßgebliche Grundlage des heutigen Salafismus konservativer Auslegung (Wikipedia): Quelle

Thema: Valentinstag feiern verboten

Ursprungstext (von Omer Berisha keine Quelle angegeben): Das Feiern dieses Feiertags ist im Islam strengstens verboten, weil:

© Screenshot von Website: www.omerberisha.com

Übersetzung: „Der Zweck dieses Feiertags ist es heutzutage, Liebe unter allen Menschen, Gläubigen und Ungläubigen, zu verbreiten. Das widerspricht dem islamischen Glauben. Es ist eine unbestreitbare Wahrheit, dass ein Muslim dem Kafir (Ungläubigen, Anm.) gegenüber fair sein muss und ihm nicht schaden darf…“


Originaltext-Passage:

© Screenshot von Website: www.omerberisha.com

Übersetzung: „… Gerechtigkeit und gutes Benehmen bedeuten jedoch nicht Liebe und Freundschaft mit ihnen, im Gegenteil, wir haben die Pflicht, sie um Allahs willen zu hassen, weil sie Kufr begangen haben (ungläubig sind, Anm.) und Allah sie nicht liebt,…“


Originaltext-Passage: – qëllimi i kësaj feste është përhapja e dashurisë jashtë kornizave të martesës që do të sjellë pastaj kurvërinë dhe gjërat e fëlliqura, prandaj.
Übersetzung: – Zweck dieses Feiertags ist es, Liebe außerhalb der Ehe zu verbreiten, was dann zu Unzucht und schmutzigen Dingen führen wird,…

Thema: Verschleierung

Quelle Ursprungstext: (veröffentlicht im Albislam Magazin Nr. 49)
Übersetzt von: Omer Berisha

Originaltext-Passage: Pëshpëritja e dytë: Kujdesu për mbulesën dhe nderin tënd, sepse mbulesa është pastërti dhe nder. Allahu thotë: „O i Dërguar, thuaji grave tuaja, bijave e grave të besimtarëve që të lëshojnë vellon mbi ta, kjo do të ishte më e mirë që ato të mund të dallohen dhe të mos ngacmohen nga të tjerët…“ Po pra, është zbukurim dhe simbol i femrës së pastër dhe të ndershme.
Übersetzung: Das zweite Flüstern: Achte auf deinen Schleier und deine Ehre, denn der Schleier ist Reinheit und Ehre. Allah sagt: „O Gesandter, sag deinen Frauen, den Töchtern und Frauen der Gläubigen, dass sie ihre Schleier über sie fallen lassen sollen, dies wäre besser, damit sie ausgezeichnet werden und nicht von anderen belästigt werden…“ Ja, es ist ein Schmuckstück und ein Symbol einer reinen und ehrlichen Frau.


Originaltext-Passage: Pëshpëritja e tretë: Kujdes nga thirrësit e jombulesës dhe lakuriqësisë, ata duan sherrin për ty. Ti bëhu një pengesë e fortë përballë ideve që përhapin dhe mburojë ndaluese përballë epsheve që duan të kënaqin. Po, o  motër, ata shqetësohen dhe assesi nuk mund të durojnë nderin dhe turpin tënd, ndaj dëshirojnë t’i bashkohesh karvanit të perëndimoreve të prishura.
Übersetzung: Drittes Flüstern: Hüte dich vor den Beschwörern der Enthüllung und Nacktheit, sie wollen Ärger für dich. Du wirst zu einer starken Barriere gegen die Ideen, die sich ausbreiten, und zu einem unerschwinglichen Schutzschild gegen die Begierden, die gefallen wollen. Ja, Schwester, sie machen sich Sorgen und die Esel können deine Ehre und Schande nicht ertragen, also wollen sie, dass du dich der Karawane der verwöhnten Westler anschließt. All dies, damit sie ihre Lust befriedigen und ihre Wünsche erfüllen können.

Thema: Teilnahme an Wahlen

Textquelle zu Landtagswahlen 2015 in OÖ:

© Screenshot von Website: www.omerberisha.com

Übersetzung: Die Frage der Abstimmung (Teilnahme an Wahlen) hängt davon ab, wo sie stattfindet:

  1. (sinngemäße Übersetzung) In einem Land mit islamischem Recht ohne Zweifel erlaubt.
  2. Erfolgt dies in einem Land mit nichtislamischem Recht, ist die Stimmabgabe grundsätzlich nicht erlaubt, weil der Muslim nicht an der Kultivierung des Unislamischen teilnehmen will.

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