Hassbrief an türkischen Verein

Atib Mauthausen empört über anonyme Verunglimpfungen

„Ihr seid nicht nur in Mauthausen, sondern in ganz Österreich unerwünscht, Kanaken!“ — ein Hassbrief mit dieser rassistischen Einleitung und einem sexistischen Schlusssatz über türkische Frauen („hässliche Pinguine“) sorgt für Empörung in Mauthausens türkischer Gemeinde.

Das Schreiben ist vor wenigen Tagen anonym bei der Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (Atib) eingegangen, wie der örtliche Atib-Obmann Erkan Nayir mitteilt. „Ich höre Alarmglocken“, so Nayir mit Blick auf das kürzlich im deutschen Hanau von einem Psychopathen mit rechtsextremer Gesinnung verübte Massaker. Das handgeschriebene Pamphlet strotzt vor pauschalen Beschimpfungen und Verunglimpfungen.

Rassistisch, sexistisch: Der Schmähbrief an den türkischen Verein Atib Mauthausen. ©Atib
Rassistisch, sexistisch: Der Schmähbrief an den türkischen Verein Atib Mauthausen. ©Atib

Diskussion um Atib-Projekt Auslöser?

Zuletzt hatte in Mauthausen das von Atib initiierte Gastronomie- und Veranstaltungszentrum in der Industriezone Nord wieder für Diskussionen gesorgt. Es war ursprünglich als Moschee geplant, wurde dann aber nicht als solche deklariert. Denn im Gewerbegebiet ist, wie vom Landesverwaltungsgericht ausdrücklich festgestellt, weder die Errichtung einer Moschee, noch ein religiöser Betrieb zulässig. Nicht nur der örtliche ÖVP-Chef Leonhard Sallinger vermutet, dass Atib etwa das muslimische Freitagsgebet letztlich doch im neuen Zentrum abhalten könnte.

Für Moschee, aber gegen diesen Standort

Dass die Mauthausener Muslime „Religionsausübung in einem passenden Rahmen ermöglicht werden muss“, steht für Sallinger allerdings ebenso außer Frage wie für die SPÖ von Bürgermeister Thomas Punkenhofer. Gegen den Standort, an dem die Arbeiten für das moscheeartige Gebäude schon begonnen haben, hatte es jedoch Widerstand seitens aller anderen Parteien im Gemeinderat gegeben. Auch der Eigentümer des benachbarten Industriebetriebes Atlas Blech Center, Hugo Wagner, hätte grundsätzlich nichts gegen eine Moschee vor seiner Haustür, befürchtet aber, dass sich die Muslime einmal durch seinen Betrieb gestört fühlen könnten. „Ein Industriebetrieb, der Lärm macht, passt nicht zu einem Gotteshaus von welcher Religion auch immer”, so Wagner.

Atib-Obmann gibt VOLKSBLATT Schuld

Ob der Hassbrief etwas mit dem umstrittenen Projekt zu tun hat, ist unklar. Atib-Obmann Nayir führt ihn allerdings auf die VOLKSBLATT-Berichterstattung über diese Debatte zurück. „Sehen Sie jetzt, welche Folgen ihr Artikel hatte, … danke, dass Sie Angst schüren”, so Nayir in einem E-Mail an die Redaktion. Tatsächlich nimmt der unbekannte Absender des Schmähschreibens weder auf den am 6. Februar erschienen VOLKSBLATT-Bericht noch auf das Atib-Projekt in der Industriezone Bezug.

Von Manfred Maurer

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