Meinung

von Manfred Maurer

Helle Köpfe (Satire)

Darf man das heute noch so sagen? Ein „heller Kopf“, das ist gemeinhin ein geistig begnadeter Mensch. Was aber ist mit einem dunklen Kopf? Kann der kein heller sein? Klar, kann er. Aber ist dem maximalpigmentierten Genie der Titel „heller Kopf“ zumutbar in einer Zeit, in der selbst Rennautos schwarz umgefärbt werden, weil das helle Silber als Pfeil ins schwarze Herz verstanden und mit der Rassismuskeule bestraft werden könnte?

Dieses Risiko in Kauf nehmend sei hier auf einen besonders hellen Kopf — oder war es eine Köpfin? — beim Kosmetikgiganten L’Oreal verwiesen. Diese(r) schlug in weiser Voraussicht Rassismusalarm und erwirkte einen Verzicht des Schönheitskonzerns auf unschöne Begriffe wie „Aufheller“ oder „Bleichen“ in seinem Sortiment.

Welche Lawine da wohl losgetreten wird? Wenn Bleichen und dergleichen auf dem politisch korrekten Index steht, dann gehört natürlich auch die Damen mit Sommersprossen anempfohlene Hautcreme „Schwanenweiß extra stark“ drauf. Weil aber braune Flecken, wogegen besagte Paste also helfen soll, aus anderen als dermatologischen Gründen eigentlich zu tilgen sind, tut sich hier ein klassischer Zielkonflikt auf — in dem meinereiner auf keinen Fall zwischen die Fronten geraten möchte.

Also wird sich meine liebe Frau ihr „Gelée Auto-Bronzante“ künftig selber besorgen müssen, solange sich der Hersteller keinen unverfänglichen Namen einfallen lässt. Denn die bösen Blicke in der Parfümerie beim Ordern des Selbstbräuners in der zu allem Überdruss auch noch braunen Tube werde ich ganz sicher nicht riskieren. Wenn sich meine Frau schon so eine Nazi-Pampe ins Gesicht schmieren muss, dann soll sie doch, bitteschön, ihr helles Köpfchen selber hinhalten!

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