Hideo Yokoyama: 50

In „50“, dem neuen Thriller des erfolgreichen japanischen Krimiautors Hideo Yokoyama gibt es keine Hauptfigur, die man durch das Geschehen begleitet. Vielmehr verbindet die Figuren die Frage, was ein Verdächtiger zu verbergen hat.

Soichiro Kaji, ein hoher Polizeibeamter, gesteht den Mord an seiner Frau. Er will sie am 13. Todestag seines einzigen Sohnes auf ihr Drängen hin erwürgt haben. Danach wartet er zwei Tage, bis er sich stellt. Doch jede mögliche Erklärung für die Geschehnisse ist unbefriedigend und scheint nicht zum Charakter Kajis zu passen.

Nachdem Verhörspezialist Kazumasa Shiki nicht in der Lage ist herauszufinden, was zwischen Mord und Selbstanzeige geschehen ist, wechselt Yokoyama auf die Sicht des Staatsanwalts Morio Sase, der Anklage gegen Kaji erheben wird. Doch auch Sase zweifelt das Geständnis an. Ihm folgen als Handelnde ein Journalist, der Anwalt der Verteidigung, ein Richter und ein Gefängnisaufseher.

Sie alle versuchen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und jeder von ihnen findet einen Teil der Wahrheit heraus. Die Geschichte jedes Einzelnen verbindet sich mit dem Schicksal Soichiro Kajis.

Gleichzeitig wird man mit der konservativ-strengen Realität in den Strukturen der japanischen Behörden konfrontiert, die Wahrheit und Gerechtigkeit bestimmen. Auch wenn die treibende Frage am Ende beantwortet wird, hinterlässt Yokoyama den fahlen Beigeschmack, den ein korrumpiertes System erzeugt.

Hideo Yokoyama: 50. Atrium Verlag, 368 Seiten, 22,70 Euro

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