Hier wachsen Generationen aneinander

Erste Rolle nach „Joker“: Joaquin Phoenix in „Come on, Come on“

Joaquin Phoenix und Woody Norman als Onkel und Neffe beim Kennenlernen.
Joaquin Phoenix und Woody Norman als Onkel und Neffe beim Kennenlernen. © Panda

Kann ein Neunjährigen mitten in New York aus den Augen gelassen werden? Johnny hat keine Ahnung. Er ist ein kinderloser Single, der ein faszinierendes Radioprojekt umsetzt. Er befragt Kinder und Jugendliche zu ihren Hoffnungen, der Zukunft, ihrem Leben. Doch seinen Neffen, den neunjährigen Jesse, kennt er kaum, als dessen Mutter und Johnnys Schwester Viv zu Jesses Vater fahren muss. Johnny und Jesse sind auf sich selbst gestellt und lernen sich kennen.

„Come on, Come on“ von Mike Mills, im coolen, aber ganz und gar nicht distanzierten Schwarz-Weiß, ist ein Road-Trip und Coming-of-Age-Film der männlichen Hauptfiguren, die in jedem gemeinsamen Moment wachsen. In der Rolle des Johnny ist nach seiner Oscar-prämierten Verkörperung des ikonischen Bösewichts Joker, Joaquin Phoenix zu sehen. Der Abgrund zwischen Joker und Johnny könnte kaum größer sein, was erneut die beeindruckende Breite von Phoenix’ Spielkunst beweist — und den Film auch vom Kitsch rettet, der über der Story hängt. Auch Woody Norman begeistert als altkluger, irre witziger, unvorstellbar anstrengender und liebenswerter Jesse. Mills konzentriert sich vollends auf die beiden, als Viv agiert Gaby Hoffmann leider meist nur am Telefon.

Dieser Film ist ein Plädoyer dafür, Kindern zuzuhören und die Möglichkeit zu geben, sich zu erfinden. Selten wachsen Generationen so selbstverständlich zusammen wie in „Come on, Come on“.

In langen Gesprächssequenzen lernt man Jesse, Johnny und Viv kennen, Brüche, Ungereimtheiten, Stärken und Schwächen. Die Kraft des Films liegt genau darin: Mills erzählt weder seine Figuren noch deren Konflikte aus. Trotzdem kommen sie uns von Filmminute zu Filmminute näher. Johnny erkennt, wie wichtig ihm Jesse ist, und der Zuseher, wie bereichernd es ist, Kindern das Wort zu geben. Während des Nachspanns laufen die Antworten der für den Film interviewten „echten“ Kinder und eröffnen einen Horizont, den sich kein Erwachsener entgehen lassen sollte.

Von Mariella Moshammer

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