Hohe Impfquote ist im Kampf gegen Corona entscheidend

Mediziner des Klinikums Wels-Grieskirchen beantworten häufig gestellte Fragen von Menschen, die noch Bedenken haben, sich immunisieren zu lassen

Die Durchimpfungsrate der Bevölkerung muss aus derzeitiger Sicht der Experten mindestens 85 Prozent erreichen.

Im Klinikum Wels-Grieskirchen herrscht wie in anderen oö. Spitälern auf den Covid-Stationen Hochbetrieb. Dabei bietet die Corona-Impfung einen guten Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe. Häufig gestellte Fragen zur Impfung werden hier von Medizinern des Spitals beantwortet.

Immer wieder bekommen geimpfte Menschen eine Corona-Infektion. Schützt die Impfung überhaupt?

Durch die Corona-Schutzimpfung werden vor allem eine schwere Covid-19-Erkrankung und mögliche Langzeitfolgen verhindert. Covid-19-Verläufe, die einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen oder sogar eine intensivmedizinische Betreuung notwendig machen, treten bei vollständig Geimpften wesentlich seltener auf als bei nicht geimpften Personen. Geimpfte können sich zwar infizieren, sind jedoch viel kürzer infektiös als Nicht- geimpfte und spielen bei der Verbreitung des Virus eine untergeordnete Rolle.

Kann die Impfung Langzeitfolgen haben?

Es ist zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen bzw. Langzeit-Nebenwirkungen zu unterscheiden. Impfreaktionen treten kurz nach der Immunisierung auf und klingen in der Regel nach mehreren Tagen ab. Typisch sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen oder Erkältungssymptome. Mit diesen Reaktionen zeigt der Körper, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Nebenwirkungen sind seltene unerwünschte Reaktionen des Körpers auf den Impfstoff, die zusätzlich zu den üblichen Impfreaktion auftreten und sich schwerwiegender auf den Körper auswirken. Tritt eine Nebenwirkung mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.000.000 auf, wird sie registriert, wenn der Impfstoff mehrere Millionen mal zur Anwendung gekommen ist. Seit Start der Impfaktion im Dezember 2020 wurden bereits über 7,5 Mrd. Dosen von Covid-19-Impfstoffen verimpft. Der Impfstoff hat sich als sehr sicher erwiesen. Mit Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, ist bei Impfstoffen generell nicht zu rechnen, da sie nur wenige Tage im Körper verbleiben.

Können sich auch Menschen mit schweren Vorerkrankungen wie Asthma oder Herzerkrankungen impfen lassen?

Ja, ihnen ist die Impfung sogar besonders anzuraten. Menschen mit Vorerkrankungen haben ein besonders hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. So ist zum Beispiel eine durch Covid-19 ausgelöste Lungenerkrankung meist mit einer starken Belastung des Herzens verbunden, um die Sauerstoffversorgung des Organismus aufrechtzuerhalten. Bei einer bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankung droht eine Überlastung des Herzens mit tödlichem Ausgang.

Können sich Allergiker impfen lassen?

Personen mit bekannten Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Insektengifte können geimpft werden. Bestehende Allergien sollen im Aufklärungsgespräch dem

Impfarzt mitgeteilt werden. Personen, die bereits einmal eine Anaphylaxie hatten, sollen dies unbedingt vor der Impfung bekannt geben. Wer einen Allergiepass besitzt, soll ihn zum Impftermin mitnehmen. Allergiker sollen nach jeder Impfung unbedingt 30 Minuten vor Ort unter ärztlicher Aufsicht warten.

Kann ich mich, während ich stille, impfen lassen? Hat das Auswirkungen auf das Kind?

Die Impfung der Mutter mit einem mRNA-Impfstoff in der Stillzeit ist empfohlen. Auch bei Impfreaktionen wie Gliederschmerzen, Fieber oder Kopfweh kann die Mutter weiterstillen. Bei individuellen Fragestellungen wendet man sich am besten an den Facharzt, die Still- beraterin oder Hebamme.

Kommt es zu Zyklusstörungen nach der Impfung?

Jede Impfung löst eine Immunreaktion des Körpers aus. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Impfung wirkt. Es ist möglich, dass die dabei im Körper ausgelösten Prozessen zu Unregelmäßigkeiten im weiblichen Zyklus führen – ebenso wie großer Stress, erhöhte Körpertemperatur oder eine Erkältung.

Stimmt es, dass die Impfung für junge Sportler das Risiko einer Herzmuskelentzündung mit sich bringt?

Nach der Verwendung von mRNA-Impfstoffen gegen Covid 19 wurden innerhalb von zwei Wochen Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen als sehr seltene Nebenwirkungen erfasst. Fälle wurden vor allem bei jüngeren Männern verzeichnet. Aufgrund dieser Meldungen werden Impfungen mit Spikevax (Moderna) derzeit vorsichtshalber erst ab einem Alter von 30 Jahren empfohlen. Ungeimpfte Patienten, welche an Covid-19 erkranken, haben aber ein vergleichsweise höheres Risiko, eine Herzmuskelentzündung, weitere Herzerkrankungen sowie akute Nierenschäden und Lungenembolien zu erleiden.

Ich bin zweimal geimpft und einmal genesen – muss ich mich ein drittes Mal impfen lassen?

In diesem Fall empfiehlt das Nationale Impfgremium eine dritte Impfung kurz vor dem Ablauf von 180 Tage nach der Genesung oder sechs bis neun Monate nach der zweiten Teilimpfung.

Ich bin ungeimpft und nun nach einer Covid-19-Infektion genesen. Ab wann kann ich mich impfen lassen?

Bei Personen, bei denen eine Infektion durch einen PCR-Test vor einer ersten Impfung gesichert wurde, ist für einen ersten Impfschutz eine einmalige Impfung ausreichend. Die Impfung ist ab ca. vier Wochen nach der Infektion oder Erkrankung empfohlen. Genesene, die eine Impfung erhalten haben, sollen wie Personen mit zwei Impfungen angesehen werden und eine weitere Impfung ab sechs Monaten nach der Impfung erhalten, dies gilt auch nach der Impfung mit dem Covid-19-Vakzin Janssen von Johnson & Johnson.

Kann die Impfung für Patienten mit entzünd- lich-rheumatischen Erkrankungen und für Patienten unter immunsuppressiver bzw. immunmodulierender Therapie gefährlich sein?

Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie kann die Coronaschutzimpfung für Betroffene mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen empfohlen werden. Hinsichtlich der Verwendung von mRNA-Impfstoffen ist bereits erwiesen, dass die Impfung für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen sicher ist und allgemein gut vertragen wird. Die Antikörperbildung kann

etwas schwächer als bei gesunden Menschen ausfallen, dennoch wird das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf gesenkt. Bei Gabe des Medikaments Rituximab ist ein zeitlicher Abstand von vier Monaten vor und nach der Impfung erforderlich.

Wo bekomme ich einen Bescheid, wenn mir von ärztlicher Seite geraten wird, dass ich mich zum Beispiel auf Grund einer Vorerkrankung nicht impfen lassen soll?

Halten Sie diesbezüglich Rücksprache mit Ihrem Facharzt und kontaktieren Sie die für Sie zuständige Behörde.

Ich habe in einigen Wochen einen OP-Termin und möchte mich erst danach impfen lassen. Kann ich noch solange warten?

Vor und nach (planbaren) Operationen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen zur Impfung eingehalten werden. Bei dringender Indikation kann ein operativer Eingriff jederzeit durchgeführt werden.

Ich habe Angst. Angst vor der Spritze, vor den ganzen falschen Versprechungen und ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll. An wen kann ich mich mit meinen Sorgen und Ängsten überhaupt noch wenden?

Manche Menschen leiden unter starker Angst vor Nadeln, Spritzen und Injektionen und lassen sich deshalb nicht gegen Corona impfen. Um die Angst vor Spritzen zu überwinden, gibt es zum Beispiel die Möglichkeit einer Verhaltenstherapie. Fragen Sie Ihren Hausarzt danach und nehmen Sie eine psychologische Beratung in Anspruch! Seien Sie kritisch gegenüber News, welche rasch und ohne seriöse Quelle, etwa nur mit dem Vermerk „Aus sicherer Quelle“ oder „Aus gut informierten Kreisen ist bekannt …“, vor allem über Messengerdienste verschickt werden. Wenn Sie das Gefühl haben, durch die Pandemie mehr und mehr belastet zu sein, nehmen Sie psychologische Beratungsangebote an oder wenden Sie sich an die Telefonseelsorge unter 142 (ohne Vorwahl) und bei akuten Fällen auch an die Krisenhilfe Oberösterreich unter 0732/2177.

Ich möchte auf den vergleichsweise harmloseren Totimpfstoff warten. Habe ich ein Recht darauf zu warten, auch wenn vorher schon die Impfpflicht kommt?

Auf einen bestimmten Impfstoff zu warten, ist jedenfalls mit einem hohen Erkrankungsrisiko verbunden und deshalb gefährlich. Bei den derzeit zugelassenen Covid-19-Impfstoffen handelt es sich um Impfstoffe, die wie Totimpfstoffe einzuordnen sind. Im Vergleich zu den klassischen Impfstoffen wurden sie allerdings mittels innovativer Technologie hergestellt. Sie wurden mittlerweile milliardenfach angewendet und haben ihre Sicherheit und Wirksamkeit bewiesen.

In den nächsten Monaten sollen Totimpfstoffe zugelassen werden, welche nach „alter“, bekannter Art hergestellt wurden. Erfahrungen über ihre Wirksamkeit und Sicherheit müssen erst durch häufigen und längerfristigen Einsatz gesammelt werden.

Ich erhalte keine zufriedenstellenden Antworten auf meine Fragen rund um das Thema Corona-Impfung. An wen kann ich mich wenden?

Je nach Art der Fragestellung haben Sie die Möglichkeit, Auskünfte über die für Sie zuständige Behörde, bei Ihrem Haus- oder Facharzt einzuholen.

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