Hohes Covid-Risiko bei chronischer Lebererkrankung

Gefahr von Leberversagen und Gallengangschädigung

Menschen mit chronischen Lebererkrankungen können durch eine schwere SARS-CoV-2-Infektion Komplikationen der Leber erleiden.

In einer im Fachblatt „Hepatology“ veröffentlichten Studie wies ein Team der MedUni Wien/AKH nach, dass es auffallend häufig zu einer Erhöhung der Gallestauparameter und in weiterer Folge zu einer Gallengangschädigung (Sekundär sklerosierende Cholangitis, SSC) gekommen ist.

Leberversagen bei 23 Prozent der Patienten

Ein Forschungsteam um Lukas Hartl, Thomas Reiberger und Michael Trauner von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Medizin Uni Wien kontrollierte die Leberwerte von 496 Covid-19-Spitals- patienten. 65 von ihnen hatten bereits zuvor eine chronische Lebererkrankung, wie etwa eine Fettleber, Leberzirrhose oder Leberkrebs.

In der Studie zeigte sich, dass zu Beginn einer Covid-19-Erkrankung bestimmte Marker für einen Schaden an Leberzellen anstiegen, dann aber wieder zurückgingen. Nicht so verhielten sich diese Parameter für einen Gallenstau, sie stiegen stark an und sanken nicht wieder ab.

Bei 23,1 Prozent dieser Patienten kam es sogar zu einem mit einem Gallenstau assoziierten Leberversagen. Mittels bildgebender und endoskopischer Verfahren konnte gezeigt werden, dass es auch zu irreversiblen Schädigungen der Gallengänge gekommen war.

Dieses Krankheitsbild tritt auch nach anderen kritischen Krankheitszuständen auf, etwa bei Sauerstoffmangel oder nach schweren Infektionen. Der Verlauf ist tendenziell fortschreitend und kann bis zu einer Lebertransplantation führen und sogar tödlich enden.

15 Prozent der analysierten Patienten mit schwerem Verlauf von Covid-19 hatten eine SSC entwickelt. Viele dieser Patienten mussten teilweise monatelang aufgrund der Covid-19-Erkrankung intensivmedizinisch betreut werden.

Die Ursachen sind noch nicht geklärt, jedoch gibt es Hinweise, dass das Coronavirus selbst Leber und Gallengänge schädigen könnte. „Es ist auf alle Fälle sinnvoll, die Leberwerte von Intensivpatienten mit beziehungsweise nach Covid-19 engmaschig zu kontrollieren“, sagte Reiberger.

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