Ehre, wem Ehre gebührt

„Hommage à VALIE EXPORT“ zum 80er der Linzer Künstlerin im LENTOS

VALIE EXPORT: Der Blick des Blickes (Detail), 1992/2004/2020
VALIE EXPORT: Der Blick des Blickes (Detail), 1992/2004/2020 © VALIE EXPORT, Bildrecht Wien, 2020, Courtesy VALIE EXPORT

VALIE EXPORT fand nicht immer die Beachtung durch ihre Heimatstadt Linz, die ihr, einer der weltweit bedeutendsten Medien- und Performancekünstlerinnen, ei-

gentlich schon lange gebührt hätte. In den letzten Jahren hat man den Wert ihrer Arbeit jedoch auch in Linz erkannt: Nach dem Ankauf des Vorlasses von VALIE EXPORT im Jahr 2015 und der damit einhergehenden Gründung des in der Tabakfabrik angesiedelten VALIE EXPORT Centers wird die Künstlerin in Linz anlässlich ihres heurigen 80. Geburtstages mit Ausstellungen und Ehrungen nun gebührend gefeiert.

Aktuell mit der Sonderschau „Hommage á VALIE EXPORT“ im Lentos, die bis 20. Jänner 2021 zu sehen sein wird und am Dienstagabend eröffnet wurde. VALIE EXPORT, die in Wien lebt, war aus Coronagründen nicht anwesend. Sie freue sich jedoch über die Präsentation und sei auch dahin gehend beteiligt gewesen, dass sie sich als Ort die großen Sammlungsräume des Museums und als Kuratorin die Leiterin des VALIE EXPORT Centers, Sabine Folie, gewünscht hätte, berichtete LENTOS-Direktorin Hemma Schmutz beim Pressegespräch. Das Lentos zeigt damit nun nach 2010 und 2017 die dritte VALIE EXPORT-Ausstellung.

Bekanntes und noch nicht Gezeigtes

„VALIE EXPORT gilt international als eine der wichtigsten feministischen multimedialen Künstlerinnen. Die Ausstellung im LENTOS rückt einmal mehr das Schaffen dieser bedeutenden Künstlerin in den Mittelpunkt“, betonte Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.

30 Werke und Werkgruppen, die aus der Sammlung des Lentos und von Leihgebern stammen, geben in zwei Räumen einen Einblick in das Schaffen der Avantgarde-Künstlerin. Dabei werden auch Arbeiten aus den 1970ern und den 1990ern verquickt und gezeigt, dass EXPORT ältere Arbeiten und Themen immer wieder aufnimmt und weiterentwickelt: Feminismus, Wahrnehmung und Realität, der Körper… Bekanntes wie die ikonische Arbeit „Aktionshose: Genitalpanik“ (1969), die provoziert und zugleich Voyeurismus befeuert, oder Fotos aus der Reihe „Körperkonfigurationen“ (1972), mit der sie den menschlichen Körper und Architektur erforscht, aber auch bisher nicht Gezeigtes und Skizzen von Werken, die nie realisiert wurden, werden gezeigt. Oft würde das Ergebnis recht einfach erscheinen, die ausgestellten Skizzen und andere Materialien zeigen, wie komplex VALIE EXPORT arbeite, so Folie. Zitate an den Wänden, die vorwiegend von der Künstlerin selbst stammen, geben weiteren Aufschluss über Entstehungsprozesse und Arbeitsweisen. Als Medienkünstlerin hat sich VALIE EXPORT stets mit den Veränderungen durch neue Technologien auseinandergesetzt: In einer Vitrine wird etwa der erste Einsatz des Computers in ihren Arbeiten, quasi ihr Einstieg in die digitale Bildbearbeitung, dokumentiert.

Ein Zug und Frauen am Scheideweg

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Die Kuratorin macht durch ihre Hängung auch Interpretationsmöglichkeiten und Zusammenhänge sichtbar: „Petri/fikation“ (1976), fotografische Arbeiten aus der Reihe „Nachstellungen“ zeigen die Künstlerin, wie sie Figuren von bekannten Werken nachstellt, Frauen, die in ihrem Leben am Scheideweg sind. Sie flankieren die Aufnahme eines Zuges, von dem der Betrachter nicht sagen kann, ob er sich in die eine oder die andere Richtung bewegt.

Eine ansprechende Schau, die auch Einblick in die Materialien des VALIE EXPORT Centers gewährt. Dort werde indes viel geforscht, mehrere Dissertationen, die sich mit der Künstlerin und ihrem Werk beschäftigen, seien in Arbeit, so Folie. Die Digitalisierung der mindestens 200.000 Exponate des Centers erfordere viel Zeit, man plane aber, im Frühling online zu gehen.

Von Melanie Wagenhofer

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