Hurra, der Kasperl ist noch immer da!

Das Linzer Puppentheater von Christa Koinig und Familie feiert sein 50-jähriges Bestehen

Ihre Rolle und der Kontakt mit den Kindern hält sie jung: Puppenspielerin Christa Koinig samt Kasperl.
Ihre Rolle und der Kontakt mit den Kindern hält sie jung: Puppenspielerin Christa Koinig samt Kasperl. © Linzer Puppentheater

Christa Koinig (75) hat ihr Leben ganz dem Puppenspiel verschrieben. Schon als Kind hat sie sich heimlich, anstelle zur Kirche zu gehen, in Vorstellungen geschlichen. Dieses Jahr feiert ihr Linzer Puppentheater, das mittlerweile zur Institution geworden ist, 50-jähriges Bestehen.

1962 sei ihre Familie für zwei Jahre nach Indien gegangen, weil der Vater dort gearbeitet habe, erzählt Koinig: „Dort hatte ich Kontakt mit Puppenspielern, die Märchen auf Hindi gespielt haben. Ich habe zwar nichts verstehen können, war aber von den Figuren fasziniert.“

Selbst zur Puppenspielerin geworden ist sie dann als junge Mutter. Zum dritten Geburtstag ihrer Tochter hat sie im April 1970 mit Freunden erstmals ein Kasperltheater aufgeführt, bald darauf dann den Verein gegründet und angefangen, mit ihrer Gruppe öffentlich aufzutreten.

Ein Familienbetrieb, in dem alles selbst gemacht wird

„Die erste Geschichte war ,Sepperl im Schmutzland’, den hab’ ich erfunden, weil die Kinder, die wir in den Ferien betreut haben, so unordentlich waren“, sagt Koinig lachend. Seither hat sie sich unzählige Abenteuer ausgedacht, nach dem Absolvieren eines Puppenbaukurses jede Menge Handpuppen gebastelt und Kulissen gestaltet und mit Begeisterung viele, viele Male für junges Publikum gespielt.

Koinigs Tochter und Enkeltochter sind nach und nach ins Puppenspiel hineingewachsen und betreiben das Theater, das nach vielen Tourneen und einigen Ortswechseln seit 1990 im Kuddelmuddel in der Langgasse einen fixen Standort hat, nun mit der pensionierten Angestellten im Drei-Generationen-Betrieb. Viermal pro Woche wird gespielt, zehn Stücke pro Jahr, davon immer sechs neue. Neben Koinig und Familie gibt es noch drei weitere Spieler, alles Damen. „Jeder muss eine Sprechausbildung machen und jede Figur können“, betont die Theaterleiterin. Licht, Ton, Musik und der Rest der Technik seien, wie auf jeder Bühne, auch hier von Bedeutung.

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Die Stücke schreibt Koinig allesamt selber oder im Kollektiv mit den Kolleginnen. Inspiration dafür findet sie im Alltag. Früher sei auch immer der mahnende Zeigefinger mit im Spiel gewesen, gesteht sie, eine Botschaft gehöre immer noch dazu. Ein Kasperltheater müsse aber in erster Linie lustig sein und positiv, schön zum Anschauen und es brauche ein Happyend, erklärt Koinig die bewährten Zutaten. Das Bühnenpersonal aus Hand- und Klappmaulpuppen besteht ganz klassisch aus Kasperl, Seppy — Koinigs Lieblingsfigur mit modernisierter Schreibweise — , Prinzessin, Zauberer und Co., aber auch selbst erfundene Gestalten wie die Hexe Zwiderwurz, Clown Duzibumm, Märchenwesen Plimplim und der beliebte Teddybär Wulliwu sind dabei. Der Fundus enthält mittlerweile rund 200 Figuren, jede hat ihren eigenen Charakter.

Und die Kinder von heute? Deren Begeisterung für die Helden der Puppenbühne ist ungebrochen groß. „Da hat sich nichts verändert“, sagt Koinig. „Und ohne ,Seid ihr alle da?’ geht gar nichts.“ Ein Publikum, mit dem man aber auch besonders gewissenhaft und sorgsam umgehen müsse: „Die Kinder glauben dem Kasperl alles und damit kann man auch ganz schön viel anrichten.“

Als der Kasperl einer Entführung zum Opfer fiel

Der Linzer Kasperl fiel sogar einmal einer Entführung zum Opfer, als ihn ein Kind im Glauben, die Figur gehöre nun ihm, mit nach Hause nahm. Kurzerhand wurde die Entführung des Kasperls im ORF kundgetan und schon bald darauf brachte ihn die Mutter des kleinen „Entführers“ wieder den glücklichen Besitzern zurück. Apropos ORF: Das Linzer Puppentheater war ab 1983 viele Male im Kinderprogramm zu Gast. Und auch Stücke für Erwachsene wurden gespielt, etwa die „Rocky Puppets Horror Show“.

Coronabedingt ist das Linzer Puppentheater mit einer kurzen Unterbrechung nun schon länger geschlossen. Für die Kinder gibt es auf Seppys Blog (www.puppentheater.at) Geschichten, auch im Radio waren Koinig und Figuren immer wieder zu hören.

Erinnerungen ans Puppentheater gesucht

Zum 50. Geburtstag wird ein verlängertes Wochenende (17. bis 19. September) lang gefeiert und gespielt. Auch eine große Jubiläumsbroschüre wird es geben. Dafür ist das Team des Linzer Puppentheaters auf der Suche nach Erinnerungen, Fotos und Beiträgen zum Linzer Kasperl aus dem Publikum. „Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn unsere Besucher Fotos und Beiträge schicken“, sagt Romana Philipp, Enkelin von Koinig und Geschäftsführerin des Puppentheaters.

Beiträge, bitte, bis 24. Juli an kasperl@puppentheater.at senden.
www.puppentheater.at

Von Melanie Wagenhofer

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