„Ich bin froh, dass ich ohne Internet-Kram aufgewachsen bin“

Laura Bilgeri (26) übers Ja-Sagen beim Casting, die große Liebe und Fußballspielen

INTERVIEW: LAURA BILGERI

Sie ist Schauspielerin, Sängerin und trägt einen Namen, der in Österreich vielen ein Begriff ist.

Laura Bilgeri ist die Tochter des Musikers und Regisseurs Reinhold und stand schon 2016 an der Seite von Wesley Snipes für den Film „The Recall“ vor der Kamera. Nun kommt die italienische Komödie „Alle für Uma“ mit der 26-Jährigen ins Kino.

VOLKSBLATT: Sie spielen in „Alle für Uma“ eine Prinzessin. Ist da ein lang gehegter Mädchentraum in Erfüllung gegangen?

LAURA BILGERI: Als Kind war ich nie so eine, die mit Puppen gespielt hat. Ich war nur draußen in der Natur und auf Bäumen und gar nicht so ein Prinzessinnen-Fan. Ich war aber ein „Mary Poppins“-Fan und als ich das Drehbuch bekommen habe, habe ich mir gedacht, das hat so einen leichten „Poppins-Touch“, auf eine italienische Weise mit so einer süßen, lieblichen Art von Humor. Das war der ausschlaggebende Punkt, warum ich zugesagt habe.

Haben Sie es dann doch genossen in den hübschen Kleidern?

Total. Das war ein Traum. Das waren echte Vintage-Klamotten. Und ich bin allgemein ein großer Fan von Vintage. Ich bin eine alte Seele und war also im Himmel. Wir haben letztes Jahr sechs Wochen lang in Rom gedreht, damals noch im Lockdown. Das war eine menschenleere Stadt – eine leere Spanische Treppe, ein leerer Petersplatz, das war unfassbar.

Haben Sie dann auch auf Italienisch gedreht?

Ja, genau. Beim Casting wurde ich gefragt, ob ich denn Italienisch könne. Ich bin als Kind zwar u.a. ein bisschen in Italien aufgewachsen, aber man vergisst natürlich sehr viel. Aber bei Castings muss man immer ein bisschen lügen und Ja-Sagen, und das habe ich getan (lacht). Dann kam die Zusage, über die ich mich sehr gefreut habe. Aber dann ging es natürlich ans Eingemachte, denn dann habe ich das Drehbuch bekommen — komplett auf Italienisch! Zum Glück gab es eine deutsche Version, und so habe ich mir die Stichworte gemerkt von den anderen, damit ich weiß, wann ich dran bin. Das Lustige war dann, dass die am Set so improvisiert haben, wie ich das noch nie erlebt habe! Das war sehr italienisch und kam auch super-natürlich rüber. Aber ich habe auf mein Stichwort gewartet, und das kam nicht (lacht). Dann habe ich so verwirrt dreingeschaut, dass die Regisseurin gemeint hat, das habe super gepasst, das sei richtiges Method Acting.

Ihre Figur gerät in eine reine Männerwirtschaft — mit allen Vor- und Nachteilen. Wäre ein Leben in so einer Männer-WG etwas für Sie?

Nein, nein, nein (lacht). In keinster Weise! Ich bin ein Einzelkind und ich kann sehr gut mit mir selber. Ich habe eigentlich auch immer allein gewohnt und bin auch sehr gerne alleine, ich bin da eine Einzelkämpferin.

Man sieht Sie im Film auch Fußballspielen. Mussten Sie einen Crashkurs machen?

Das war eine meiner Lieblingsszenen. Darauf habe ich mich sehr gefreut, obwohl das um sechs Uhr morgens gedreht wurde. Fußballspielen ist eine große Leidenschaft, ich war als Kind oft auf dem Fußballplatz, und das hat sich endlich ausgezahlt.

Ihre Mutter hat einmal erzählt, dass Ihre schauspielerischen Anfänge im Kindergarten mit „Speedy Gonzales“ waren …

Ja, ich kann mich leider noch daran erinnern (lacht). Ich war drei oder vier Jahre alt und wir hatten diese riesigen Sombreros auf, die größer waren als wir, und ich stand in der allerallerletzten Reihe, weil ich mich so geniert habe. Ich war so ein schüchternes Kind, und ich wollte damit gar nichts zu tun haben. Und das, obwohl ich in einem sehr musikalischen und künstlerischen Haushalt aufgewachsen bin. Der ausschlaggebende Punkt war dann, noch bevor ich mit 14 meinen ersten Film gemacht habe, ein Konzert von Barbra Streisand vor dem Schloss Schönbrunn, und das war so ein inspirierender Moment. Meine Eltern haben gesagt, jetzt zeigen wir dir mal gute Musik. Ich glaube, mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich diesen Aha-Moment nicht gehabt hätte.

Zu Ihrem ersten Film musste man Sie dann definitiv nicht mehr überreden.

Nein, da war ich sofort dabei. Ich kann mich noch an meine erste Szene in „Der Atem des Himmels“ erinnern. Ich hatte eine Nebenrolle, musste in der Szene nur auf etwas reagieren. Aber das war so ein magisches Gefühl, in diese Rolle hineinzuschlüpfen, und ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als Schauspielerin zu sein. Das ist meine große Liebe. Und seit Neuestem die Musik. Diese zwei Dinge zu verbinden, das ist eigentlich mein Traum.

Hat es Ihnen geholfen, dass Ihr Vater als Regisseur an Ihrer Seite war? Traut man sich mehr oder vielleicht dann sogar weniger?

Man traut sich weniger! Am Set war es sehr harmonisch, aber er war da nicht mein Vater, sondern der Regisseur, und er hat mich behandelt wie alle anderen. Aber gerade, wenn die ganze Familie in demselben Genre tätig ist, ist es oft viel schwieriger. Aber mit der Zeit lernst du das und kommst damit klar. Wir sind zum Glück eine sehr harmonische Familie.

Trotzdem sind Sie sehr früh in die USA gegangen. Wie ist es Ihnen und Ihrer Familie damit gegangen?

Ich glaube, genau weil ich mit meinen Eltern so eine schöne Kindheit hatte, hat es funktioniert. Beide waren bei mir zuhause, ich war nie bei einer Nanny oder so. Ich bin so froh, dass ich noch ohne Social Media, ohne den ganzen Internet-Kram aufgewachsen bin. Ich glaube, das gibt einem eine unglaubliche Kraft fürs Leben. Und ich dachte: Ok, ich bin jetzt bereit fürs Leben. Und ich bin mit 19 Jahren dann nach Los Angeles, worunter meine Mutter schon sehr gelitten hat. Aber man muss es probieren und früh damit anfangen, und ich bereue gar nichts.

Wo leben Sie jetzt aktuell?

Eigentlich in New York. Im März 2020 bin ich mit der letzten Maschine nach Österreich zurückgekommen und die letzten zwei Jahre in Europa gewesen und durfte zwei Filme hier drehen.

Sie haben die Zeit auch für Musik genutzt.

Ich war schon immer ein großer Jazz-Fan und während eines Lockdowns habe ich in einem Livestream für ein Charity-Event gesungen. Dabei habe ich einen Pianisten kennengelernt. Seitdem sind wir ein Herz und eine Seele und spielen seit zwei Jahren Konzerte im Livestream, und im Jänner haben wir unser erstes Jazz-Album präsentiert – vor einem Live-Publikum. Das ist ein tolles Gefühl, wenn man sofort Feedback vom Publikum bekommt. Am Filmset ist es eher intim und privat.

Sie möchten beide Schienen beruflich weiterfahren?

Auf alle Fälle. Deshalb hat es mich auch so gefreut, dass es in „Alle für Uma“ eine Sequenz gibt, wo ich singe. Die war nicht im Drehbuch. Plötzlich kommt die Regisseurin und sagt, sie habe auf meinem Instagram-Account gesehen, dass ich singe. Dann haben die das spontan reingeschrieben. Ich hatte einen Tag, um das Lied zu lernen, die Choreografie habe ich selbst gemacht – ja, das war italienisch-chaotisch, aber es ist gegangen.

Ihr berühmter Nachname — ist der mehr Fluch oder Segen? Oder nichts von beidem?

Eigentlich nichts von beidem. Jeder macht sein Ding in dieser Familie. Natürlich bin ich beeinflusst worden von dem, was meine Eltern tun, und wir besprechen Dinge. Aber gerade in den USA, da hilft dir niemand. Du bist komplett auf dich selbst gestellt, die Konkurrenz ist riesig, jeder Zweite ist Schauspieler. Du gehst zu Hunderten von Castings und hoffst und hoffst. Wenn du nicht das Talent und die Ambitionen hast … Mein Papa ist relativ furchtlos, und ich glaube, das habe ich von ihm: Einfach probieren! Und wenn es nicht klappt – wurscht, dann probieren wir es noch einmal! Du musst dich selber durchboxen. Am Ende zählt nur, ob du gut bist.

Mit LAURA BILGERI sprach Mariella Moshammer

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