„Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher“

Sebastian Kurz kehrt der Politik den Rücken — Es war ihm eine „Ehre, der Republik zehn Jahre dienen zu dürfen“

Den ersten Akt seines politischen Rückzugs setzte Sebastian Kurz am 9. Oktober, als er seinen Rücktritt als Bundeskanzler bekannt gab. Nach knapp zwei Monaten als Vorsitzender des ÖVP-Parlamentsklubs beendete Kurz gestern mit einem Statement kurz vor Mittag seine politische Laufbahn.Unter großer medialer Begleitung gab Sebastian Kurz in der Politischen Akademie der ÖVP seinen Polit-Rückzug bekannt. Der 35-Jährige bilanzierte seine zehn Jahre als Regierungsmitglied, die er 2011 als Staatssekretär für Integration begonnen hat. Seit Mai 2017 war der damalige Außenminister Kurz ÖVP-Bundesparteiobmann, seit Dezember 2017 Kanzler — einmal einer ÖVP-FPÖ-Koalition, seit Jänner 2020 führte er die Koalition mit den Grünen. Mehr über Kurz auf den Seiten 6 und 7.
Den ersten Akt seines politischen Rückzugs setzte Sebastian Kurz am 9. Oktober, als er seinen Rücktritt als Bundeskanzler bekannt gab. Nach knapp zwei Monaten als Vorsitzender des ÖVP-Parlamentsklubs beendete Kurz am Donnerstag mit einem Statement kurz vor Mittag seine politische Laufbahn. Unter großer medialer Begleitung gab Sebastian Kurz in der Politischen Akademie der ÖVP seinen Polit-Rückzug bekannt. Der 35-Jährige bilanzierte seine zehn Jahre als Regierungsmitglied, die er 2011 als Staatssekretär für Integration begonnen hat. Seit Mai 2017 war der damalige Außenminister Kurz ÖVP-Bundesparteiobmann, seit Dezember 2017 Kanzler — einmal einer ÖVP-FPÖ-Koalition, seit Jänner 2020 führte er die Koalition mit den Grünen. Mehr über Kurz auf den Seiten 6 und 7. © APA/Hochmuth

„Es war mir eine Ehre, der Republik zehn Jahre dienen zu dürfen“: Mit diesen Worten beendete Sebastian Kurz am Donnerstag um 11.50 Uhr seine knapp 20-minütige Rede, in der er seinen Abschied aus der Politik bekannt gab.

Er freue sich darauf, „mit heute ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen“. Die Entscheidung, sich nach einem „prägenden Lebensabschnitt“ aus der Spitzenpolitik zurückzuziehen, sei ihm nicht leicht gefallen, er empfinde aber „keine Schwermut“, so Kurz.

Der vom scheidenden ÖVP-Bundespartei- und Klubobmann angesprochene Lebensabschnitt begann 2011 mit seinem Eintritt in die SPÖ-ÖVP-Koalition als Integrations-Staatssekretär, ab 2017 war er zweimal Kanzler. Er sei diese zehn Jahre „mit 100-prozentiger Begeisterung“ dabei gewesen.

Die Ereignisse der letzten Monate hätten seine Leidenschaft für die Politik aber ein Stück weit getrübt, spielte Kurz auf die Korruptionsermittlungen an. Die Geburt seines Sohnes habe ihm schließlich gezeigt, „wie viel Schönes und Wichtiges es auch außerhalb der Politik gibt“.

„Vorwürfe sind falsch“

Einmal mehr kündigte Kurz an, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entkräften zu wollen. „Ich freue mich auf den Tag, auch wenn es Jahre dauern kann, wo ich bei Gericht beweisen kann, dass die Vorwürfe gegen meine Person falsch sind.“ Er habe natürlich Fehler gemacht und habe es manchmal nicht geschafft, seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, so Kurz, aber: „Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher. Ich bin ein Mensch mit Stärken und Schwächen.“

Als politische Erfolge nannte Kurz neben den erfolgreichen Wahlkämpfen 2017 und 2019 die Einführung des Familienbonus, den Versuch ein noch besseres Verhältnis zu Israel aufzubauen und die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Dank zollte er sowohl der ÖVP für die Geschlossenheit der letzten Jahre, seinen Förderern in der Partei wie Josef Pröll, Michael Spindel- egger und Johanna Mikl-Leitner sowie seinen früheren Koalitionspartnern FPÖ und Grüne. Dass der Erfolg der ÖVP zuletzt nur an seiner Person gehangen sei, wies Kurz zurück. „Dieser Eindruck ist falsch.“ Und: „Ich bin überzeugt davon, dass es auch in Zukunft eine starke Volkspartei geben wird.“

„Ein neues Kapitel“

Seine beruflichen Pläne ließ der scheidende ÖVP-Chef offen: „Für mich beginnt somit ein neues Kapital in meinem Leben, das ich mit heute aufschlagen darf. Vor allem freue ich mich darauf, einmal Zeit mit meinem Kind und meiner Familie zu verbringen. Und ich werde das genießen, bevor ich mich persönlich im neuen Jahr beruflich neuen Aufgaben widmen werde.“

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