„Ich ertappe mich dabei, mich schuldig zu fühlen“

Edita Malovcic spielt in dem für einen Oscar nominierten Kriegsdrama „Quo Vadis, Aida?“

Schauspielerin und Musikerin Edita Malovcic © picturedesk.com/Starpix/Tuma

Ihr Debüt als Schauspielerin feierte Edita Malovcic 1999 in Barbara Alberts Film „Nordrand“, unter dem Namen Madita veröffentlichte sie 2005 ihr erstes Album. Vergangenes Jahr machte die 43-Jährige bei „Dancing Stars“ mit, heuer wurde sie bei „The Masked Singer“ Zweitplatzierte. Und bei der heurigen Oscar-Verleihung hat ihr aktueller Film „Quo Vadis, Aida?“ von Jasmila Zbanic Chancen auf den Goldjungen als „Bester Auslandsfilm“.

VOLKSBLATT: Srebrenica, Juli, 1995: „Quo Vadis, Aida?“ behandelt ein Stück Zeitgeschichte, das den meisten Menschen in seiner Grausamkeit und zeitlichen Nähe in Erinnerung ist. Wie war es für Sie als Schauspielerin, sich damit so intensiv auseinanderzusetzen?

EDITA MALOVCIC: Ich habe mich nicht erst seit „Quo Vadis, Aida?“mit dem Balkankrieg oder den am Balkan herrschenden Konflikten beschäftigt. Mein ganzes Leben schon sind diese Konflikte für mich spürbar gewesen. Auch deshalb, weil meine serbisch orthodoxe Mutter meinen bosnisch muslimischen Vater geheiratet hatte.

War die Vorbereitung auf den Film „schmerzhaft“ für Sie? Haben Sie auch persönliche, familiäre Bezüge zu den schrecklichen Ereignissen damals?

Ich weiß, dass die Familie meines Vaters aus ihrer Stadt vertrieben wurde. Mein Vater ist auch damals endgültig nach Österreich gezogen. Ich habe über Erzählungen sehr viel Grausames gehört, von allen Seiten. Es war sehr bedrückend an einem Ort des Geschehens zu sein.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Jasmila Zbanic?

Barbara Albert, die Regisseurin meines ersten Filmes, hatte mich vorgeschlagen.

Jasmila Zbanic sagt in einem Statement zum Film, die Hauptfigur Aida wäre gefangen im Kriegsspiel der Männer. Sehen Sie das auch so?

Nun, soviel ich weiß, ist bis jetzt jeder Krieg von Männern ausgelöst worden … also, ja!

Ein Thema des Films ist auch die Frage, wie mit solch einem Krieg unter Nachbarn „danach“ umgegangen werden kann. Wie sehen Sie das? Können solche Gräben — hier konkret zwischen Serbien und Bosnien — je wirklich überwunden werden?

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Es ist schwierig. Solange alle nur ihr eigenes Leid sehen und es keine gegenseitige Aufarbeitung des Krieges gibt, sehe ich keine Hoffnung. Auch diese Schuldzuweisungen sind keine Lösung. Ich ertappe mich dabei, mich schuldig zu fühlen fürs Kollektiv.

„Quo Vadis, Aida?“ist für den Oscar nominiert. Was bedeuten Auszeichnungen für Sie persönlich, aber auch für Filmproduktionen?

Auszeichnungen sind schön, aber natürlich nicht alles. Ich denke, dass ein guter Film einfach durch Auszeichnungen noch einmal mehr Aufmerksamkeit erhält und somit mehr Menschen erreichen kann. Es wäre schön, alle zu erreichen.

Ein Jahr Corona-Pandemie. Wie haben Sie die vergangenen zwölf Monate erlebt?

Zwischen Lockdown und Arbeit. Ich darf mich nicht beschweren, habe seit Beginn der Pandemie gut zu tun gehabt, auch mit der einen oder anderen Unterhaltungsshow.

Ein Ereignis 2020 für Sie war „Dancing Stars“. Als Künstlerin kann man sich normalerweise hinter seinen Rollen „verstecken“. Was hat Sie dazu bewogen, sich „privat“ auf der Tanzbühne zu präsentieren?

Nun, so ganz privat ist man auch da nicht. Ich war immer schon ein großer Fan von Revuefilmen. Ich dachte mir, „Dancing Stars“ könnte mein Revuefilm sein — ist aufgegangen! Ein anderer Grund war vielleicht, dass mich Menschen gerne mit den Rollen, die ich spiele, verwechseln. Ich habe die Gelegenheit genutzt, etwas mehr von mir zu zeigen.

Hat Ihnen das Tanzen wieder Lust auf Musik gemacht? Planen Sie als Madita Neues?

Ich habe aufgehört zu planen. Ich nehme, was kommt und Musik ist in meinem Leben immer da und präsent.

Unter anderem ja bei Ihrem Auftritt als „Donaunymphe“ bei „The Masked Singer“. Wie war es wieder auf der Bühne zu stehen?

Es war sehr berauschend, wieder auf der Bühne zu stehen und zu singen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn mir Leute sagen, dass sie durch „The Masked Singer“ gemerkt haben, wie sehr sie mich als Musikerin vermissen. Ich bin sehr dankbar dafür, durch diese Show Konzerte und Partys in einem gehabt zu haben.

Woran arbeiten Sie aktuell als Schauspielerin?

Momentan drehe ich eine Mini-Serie in Luxemburg, die zweite Staffel von „Capitani“.

Interview: Mariella Moshammer

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