„Ich hab’ das Drehbuch in einem Zug durchgelesen“

Maria Hofstätter über den fabelhaften Film „Fuchs im Bau“, den Sepp und die Liebe

Schauspielerin Maria Hofstätter
Schauspielerin Maria Hofstätter © Diagonale/Theresa Wey

Maria Hofstätter ist die österreichische Lieblingsschauspielerin von Filmemacher Arman T. Riahi.

In seinem neuen Film „Fuchs im Bau“, der heute die Diagonale eröffnet, spielt die gebürtige Oberösterreicherin eine charismatische Gefängnislehrerin.

VOLKSBLATT: Arman T. Riahi hat in einem Interview zu mir gesagt, dass er wegen Ihnen aus dem Gefängnislehrer eine Lehrerin gemacht hat. In der ersten Fassung des Drehbuchs, das Sie von ihm bekommen haben, war es aber noch ein Mann. Haben Sie auch vom ersten Lesen an eine Frau in der Figur gesehen?

MARIA HOFSTÄTTER: Es war eine interessante Erfahrung, eine Rolle angeboten zu bekommen, die für einen Mann geschrieben wurde. Beim Lesen war natürlich sofort klar, dass manche Szenen definitiv geändert werden müssen und ich mir die Figur als Frau erst zu eigen machen muss.

Sie haben laut Arman schnell zugesagt. Woran lag das?

Ich habe das Drehbuch in einem Zug durchgelesen, nach der letzten Seite Arman T. Riahi angerufen und zugesagt — schneller geht’s wohl nicht! Der Schauplatz Gefängnisschule, die Handlung und die vielschichtigen Charaktere haben mich sofort überzeugt.

Das Drehbuch ist super, die Dialoge zwischen Ihrer Figur und dem Lehrer Fuchs wunderbar stimmig. Wie wichtig sind solche flüssigen Texte für Sie als Schauspielerin?

Gute Dialoge sind das größte Geschenk für Schauspielerinnen und Schauspieler! Arman hat sich erfreulicherweise viel Zeit genommen, um mit mir und meinem wunderbaren Kollegen Aleksandar Petrovic die Beziehung zwischen den beiden Lehrerfiguren sehr genau zu erarbeiten und an den Dialogen immer wieder zu feilen.

„Fuchs im Bau“ greift ein für viele sehr unbekanntes Thema auf — wussten Sie, wie es für Jugendliche im Häfen zugeht? Wie ging es Ihnen mit der Thematik?

Die Tatsache, dass Jugendliche in Österreich bereits mit 14 Jahren zu Gefängnisstrafen verurteilt werden können und daher noch schulpflichtig sind, war mir nicht bewusst. Erst recht nicht, was es für Jugendliche bedeutet, in U-Haft zu sein. Ich bin dankbar für alle Erfahrungen, die ich im Zuge dieses Projektes machen durfte, auch wenn sie manchmal bedrückend waren.

Wie war es mit Jugendlichen, die wirklich Zeit im Gefängnis verbringen müssen, zu arbeiten? Haben Sie etwas über deren persönliche Geschichten erfahren?

Für die Recherche haben wir die Gefängnisschule in der JVA-Josefstadt besucht, durften am Unterricht teilnehmen und hatten auch die Möglichkeit, mit den jungen Insassen zu reden und Persönliches zu erfahren. Gedreht wurde aber nicht mit Häftlingen, sondern mit Jugendlichen, die Arman in einem sehr langen Castingprozess sorgfältig ausgewählt hat!

Arman T. Riahi hat mit „Die Migrantigen“ schon einen wahren Kultfilm geschaffen und legt nun mit einem beeindruckenden Sozialdrama nach. Was trauen Sie ihm noch alles zu?

Alles, was er sich selbst zutraut!

Erinnert ihre Figur Sie an eine Ihrer Lehrerinnen oder Lehrer?

Nein! Für meine Rolle gab es aber ganz konkret ein Vorbild, nämlich Wolfgang Riebniger, einen ehemaligen Gefängnislehrer. Die vielen Gespräche mit ihm waren sehr hilfreich.

Bald ermitteln Sie zwar wieder an der Seite von Miriam Fussenegger, aber nicht mehr mit Josef Hader im oberösterreichischen „Landkrimi“. Wird Ihnen der Sepp Ahorner abgehen? Im letzten Teil sah ja alles so nach Liebe aus – was ist passiert mit den beiden?

Josef Hader ist diesmal aus Termingründen nicht mit an Bord. Das ist natürlich schade, aber ich freu mich auch auf die Zusammenarbeit mit den tschechischen Kollegen. Diesmal wird ja grenzüberschreitend ermittelt. Und ein Happy End zwischen Grete Öller und Sepp Ahorner? Naja! Nichts genaues weiß man nicht …

Außer den erfolgreichen „Landkrimis“ – was verbindet Sie denn noch mit ihrer oberösterreichischen Heimat?

Vieles! Meine Familie, liebe Freunde, Kulturveranstalter, die Landschaft und vor allem mein Dialekt.

Wie haben Sie denn die schwierigen vergangenen 15 Monate persönlich, aber auch als Künstlerin erlebt?

Mal mehr, mal weniger erfolgreich als eine lange Übung in Geduld und Gelassenheit.

Einige Ihrer Kollegen machten kürzlich mit der Aktion „Allesdichtmachen“ von sich reden. Was halten Sie davon?

Verzichtbar!

Mit MARIA HOFSTÄTTER sprach Mariella Moshammer

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