Simone Stribl: „Ich hoffe, auf alles vorbereitet zu sein“

Die Oberösterreicherin Simone Stribl moderiert die ORF-„Sommergespräche“

Simone Stribl
Simone Stribl © ORF/Thomas Ramstorfer

Sie ist 33 Jahre jung, stammt aus Grünau im Almtal und hat in den vergangenen zwölf Jahren als Innenpolitikjournalistin beim ORF schon mächtig vorgelegt: Simone Stribl fühlt ab 3. August bei den „Sommergesprächen“ als Gastgeberin den Parteichefs auf den Zahn.

VOLKSBLATT: Die Polit-Interviews mit den Parteichefs im Sommer gehören zu den meist gesehenen ORF-Sendungen. Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Sie quasi die Königsdisziplin moderieren dürfen?

SIMONE STRIBL: Ich war überrascht. Ich hätte Anfang des Jahres nicht gedacht, dass ich die „Sommergespräche“ mache. Ich habe sofort ja gesagt, weil es natürlich eine ganz, ganz tolle Erfahrung sein wird, eine große Chance für mich und auch eine große Herausforderung.

Wie bereiten Sie sich vor?

Was mir die Sache erleichtert, ist die Tatsache, dass ich an praktisch allen Hotspots des politischen Geschehens, sei es Ibiza, sei es Corona, als Außenreporterin direkt präsent war und daraus viel Wissen mitnehme. Und: Ich lese sehr viel und habe dadurch, dass ich seit zwölf Jahren beim ORF bin, eine entsprechende Expertise. Und ich schaue mir die Statements der Politiker aus den letzten Wochen, Monaten, Jahren an.

Erwarten Sie harte Konfrontationen und wie werden Sie damit umgehen?

Die „Sommergespräche“ an sich sind ja lockerer als sonst klassische Interviews. Wir haben viel Zeit, eine Stunde lang, und da kann man natürlich auch tiefgründig und hintergründig nachfragen. Das ist es, was für mich die Sendung ausmacht, dass man Zeit hat, man muss sich nicht hetzen und kann die wichtigsten Dinge, die während des Jahres passiert sind, besprechen. Was Konfliktsituationen anbelangt: Ich mache schon sehr lange politische Interviews, daher hoffe ich, auf alles vorbereitet zu sein.

Wie hat sich die Coronakrise auf die Berichterstattung, aber auch auf die Politik ausgewirkt?

Was wir auf jeden Fall im März und in den folgenden Monaten gesehen haben, ist, dass unsere Zuschauer ein ganz großes Informationsbedürfnis gehabt haben. Es war irrsinnig viel zu berichten. Wir haben gemerkt, dass Information in solchen Zeiten ganz, ganz wichtig ist.

Sie hatten Ihren Durchbruch als Außenreporterin in Sachen Ibiza-Affäre. Wie haben Sie die Ereignisse damals erlebt und was war dabei die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war, in solchen Stunden und Tagen den Überblick zu behalten, weil sich die Situation von Stunde zu Stunde verändert hat. Es gab sehr lange Live-Sendungen und wir haben uns da einfach immer von Stunde zu Stunde gehantelt, versucht, alle Informationen zusammenzubekommen.

Dittlbacher, Bürger, Leitner, Pötzelsberger — Oberösterreicher prägen die ORF-Politikberichterstattung aus Wien wesentlich mit. Ist Oberösterreich ein besonders guter Boden?

Wenn man sich die Namen ansieht, könnte man es vermuten. Jedenfalls ist die Leidenschaft für Journalismus und Politikberichterstattung bei all den Genannten wirklich sehr groß.

Sie wurden mit Kollegen für die Berichterstattung rund um die Ibiza-Affäre mit dem Walther-Rode-Preis ausgezeichnet. „Ihre Präsenz ist auch zu anderen Themen souverän, ihre Berichterstattung präzise, nicht spekulativ“, begründete die der Jury. Wächst da eine neue Generation Journalisten heran?

In so schwierigen Zeiten kriegt man natürlich auch die Chance, zu zeigen, was man kann. Es ist aber auch immer die Zusammenarbeit — nicht nur unter den Jüngeren, sondern auch mit denen, die schon ganz lange dabei sind, — und die ist sehr gut. Wir sind in der ORF-Info ein gut funktionierendes Team.

Welches Feedback erhalten Sie von den Zusehern?

Wir bekommen Briefe oder E-Mails, gerade bei Ibiza oder in der Coronakrise haben wir viele Zuschriften bekommen und das liest man. Da ist konstruktive Kritik dabei, aber auch Lob.

Gibt es noch Situationen, vor denen Sie Angst haben oder in denen Sie nervös sind?

Es gibt Situationen vor einer Sendung, wo es vielleicht besonders laut ist oder irgendetwas technisch nicht funktioniert, dann ist manchmal großer Trubel. Wenn dann das Kameralicht leuchtet und ich mich von irgendwo live melde, versuche ich immer, ruhig zu bleiben. Ein bissl Nervosität gehört aber dazu. Und egal, wie viele Leute zuschauen, es ist immer wichtig, dass man seine Arbeit so gut wie möglich macht. Die „Sommergespräche“ sind natürlich große Sendungen, dementsprechend bekommen sie viel Aufmerksamkeit, aber das ist auch das Schöne dran.

Worin liegt das Geheimnis Ihres Professionalität?

Ich mache meinen Job einfach irrsinnig gern. Wenn ich in der Früh in den ORF gehe, ist das für mich nicht wie Arbeit, sondern wirklich meine große Leidenschaft.

Haben Sie ein journalistisches Vorbild?

Auf jeden Fall Lou Lorenz-Dittlbacher. Ich mag ihre Interviews sehr gerne. Ich kenne sie natürlich persönlich, weil wir oft in der Redaktion zusammenarbeiten. Sie ist eine wichtige Person für mich, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht.

Ist es in Ihrem Alter und besonders als Frau schwerer, sich in Ihrem Beruf durchzusetzen?

So richtig super wäre es erst, wenn diese Frage irgendwann nicht mehr gestellt wird. Aber bei uns in der ORF-Info ist das sehr gut aufgeteilt auf Männer und Frauen.

Die Liste der bisherigen Interviewer bei den „Sommergesprächen“ liest sich wie das Who is who des heimischen Journalismus: Thurnher, Wolf, Oberhauser, Mück … Was kommt für Sie danach?

Ich versuche immer, die Herausforderung, die es gerade gibt, zu bewältigen und denke jetzt eher bis Ende August und dass ich gute „Sommergespräche“ für die Zuschauer mache, die verständlich sind.

Sommerurlaub gibt es dann wohl für Sie keinen?

Der fällt, wie für viele Österreicher, bei mir heuer sowieso aus, nicht nur wegen Corona, auch weil ich mich voll auf die „Sommergespräche“ konzentriere. Vielleicht fahre nach Oberösterreich zu meiner Familie, aber sonst bleibe ich eher in Wien.

Sie stammen aus Grünau im Almtal. Was bedeutet Heimat für Sie?

Vor allem meine Familie. Ich bin gern in Oberösterreich, aber auch in Wien fühle ich mich wohl. Ich bin sowohl ein Stadt- als auch ein Landmensch und finde es toll, beides genießen zu können.

Wobei finden Sie Ausgleich zum beruflichen Alltag?

Ich bin sehr gern draußen, das ist manchmal ganz wichtig. Ich gehe gern laufen, in Oberösterreich bin ich auch gern im Garten und ich mag es, am Wasser zu sein, da kann ich gut entspannen.

Mit SIMONE STRIBL sprach Melanie Wagenhofer

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