Im Bann einer pianistischen Sensation

Die georgisch-französische Pianistin Khatia Buniatishvili eröffnete im vollen Schloss die Musiktage Mondsee

Klavierstar Khatia Buniatishvili
Klavierstar Khatia Buniatishvili © Willi Pleschberger

Das hat den Musiktagen Mondsee seit 33 Jahren ihres Bestehens noch gefehlt: Ein Klavierabend mit dem Klavierstar Khatia Buniatishvili (35), die mit dem Ruf einer Aufsehen erregenden Pianistin das gewohnt prominent besetzte Festival (bis 3. September) am Freitag im ausverkauften Schloss debütierte. Eine charismatische Erscheinung betritt die Bühne mit Charme und Eleganz, setzt sich zum Fazioli-Flügel um die Besucher zu fesseln. Ihr bewundernswertes Spiel zauberte die Werke herbei, war unter ihnen auch kein einziges von Mendelssohn-Bartholdy, in dessen Zeichen die Mondsee-Festspiele stehen.

Die Künstlerin entführte lieber in den Pariser Salon um 1830 mit seinen sich gerne produzierenden Komponisten. Aber auch aus anderer Zeit stammende Meister beehrte die „Flügelstürmerin“, verfügt sie doch sicherlich über ein Repertoire ohne Grenzen. Erik Satie (1866-1925) machte den Anfang, weiters waren im Programm die bearbeitete Air-Suite von Bach, Schuberts Ges-Dur Impromptu und sein „Ständchen“, ein Stück von Francois Couperin aus seinen „Pièces de Clavecin“, also noch einmal Barock und wieder Bach/Liszt mit a-Moll Präludium und Fuge BWV 543, jede Nummer mit hellwachem Geist und Leidenschaft rauschhafter Freiheit ausgeführt. Nach allem Wunder einer technisch unglaublich differenziert gestalterischen Energie sollten die Salonlöwen Frédéric Chopin (e-Moll Prélude Nr.4, cis-Moll Scherzo Nr.3 op.39, As-Dur Polonaise op.53 und a-Moll Mazurka op.17 Nr.4) sowie Franz Liszt den Sieg davontragen.

Die von Pianisten gefürchtete Consolation Nr.3 des Letzteren und erst recht seine Zweite Ungarische Rhapsodie in der Fassung von Vladimir Horowitz verrieten zum Staunen auch eine intime Seelenpflege der Künstlerin wie sie fortwährend den ganzen Saal im Bann pianistischer Inkarnation zu halten pflegte. „Stimme und Klang eines Pianisten sind mit dem Körper zu fühlen“, das habe ihr schon ihr Idol Oleg Maisenberg auf ihren Karriereweg mitgegeben. Den Applaus wehrte sie schon die ganze Zeit nach jedem Stück ab, am Ende ging es dann doch nicht ohne Zugaben. Ein vergleichslose Ereignis.

Von Georgina Szeless

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