In diesem Haus gibt es keine Egos

Das Theater des Kindes lädt diese Saison zu gleich fünf Uraufführungen

Zur Saisoneröffnung:Matthias Hacker und Katharina Schraml in „Da wächst was“.
Zur Saisoneröffnung:Matthias Hacker und Katharina Schraml in „Da wächst was“. © Theater des Kindes

„Ich habe in diesem Theater noch kein Ego getroffen“, sagt Regisseur Henry Mason und begründet damit, warum er so gern am Linzer Theater des Kindes arbeitet. Demnächst laufen gleich drei Stücke, an denen er beteiligt war, ebendort: das liegt aber nicht nur an der großartig funktionierenden, langjährigen Zusammenarbeit, sondern auch daran, dass einiges coronabedingt ausgefallen oder verschoben worden ist.

Apropos Ausfall: Durch die lange Zeit des Lockdowns sieht die Bilanz, die am Freitag im Zuge einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem Saisonprogramm 2021/22 präsentiert wurde, nicht gerade rosig aus: In der Saison 2020/2021 begrüßte man mit 2825 Besuchern in 68 Vorstellungen gerade einmal etwas mehr als ein Zehntel der sonst üblichen Gäste, 2019/2020 war es mit einem komplett bespielbaren Herbst und 10.793 Besuchern in 156 Vorstellungen noch etwas besser.

In regulären Jahren kommen 22.000 bis 25.000 Besucher in rund 250 Vorstellungen. Trotzdem blickt Leiter Andreas Baumgartner optimistisch in die Zukunft und präsentierte gleich fünf Premieren, allesamt Uraufführungen, für die kommende Saison. Zum fixen Ensemble aus Katharina Schraml, Matthias Hacker, Simone Neumayr und David Baldessari gesellen sich als Gäste Thomas Bammer und Markus Weitschacher hinzu.

Wenn die Bühne zum Garten wird

Henry Mason ist es auch, der mit „Da wächst was. Ein Gartengedicht übers Blühen und Verblühen für Naturfreunde“, einer Arbeit für die Allerkleinsten (ab drei), nächsten Freitag die Saison eröffnet. Die Corona-Zeit habe ihn zum Garteln motiviert und das wiederum zum Stück, das den Jahreszyklus anhand eines Samens, der zur Pflanze wächst und wieder vergeht, nachzeichnet. „Anhand des Gartens lernen, Schönheit zu genießen, bedeutet auch, zu lernen, dass das irgendwann vergeht“, so Mason, der verspricht: „Es wird geradlinig, einfach, bunt, abwechslungsreich, mit Humor und einer Überraschung nach der anderen.“

So sollen Pflanzen wie von Zauberhand (Bühne und Kostüme: Anna Katharina Jaritz) wachsen. Die Entwicklung einer Raupe zum schönen Schmetterling wird mit Puppen dargestellt. Man wolle mit möglichst wenigen Worten auskommen, so Mason, und die kommen in Mundart daher. Umso mehr Musik wird es geben, jeder Figur schreibt „Haus-Komponist“ David Wagner ein Leitmotiv auf den Leib — „wachsende Klänge, die wieder verblühen“.

Momo, Ötzi und ein rockig-poppiger Nestroy

Nach mehrmaligem Verschieben gelangt am 5. November ein bestimmt von vielen schon heiß ersehnter Klassiker zur Uraufführung auf die Bühne: „Momo“ (ab sieben) nach dem Roman von Michael Ende in der Fassung von — klar — Henry Mason in der Regie von Julia Ribbeck. Für „Auf Ötzis Spuren“ (ab 26.11.) haben sich Baumgartner und Autor Christian Schönfelder sogar zur Recherche nach Bozen aufgemacht.

Herausgekommen ist 30 Jahre nach dem Sensationsfund eine „freche, moderne Version, Geschichte erzählen zu lassen“ (ab sieben), wie Baumgartner ankündigt — in der Regie von John F. Kutil. Den Jüngsten gewidmet ist dann ab Februar 2022 auch „Miss Sonnenschein“ (ab drei) über eine glückliche Frau, die auf Reise nach Jammerland geht, wo niemand lachen darf… Das Stück stammt aus der Feder von Alexander Kratzer, die Musik wieder einmal von Andy Baum.

Die „Älteren“ — Gymnasien, vielleicht sogar Oberstufen — möchte Baumgartner ab 8. April 2022 mit „Der Talisman“ (ab acht) nach Nestroy, rockig-poppige Musik inklusive Band, ins Theater locken, dessen Stückversion er auch selbst liefert. „Das ist uns schon mit ,Orpheus´ gelungen. Letzterer wird diese Saison wieder gezeigt. „Die Schnecke und der Buckelwal“, „Ein Schaf fürs Leben, „Donna Quichotta“, „Die Birne glüht“ und besagter „Orpheus“ sind die weiteren Wiederaufnahmen.

Schon der Sommer habe gezeigt, wie kulturhungrig auch die jungen Theaterbesucher seien, die die Vorstellungen gestürmt hätten, so die Theaterleute. Aktuell haben sich schon viele Kindergärten zu Vorstellungen angemeldet, bei den Schulen ist es noch ungewiss, ob und unter welchen Bedingungen Vorstellungsbesuche möglich sein werden.

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