Inklusion in den ersten Arbeitsmarkt

Die Caritas fordert mehr Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung, im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Es brauche einen Inklusionsfonds, der von Bund und Ländern gespeist wird, und Betroffenen, die das wollen, eine Chance eröffnet.

Andreas Knogler (r., im Bild in der Tischlerei-Werkstätte der Caritas) lebt in einer WG in Neukirchen am Walde und hatte bereits eine Integrative Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt. Derzeit hat er wieder eine Stelle in Aussicht.
Andreas Knogler (r., im Bild in der Tischlerei-Werkstätte der Caritas) lebt in einer WG in Neukirchen am Walde und hatte bereits eine Integrative Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt. Derzeit hat er wieder eine Stelle in Aussicht. © Caritas

Mehr Maßnahmen für einen inklusiven Arbeitsmarkt fordert die Caritas von Bund und Ländern. „Für Menschen mit Behinderungen ist es unmöglich oder ein echter Kraftakt, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen“, sagte Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau diese Woche bei einer Pressekonferenz in Wien.

Landau drängt auf ein Recht auf einen inklusiven Arbeitsmarkt und auf einen Inklusionsfonds. Er verwies dabei auf eine aktuelle Umfrage, nach der viele Menschen mit Behinderungen auf den ersten Arbeitsmarkt wechseln wollen.

Befragt wurden 218 Menschen mit kognitiven Behinderungen und/ oder Mehrfachbeeinträchtigung, die in Caritas-Werkstätten und im Rahmen einer Integrativen Beschäftigung in Firmen arbeiten. 60 Prozent könnten es sich vorstellen, auf den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln bzw. sind diesem nicht prinzipiell abgeneigt. Besonders junge Menschen unter 30 Jahren sind offen für einen Wechsel.

Ohne Diskriminierung

Nicht alle können in den ersten Arbeitsmarkt gehen, aber es müsse die Möglichkeit geben, wenn sie das wollen. „Und zwar ohne Diskriminierung aufgrund ihrer Behinderungen“, sagte Landau. Bestehende Angebote müssten bleiben bzw. weiterentwickelt werden, dafür brauche es eine entsprechende Finanzierung.

Notwendig sei „ein Inklusionsfonds, der von Bund und Ländern gemeinsam befüllt wird, und über den Angebote für Menschen mit Behinderungen nach gleichen Standards bundesweit finanziert werden“. Es braucht eine einheitliche sozialrechtliche Absicherung, kollektivvertragliche Entlohnung und Persönliche Assistenz.

Die Caritas fordert zudem Platz für Mischformen in der Betreuung und eine flexiblere Zeiteinteilung. Mit dem Wechsel auf den allgemeinen Arbeitsmarkt haben Betroffene oft Angst bestehende Leistungen aus Behinderten- und Sozialhilfe bzw. Chancengleichheitsgesetzen der Länder zu verlieren. „Es braucht eine Sicherstellung der bestehenden Ansprüche und Leistungen“, so Landau: „Menschen mit Behinderungen dürfen nicht unter Druck geraten, am regulären Arbeitsmarkt so viel verdienen zu müssen, wie die vorherigen Leistungen ausgemacht haben.“ Der Lebensstandard müsse „jedenfalls erhalten bzw. verbessert werden können“.

Einer, der sich in einer Integrativen Beschäftigung bereits bewährt hat, ist Andreas Knogler (30). Er wohnt seit 2012 in Neukirchen am Walde in einer Caritas-WG. Anfangs war er im Pammingerhof im Rahmen einer Fähigkeitsorientierten Aktivität – u. a. im Garten und in der Tischlerei – tätig. Nach zwei Jahren bekam er einen Büro-Job in der Caritas in Engelhartszell. Im Zuge der Landesausstellung ging Knogler als Aufsicht einer Integrativen Beschäftigung nach. Jetzt hofft er im Schützenmuseum wieder eine entsprechende Anstellung zu finden.

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