Meinung

von Christian Haubner

Interner Spaltpilz

Kommentar zum Brexit als Spaltpilz.

Es hatte etwas von einer Nacht-und-Nebel-Aktion und mutete wie ein verzweifelter Schritt an. Großbritanniens Premier Boris Johnson ist nach Schottland gereist, um Werbung für die Einheit des Landes zu machen. Freundlich empfangen wurde er freilich nicht.

Denn immerhin ist Johnson ein Kämpfer für den Austritt Großbritanniens aus der EU gewesen. Genau dieser Brexit ist den Schotten jedoch verhasst, sie hatten bei der Abstimmung mehrheitlich dagegen gestimmt – was ihnen aber als Teil eines größeren Ganzen nichts genutzt hatte.

Unmittelbar hat Johnson nichts zu befürchten. Zwar ist eine Mehrheit der Schotten jetzt für die Unabhängigkeit. Doch formal müsste der Premier ein entsprechendes Referendum in Schottland genehmigen –was er wohl nicht tun wird. Mittelfristig dürfte es aber schwierig werden, die Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterdrücken.

Der Brexit ist übrigens auch in Nordirland höchst unpopulär und sorgt dort ebenso für regen Zulauf zum Lager der Unabhängigkeitsbefürworter. Der Preis für den Brexit könnte für Großbritannien noch ein weitaus höherer werden, als sich Johnson dies ausgemalt hat. Der EU-Austritt erweist sich immer mehr als Spaltpilz im eigenen Land.

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