Ivana Sajko: Familienroman

In ihrem „Familienroman“ schreibt die Kroatin Ivana Sajko über „Die Ereignisse von 1941 bis 1991 und darüber hinaus“, das heißt von der Verkündung des Unabhängigen Staates Kroatien bis kurz vor Beginn der jugoslawischen Sezessionskriege.

Drei Geschichten seien in dem Buch miteinander verflochten, so Sajko im ersten Kapitel: die Geschichte ihrer Familie, die Geschichte der Stadt Zagreb, sowie eine dritte Geschichte. Es handelt sich nicht einfach um die Rekonstruktion historischer Ereignisse, schon im zweiten Kapitel wird über die Wolken gelaufen und geflogen, im dritten spielt das Tertiär-Meer und seine fossilen Überreste eine Rolle.

Man braucht ein bisschen, um in die spezielle Erzählweise hineinzukommen, doch dann packt es einen. Der Einmarsch der Deutschen, die Schreckensherrschaft der Ustascha, die Welle von Künstlern und Intellektuellen, die sich Ende 1942 dem Aufstand der Partisanen anschlossen und ihre bittere Enttäuschung — all das wird äußerst facettenreich beschrieben.

Der ernüchternde Kontrast zwischen Idealismus und Enttäuschung, Hoffnung und Realität wird von Sajko immer wieder bestechend dargestellt und erzählerisch kunstvoll verwoben. Im Hintergrund kündigt sich bereits die zukünftige Katastrophe an. Die einstigen Brudervölker haben sich bis auf die Zähne bewaffnet. Für den Fall der Fälle. Für den Fall, der eintreten wird.

Ivana Sajko: Familienroman. Voland & Quist, 176 Seiten, 20,50 Euro

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