Jederfraus Stimme, begehrte Antarktis

STARTS-Hauptpreise gehen an US-Amerikanerin Holly Herndon und Italienerin Giulia Foscari

Menschliche Stimme & Künstliche Intelligenz: Holly Herndon
Menschliche Stimme & Künstliche Intelligenz: Holly Herndon © Ars Electronica

Über Kontinente hinweg sprechen? So ein Blödsinn! Woher die Zauberkräfte? Schließlich hieß die epochale Erfindung: Telefon. Nicht mehr abstrakt oder geheimnisvoll, sondern Alltag.

Neue Ideen, gut 100 Jahre später: abstrakt, oft verwirrend für Außenstehende. Auf einem Video zu sehen die US-amerikanische Performance-Künstlerin Holly Herndon, aber mit ihrer Stimme singt ein Mann. Der Hintergrund ist knifflig, komplex. Herndon ließ ihre Stimme durch Künstliche Intelligenz (KI) laufen. Somit ist die Stimme für jedermann und -frau frei verfügbar. Aufnahmen des digitalen Zwillings „Holly+“ und deren kommerzielle Verbreitung werden von Hunderten Menschen mitbestimmt. Wie funktioniert in der digitalen Welt geistiges Eigentum? Holly Herndon will mit „Holly+“ einen Präzedenzfall für die anbrechende Ära der KI-Kunst schaffen.

STARTS (S für Science/Wissenschaft, T für Technik, ARTS für die Künste) ist ein gemeinsam von der Europäischen Kommission und der Linzer Ars Electronica seit 2016 ausgeschriebener Preis. Zwei Hauptpreise zu je 20.000 Euro werden heuer vergeben, zudem eine Reihe von Projekten als „Ehrenvolle Erwähnung“. Die Siegerprojekte und weitere Geehrte sind beim Ars Electronica- Festival im September in Linz zu sehen, darunter der zweite Hauptpreis, der heuer an die Italienerin Giulia Foscari für „Antarctic Resolution“ geht.

Antarktis, eh weit weg? Zehn Prozent der Erdmasse, ein vollständiges Abschmelzen würde den Meeresspiegel um 60 Meter ansteigen lassen. Der Schutz der — übrigens auch noch mit Rohstoffen „gesegneten“ — Antarktis auch „zum Schutz unserer eigenen Spezies“, sagt Foscari. Gemeinsam mit mehr als 150 Experten und Expertinnen hat sie die Antarktis in allen möglichen Richtungen erforscht, die Ergebnisse in einer 1000-seitigen Enzyklopädie veröffentlicht. Ein dringender Aufruf, begleitet von weiteren Aktionen.

Klaus Luger, Linzer Bürgermeister, und Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer priesen am Montag STARTS als richtungsweisend auch für die geplante Digital-Universität in Linz. „Innovation braucht Kunst“, sagt Lang-Mayerhofer. Innovatives wie der „Slootmotor“ des Niederländers Gijs Schalkx: ein Verbrennungsmotor, der seine Energie aus Methangas der Umgebung (etwa Teichen) bezieht. Acht Sunden, um den Tank zu füllen und 20 Kilometer zu fahren — „aber diese 20 Kilometer sind immer wieder die besten meines Lebens“, sagt Schalkx.

Infos auf uitsloot.nl

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