Jesus muss verschwinden …

Nach der Hagia Sophia wird heute weitere ehemalige Kirche in Istanbul zur Moschee

Die frühere Chora-Kirche in Istanbul: Christliche Fresken und Mosaike...... wurden abgedeckt, damit sie heute beim muslimischen Freitagsgebet nicht stören.Präsident Erdogan hat die ehemalige Chora-Kirche in Istanbul wie im Juli die Hagia Sophia zur Moschee gemacht.

Die Vorbereitungen für die heutige Eröffnung Kariye-Moschee im Istanbuler Stadtteil Fatih sind abgeschlossen: Leinwandbahnen verdecken kunsthistorisch bedeutende Fresken und Mosaike, welche die Muslime beim Freitagsgebet stören könnten. Denn die Wandbilder zeigen christliche Motive. Hier sind Jesus und die Jungfrau Maria abgebildet, weil die Moschee ursprünglich eine Gottessohn und -mutter geweihte Kirche war — die im 6. Jahrhundert von den Byzantinern errichtete Chora-Kirche.

Byzantinisches Kulturgut wird Blicken entzogen

Nach der Eroberung Konstantinopels, dem heutigen Istanbul, durch die Osmanen war die Kirche 1511 in eine Moschee umgewandelt worden. Diese wurde 1958 nach einer Restaurierung der übertüchten Bibelszenen im Sinne des laizistischen Staatsgründers Kemal Atatürk in ein Museum umfunktioniert. Die hier bis vor Kurzem zu sehenden Mosaiken und Fresken gelten sowohl qualitativ als auch ihrer Anzahl nach als die bedeutendsten erhaltenen byzantinischen Bildwerke.

Erst die Hagia Sophia, nun die Chora-Kirche

Staatschef Recep Tayyip Erdogan dreht die Uhr zurück ins 16. Jahrhundert und macht mit der ehemaligen Chora-Kirche das, was er im Juli schon mit der Hagia Sophia getan hatte: Die einstige byzanthinische Sophienkirche wurde ebenfalls wieder zur Moschee, nachdem sie seit 1935 als Museum allen Religionen offengestanden war. Internationale Proteste gegen die Re-Islamisierung dieses UNESCO-Weltkulturerbes blieben wirkungslos. Auch im Fall der Chora-Kirche bzw. Kariye-Museums wird das kaum anders sein.

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Der im islamistischen Milli-Görüs-Milieu sozialisierte Erdogan setzt mit der Wiedereröffnung der Kariye-Moschee einen weiteren Schritt zur Demontage des säkularen Erbes von Atatürk, der sein Land in die Moderne geführt und die Religion aus dem Öffentlichen gedrängt hatte.

Kritik der Istanbuler Stadtverwaltung

So sehr Erdogans Kurs von Nationalisten und Fundis beklatscht wird, gibt es doch auch kritische Stimmen. Vor allem in der Bosporus-Metropole, welche Erdogans AK-Partei vor eineinhalb Jahren bei den Kommunalwahlen an die kemalistische Volkspartei (CHP) verloren hatte. So veröffentlichte denn auch der Vizechef der Istanbuler Stadtverwaltung, Mahir Polat, auf Twitter Fotos von der Abdeckung der biblischen Bilder im Kariye-Museum und kritisierte, dass dies „den Charakter und den künstlerischen Wert des Gebäudes zerstören“ würde.

Der Leiter der staatlichen Religionsbehörde Diyanet. Ali Erbas, wurde für seine Ankündigung der Wiedereröffnung der Kariye-Moschee in sozialen Medien mit Lob überhäuft. Nur vereinzelt gab es auch kritische Posts wie „Schande über dich!“

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