„The Chopin Project“ nennt sich ein Album mit Chopins Klaviermusik für Jazzquartett, das die vier Musiker Kurt Rosenwinkel, Jean-Paul Brodbeck, Lukas Traxel und Jorge Rossy mit zehn fesselnden Neuinterpretationen von Préludes, Etüden, Nocturnes und Valses zur großen Überraschung für Pianisten vorlegen. Denn man fragt sich schon, ob sich die eleganten Kompositionen aus der Romantik für ein Arrangement mittels der Elektronik überhaupt gewinnbringend eignen würden.
Etwas ungewohnt ist es durchaus, aber man kann daran Gefallen finden und nur bewundern, wie virtuose Läufe und Rhythmen nahtlos in den Swing übergehen, kantige Folk-Melodien sich in Blues verwandeln, und die raffinierte Eleganz von Chopins langen bogenförmigen Melodielinien durch die transzendente Energie des Post-Bop verklärt klingen. Brodbecks Klavier deutet die Schönheiten der Chopin-Strukturen, Rossy und Traxel liefern einen texturalen Groove mit geladener Energie und Rosenwinkel findet mit seiner ästhetischen Phrasierung und den Melodien aus dem Original zu einer verständlichen Jazzsprache. Wer genau hinhört, kann aus der Neufassung auch erkennen lernen, wie Musik überhaupt entsteht und zur Erfüllung führt.
Sie werden die Musik des westlichen klassischen Kanons erfrischend finden und ihre Auseinandersetzung mit ihr als ein lebendes Dokument behandeln.