Kampf gegen MS

Dass die Diagnose einer unheilbaren Krankheit wie Multiple Sklerose nicht zur Selbstaufgabe führen muss, sondern sich mit einem ausgeprägten Kampfgeist wieder viel ins Positive bewegen kann, zeigt der betroffene Arzt Stefan Hainzl in seinem Buch „Comeback“ auf.

Der Auslauf für Hund und Herrl ist für den Ottensheimer Arzt und ÖSV-Betreuer Stefan Hainzl keine Selbstverständlichkeit. Er hat für sich einen Weg gefunden, trotz MS wieder beschwerdefrei zu sein. © Gregor Hartl

Eiserne Disziplin und Mut sind die zwei zentralen Eigenschaften, die der Ottensheimer Arzt und ÖSV-Betreuer Stefan Hainzl (46) mitbringt. Mit unbändigem Willen hat er es geschafft, die bei ihm im Alter von 32 Jahren diagnostizierte Multiple Sklerose (MS) in den Griff zu bekommen, so dass er heute wieder beschwerdefrei ist.

Dazwischen liegen viele Tiefpunkte, denn der begeisterte Tennisspieler und Spitzenleichtathlet wollte sich mit der Diagnose nicht abfinden und mutete seinem Körper, um die von der MS ausgelösten Defizit so lange wie möglich zu kaschieren, oft viel zu viel zu.

In seinem Buch „Comeback. Mein Weg zurück ins Leben“ zeigt er seinen Kampf mit der Erkrankung schonungslos auf. Zunächst folgte er der Schulmedizin, nach und nach stieg der Mediziner, der sich auf den Bewegungsapparat spezialisiert hat, auf eine vegane, glutenfreie und entzündungshemmende Ernährung in Kombination mit einer hochdosierten Vitamin-D-Eigentherapie um.

Er schreibt aber selbst, dass sein Weg nicht einfach nachgeahmt werden kann, da die Therapie unter strenger ärztlicher Kontrolle ablaufen muss, weil sie auch viele Risken birgt.

Stefan Hainzl, Comeback, Mein Weg zurück ins Leben, edition a, 2022, ISBN: 9783990015766

Kaschieren bis zum Gehtnichtmehr

Hainzl erzählt von der Diagnose 2008 und seinem absoluten Tiefpunkt zehn Jahre später bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang in Südkorea. Auch dort versuchte er seine Probleme mit dem linken Auge, dem Schwindel und dem linken Fuß, der ihm nur noch unter äußerster Kraftanstrengung gehorchte, unter den Teppich zu kehren. Bis es nicht mehr ging.

Sein Orientierungssinn setze aus und der Leser kann sich einfühlen wie groß die Verzweiflung gewesen sein muss, im Olympischen Dorf zwischen den einzelnen Containern der verschiedenen Mannschaften herumzuirren, nur mit Mühe an das gewünschte Ziel zurückzufinden und sich dabei immer noch nichts anmerken zu lassen.

Denn Schwäche im Leistungssport ist tabu, auch für den Mannschaftsarzt der Nordischen Kombinierer und Skispringer. Der dreifache Vater gibt Einblick, wie sehr eine derart schwere Erkrankung, die für manche Betroffene im Rollstuhl endet, das Familienleben belastet.

Sein Buch macht aber auch Mut, dass man mit positiven Gedanken und dem Willen, sich nicht von seinem Schicksal unterkriegen zu lassen, sondern mit aktivem Tun, vieles zum Positiven beeinflussen kann. Dass der Weg aber kein einfacher ist, zeigen die mentalen Tiefpunkte und Eingeständnisse, sich auch selbst psychologische Hilfe zu holen und nicht immer nur für andere zu funktionieren.

Von Michaela Ecklbauer

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