Kaum weibliche Chefs

JKU-Professorin sieht zwar Fortschritte, mahnt aber weitere Maßnahmen ein

In den 20 Unternehmen des ATX waren Anfang Jänner 2021 nur 6,8 Prozent Frauen in den Vorständen.
In den 20 Unternehmen des ATX waren Anfang Jänner 2021 nur 6,8 Prozent Frauen in den Vorständen. © fizkes - stock.adobe.com

Österreich ist bei der Besetzung von Vorstandspositionen mit Frauen weiterhin ein Schlusslicht in Europa. In den an der Wiener Börse notierten Unternehmen sind lediglich 17 von 225 Vorstandspositionen (7,6 Prozent) mit Frauen besetzt.

Nur Luxemburg ist mit vier Prozent noch schlechter aufgestellt. Eine ähnliche Unterrepräsentanz zeigt sich in den 200 umsatzstärksten Unternehmen des Landes, dort liegt der Geschäftsführerinnenanteil bei neun Prozent.

In den 20 Unternehmen des ATX waren Anfang Jänner 2021 überhaupt nur 6,8 Prozent Frauen in den Vorständen. Damit bildet Österreich im europäischen Vergleich gemeinsam mit Luxemburg (4,2 Prozent) das Schlusslicht und rangiert deutlich unter dem EU-Schnitt (19,3 Prozent) sowie hinter Ländern wie Deutschland (13,5) oder Italien (13,1). Das geht aus dem Frauen-Management-Report der Arbeiterkammer (AK) hervor.

Das generelle Missverhältnis bei den Gehältern und Aufstiegschancen der Geschlechter wirke sich zudem nicht nur im Beruf, sondern auch in der Pension aus, sagt Doris Weichselbaumer, die das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der JKU Linz leitet. „Da liegt Österreich auf dem drittletzten Platz“, sagt die Uni-Professorin im VOLKSBLATT-Gespräch.

Die Gründe hierfür seien nach wie vor, dass Frauen eher Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssten. Bei den Gehältern habe sich zwar im vergangenen Jahrzehnt etwas getan. Geholfen hätten hier mehrere gesetzliche Regelungen, „zum Beispiel Gehaltsangaben bei Stellenausschreibungen“. Daher seien alle Regelungen, die mehr Transparenz aufzeigen „begrüßenswert“.

Die skandinavischen Länder seien Österreich in dem Bereich weit voraus. „Da bringen sich Männer viel mehr in die Kinderbetreuung ein und die Geschlechterbilder sind dort viel egalitärer“, sagt Weichselbaumer. Und schlussendlich gebe es noch Aufholbedarf bei den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen.

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