Kaum Zustimmung für Sonntagsöffnung

WKO-Chef Mahrer preschte mit Anliegen vor – Handel will eher untertags länger offen halten

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Auf wenig positive Reaktionen stieß der Vorschlag zur Sonntagsöffnung im Handel von Harald Mahrer. Der Wirtschaftskammerpräsident hatte sich unter anderem für offene Sonntage für die Zeit nach dem Lockdown bis Weihnachten ausgesprochen.

Das gab harsche Kritik. Seine gleichzeitige Anregung, den Handel wochentags länger offen zu halten, stieß dagegen auf Zustimmung der Unternehmen.

Hilfe gegen Lockdown

Mahrer will mit seinem Vorschlag auf die Folgen des Lockdowns reagieren. Einerseits soll damit der Umsatz in der Vorweihnachtszeit noch angekurbelt werden, andererseits gehe es auch um das Entzerren der Kundenströme, so der WKO-Präsident im Ö3-Frühjournal.

Zudem plädierte er wie LH Thomas Stelzer beim Online-Shopping gemäß dem Motto „regional-digital“ auf österreichischen Shopping-Portalen einzukaufen. „Wichtig ist jetzt, dass die Umsätze in Österreich bleiben.“ Der Lockdown sei ein schwerer Schlag für den Handel. „Die haben sich alle eingedeckt mit Ware für das Weihnachtsgeschäft, das ist für den Handel die stärkste Zeit im Jahr“, verweist Mahrer auf bereits getätigte Vorarbeiten.

Viel Widerspruch

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Wenig überraschend kam Ablehnung von der Gewerkschaft. „Wir sind mehr als überrascht und verärgert. Mit uns wurde nicht einmal das Gespräch gesucht“, so Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA. „Wir haben die Handelsangestellten dutzendfach zur Sonntagsöffnung befragt“, so Teiber. Diese werde mit großer Mehrheit abgelehnt, betont sie.

Aber auch von anderer Stelle gab es Kritik. Der Sonntag solle frei bleiben, er sei ein Tag des Familie, betonte Landtagsabgeordnete Elisabeth Manhal im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. Die Einkäufe auf die wieder geöffneten Tage zu verlegen, regt auch Vize-Bürgermeister Bernhard Baier an. Er empfiehlt wie auch City-Ring- Obmann Matthias Wied-Baumgartner, die Weihnachtseinkäufe möglichst zu verschieben, um dann in Linz die Geschäfte wieder zu beleben. Damit wäre der regionalen Wirtschaft enorm geholfen und das Einkaufsflair sei im Dezember genauso angenehm wie davor, wird betont.

Unterstützung von Lugner

Offene Türen läuft Harald Mahrer dagegen bei Shoppingcenter-Betreiber Richard Lugner ein. Er gilt seit Jahren als Speerspitze der Befürworter des Einkaufens am Sonntag. Der gemeinsame Familieneinkauf sei ein Event, betont er. Das habe sich bei der Sonntagsöffnung während der Fußball-Europameisterschaft 2008 gezeigt, als die Händler in seinem Einkaufszentrum an den Sonntagen mehr Umsatz gemacht hätten als an jedem anderen Tag.

Lieber länger offen

Während die Forderung nach dem offenen Sonntag bei vielen Lebensmittelhändlern wenig Begeisterungsstimmung auslöste, hakte man teilweise beim Vorschlag der längeren Öffnungszeiten unter der Woche ein.

Bei Rewe – zum Konzern gehören unter anderem Merkur, Billa und Adeg – wird gegenüber dem VOLKSBLATT der Zeit-Aspekt ins Zentrum gerückt. „Uns geht es nicht um den Sonntag, für uns wäre vielmehr wichtig, unter der Woche einen flexiblen Rahmen zu haben, der allen Händlern erlaubt, dann offen zu haben, wenn die Kunden einkaufen wollen und es von ihrem Tagesablauf und Lebensstil her auch können“, so Pressesprecher Paul Pöttschacher. Wir begrüßen daher die Forderung von WKO-Chef Harald Mahrer, wonach die Öffnungszeiten erweitert werden sollen und würden uns freuen, wenn die Verlängerung der Öffnungszeiten über die Vorweihnachtszeit hinaus Gültigkeit hat, heißt es.

Auch für die Ausmaße der längeren Öffnungszeiten gibt es Vorstellungen. „Durch die Erweiterung der Öffnungszeiten um vier Stunden pro Woche könnten wir in Österreich 500 neue Arbeitsplätze schaffen, so der Rewe-Sprecher.

Anders sieht man das bei Spar: „Der freie Sonntag soll den Mitarbeitenden als Verlangsamungskonstante zur Verfügung stehen. Die Diskussion um Öffnungszeiten stellt sich für uns derzeit nicht“, heißt es dort.

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