Kautionsbetrug im großen Stil

Linzerin übergab 15.000 Euro, doch Banden machen viel mehr Beute

Kautionsbetrüger haben am Dienstag eine 89-jährige Linzerin um 15.000 Euro geprellt. Ihre Masche ist nicht unbekannt: Die Täter gaukelten der Frau vor, ihre Tochter müsse nach einem Verkehrsunfall in Haft, wenn sie nicht 70.000 Euro bezahle.

So viel Geld hatte die Frau zwar nicht, sie übergab aber einem 25 bis 30 Jahre alten Boten mit kurzen schwarzen Haaren und Drei-Tages-Bart 15.000 Euro.

Hunderttausende erhalten

Der Fall sei der erste heuer, aber 2019 dürften die firmenähnlich organisierten Täter allein in OÖ mehrere Hunderttausend Euro erbeutet haben, schätzt Gerald Sakoparnig, oberster Betrugs- ermittler im LKA. Vor eineinhalb Jahren haben die Nichten- und Neffenbetrüger auf diese neue Masche umgesattelt, schildert er. Nach Medienberichten über einen jungen Mühlviertler, der in den USA nach Sex-Vorwürfen inhaftiert war und gegen Kaution frei kam, stiegen sie auf den Kautionsbetrug um, der meist so abläuft wie bei der betagten Linzerin. Üblicherweise würden die Täter 70.000 bis 80.000 Euro fordern, schilderte er.

Maschen je nach Saison unterschiedlich

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Die Ermittler gehen davon aus, dass eine große Organisation mit Bossen in Osteuropa dahintersteht, die wie eine Firma agiert und je nach Marktlage und Saison verschiedene Betrugsmaschen auf Lager hat. „Das ist wie ein Kaufhaus: Im Erdgeschoß ist der Neffentrick, im zweiten sind die Liebschaften, die es nicht gibt, und so weiter“, so Sakoparnig. Mai/Juni würden gerne nicht existierende Ferienwohnungen auf Mallorca angeboten, im Juli – ebenfalls fiktive – Sommerwohnungen für Studenten. Im März, wenn die meisten Leute ihren Steuerausgleich gemacht haben, sei die Zeit für Phishing-Mails, mit denen dem Steuerzahler eine anstehende Rückzahlung vorgegaukelt wird, um seine Zugangsdaten zu erhalten.

Der Kautionsbetrug tritt immer wieder in Wellen in bestimmten, meist städtischen Gebieten auf, was Sakoparnig mit der Logistik der Täter erklärt: Telefoniert werde aus dem Ausland via Internet von zwei Leuten. Einer ruft an, der andere dirigiert die Abholer vor Ort.

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