Kein Recht, keine Gerechten

Ladj Ly zeigt in „Die Wütenden“ das beinharte Leben in den Pariser Vororten

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Victor Hugo schrieb im 19. Jahrhundert über die Elenden, „les misérables“. Heute wendet sich Regisseur Ladj Ly ihnen zu und bringt seinen Film mit Hugos Zitat zu Ende: „Merkt Euch, Freunde! Es gibt weder Unkraut noch schlechte Menschen. Es gibt bloß schlechte Gärtner.“

Lys „Die Wütenden“ ist beinhart in seinem Blick auf den Pariser Vorort Montfermeil, in dem der Regisseur selbst aufgewachsen ist. Sein Erstling ist inspiriert von den Unruhen in Frankreich von 2005, bei denen fast 3000 Menschen festgenommen worden sind. In Cannes wurde der Film mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, bei den Oscars ist er als bester internationaler Film nominiert.

Von gut und böse zu sprechen, von Recht, Gerechten, Tätern und Opfern greift in „Die Wütenden“ nicht. Polizist Stéphane (Damien Bonnard) hat seinen ersten Arbeitstag, es sollen die schlimmsten 24 Stunden seines Lebens werden. Er ist mit seinen abgebrühten Kollegen Chris (Alexis Manenti) und Gwada (Djebril Didier Zonga) in einer trostlosen Gegend unterwegs, einer männlich dominierten Welt, in der Burschen für Clans angeworben werden und in der ohne Zweifel ausschließlich das Recht des Stärkeren gilt. So auch für die Polizisten, die sich kaum von den Bewohnern unterscheiden in ihrer Rücksichtslosigkeit, Gewaltbereitschaft und Resignation. Die überkommt auch den Zuseher, wenn er dieses Leben auf der Straße sieht. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als das Löwenbaby eines Clan-Chefs entführt wird und die Staatsgewalt gehörig in Bedrängnis gerät, als eine Drohne ihr Tun filmt.

Ladj Ly, der die Geschichte großteils mit Handkamera bzw. Drohnen gefilmt zeigt, lässt kaum einen Funken Hoffnung aufkommen, dieser Garten ist abgefackelt. Am Ende ein brutales und einzig logisches Finale.

Ab sofort im Kino.

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